Rolf Torring 116 - Der Schwarze von Hongkong
sich einen Gurt mit zwei Pistolen umgeschnallt und sah recht unternehmungslustig aus.
Doktor Blacker zog es vor, auf seiner Besitzung zu bleiben.
Nach kurzem Abschied fuhren wir los. Kein Lufthauch bewegte die Wasserfläche. Wie Gespenster glitten die kleinen und großen Schiffe, von ihren Lichtern hell beleuchtet oder nur durch die Positionslampen zu erkennen, über das Wasser.
Die Insel lag abseits der Route der großen Schiffe, doch trafen wir, als wir eine Schwenkung ausgeführt hatten, eine ganze Menge Fischerboote, die nachts auf Fang ausgingen. Je näher wir jedoch der Insel kamen, desto weniger Boote tauchten auf. Als wir die Insel undeutlich erkannten, war weit und breit kein Boot mehr zu sehen.
John ruderte sehr vorsichtig, so daß kaum ein Geräusch zu vernehmen war.
Schließlich trennten uns nur noch wenige Meter vom Ufer der Insel.
3. Kapitel Seltsame Beobachtungen
Langsam fuhren wir um die Insel herum, fanden aber nirgends eine geeignete Landungsstelle, denn überall wuchsen die Büsche bis dicht ans Ufer heran. Und doch sollte nach den Angaben des jungen Fischers die Luxusjagd hier gelandet sein.
Während wir noch suchten, wo eine Landung möglich sei, rief John plötzlich:
„Da kommt ein Schiff! Es hält auf die Insel zu.“
Wir blickten in die Richtung, nach der unser Steuermann wies. Er hatte recht, aber man konnte die Umrisse des Fahrzeuges vorerst nur schemenhaft erkennen, denn es hatte keine Positionslampen gesetzt. Schnell fuhren wir bis ans Ufer heran und versteckten uns unter den herabhängenden Zweigen eines bis ans Ufer heranreichenden Busches.
Als das Schiff näherkam, wurde es uns klar, daß es nur die Luxusjacht sein konnte. Sie fuhr äußerst langsam, und schließlich wurden die Motoren ganz abgestellt. Nach einer Minute rasselte leise der Anker in die Tiefe.
Auf dem Deck der Jacht liefen vier Männer hin und her. Wenn wir richtig beobachteten, was bei der herrschenden Dunkelheit nicht ganz einfach war, speicherten die Männer irgendetwas an Deck auf. Sie verschwanden wiederholt im Kajütenaufbau und kehrten, mit Paketen beladen, zurück. Die Pakete stapelten sie an Deck.
Plötzlich tauchte zu unserer Linken ein schmales Boot aus der Finsternis auf, das sich der Jacht rasch näherte. Die Männer auf der Jacht hatten das Boot offenbar erwartet, denn sie eilten an die Reling und warfen dem Mann im Boot — er stellte die ganze Besatzung dar — nacheinander die Pakete zu. Er fing sie geschickt auf. Dabei wurde nicht ein einziges Wort gesprochen. Als das Boot genügend beladen war, fuhr es ab und tauchte links von uns in der Nähe der Küste der Insel in der Finsternis unter.
Schon nach einer Viertelstunde kehrte es zurück. Wieder wurde es beladen und fuhr an die Insel heran. Das Hin- und Herfahren beobachteten wir nicht weniger als achtmal. Dann war wohl die Ware, die die Jacht an Bord hatte, restlos von dem schmalen Boot übernommen. Das Boot kehrte nicht wieder zurück, die Jacht lichtete den Anker und verschwand lautlos, wie sie gekommen war.
„Was war wohl in den Paketen, Rolf?" fragte ich meinen Freund leise.
„Sicherlich Opium, Hans! Ich glaube nicht, daß dieser Schmuggel in irgendeiner Verbindung mit dem ,Schwarzen von Hongkong' steht. Trotzdem wollen wir uns die Insel etwas genauer ansehen! John, fahren Sie uns in die Richtung, wo das kleine Boot verschwunden ist!"
Vorsichtig ergriff unser Steuermann die Ruder und fuhr nach der angegebenen Richtung, aber wir konnten keine Einfahrt finden. Da hörten wir ganz in der Nähe einen Menschen husten. Rolf bedeutete John, hier ans Ufer zu fahren. Tatsächlich fanden wir da die von Buschwerk fast völlig verdeckte Einfahrt.
„Hinter den Büschen liegt sicher eine kleine Bucht," mutmaßte Rolf. „Die Zweige lassen sich beiseite schieben. Vorsichtig!"
Die Spitze unseres Bootes stieß nicht auf Widerstand, als sie die tief herabhängenden Zweige berührte. Rolf war an den Bug gekrochen und schob die Zweige auseinander. Rudern konnte John hier nicht mehr, Rolf zog den Kahn vorwärts, indem er in die Zweige hineingriff. Dann winkte er mir. Ich kroch zu ihm hin und konnte durch das Blätterwerk auf einen schmalen Wassereinschnitt blicken, der sich etwa fünfundzwanzig Meter zum Innern der Insel hinzog. Am Ende des Einschnittes lag das Boot, das die Pakete von der Insel abgeholt hatte. Von dem
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