Rolf Torring 128 - Old Mutton
verwundert still.
Rolf hatte die Pistole gezogen, aber er schoß nicht.
Der Bär hatte inzwischen Pongos neuen Standpunkt genau abgeschätzt und wandte jetzt nach dem schon vorher leicht zu dem Riesen gedrehten Kopf den Körper in einer Vierteldrehung nach. Mit der rechten Tatze führte er einen kräftigen Schlag nach Pongo, aber unser Freund war schneller. Bei einem erneuten Seitwärtssprung stieß er dem Bären das Messer zum dritten Male tief in die Brust. Der Grislybär wollte Pongo fassen, aber der Schwarze wich gewandt aus. Mit zwei Sprüngen war unser Freund im Rücken des Bären und warf sich mit seiner ganzen Körperkraft gegen das Tier.
Der Bär kam ins Schwanken, hielt sich aber auf den Hinterbeinen noch aufrecht. Sein Brummen und Schnauben klang immer zorniger.
Pongo stieß ein viertes Mal mit dem Messer zu. Diesmal hatte er vom Rücken des Tieres her wohl sehr genau getroffen, denn der Bär fiel auf die Vorderbeine, schwankte bedenklich, krümmte sich zusammen, so daß sich der Rücken wie bei einer Katze hochwölbte und — fiel zusammen. Still blieb er liegen.
Mit gespannter Aufmerksamkeit hatte Old Fool dem Kampfe zugeschaut. Als Pongo das Messer in den Gürtel gesteckt hatte und zu uns trat, drängte sich der Prärieläufer an ihn heran und streckte ihm seine beiden Hände entgegen, in die Pongo nur zögernd die seinen legte.
„So was hat der alte Fool noch nicht gesehen," sagte der Mann, dem die Prärie und die Wälder an den Ufern der Flüsse Heimat waren — und das war das höchste Lob, das er zu vergeben hatte.
Pongo begab sich bald wieder zu der Jagdbeute, während Rolf Old Fool fragte, was wir mit dem Fell des Bären machen wollten. Jetzt konnten wir es nicht mitnehmen. Mit einer so schweren Last wären wir unbeweglich geworden. Aber vielleicht konnten wir es abziehen und irgendwo verstecken. Tatzenfleisch und Bärenschinken sind übrigens Delikatessen, die wir nicht verachteten.
Wir beschlossen, hier solange zu rasten, bis Pongo dem Grislybären die Jacke ausgezogen hatte.
„Ich weiß für das Fell ein gutes Versteck, meine Herren, wo Sie es jederzeit abholen können. Natürlich muß Pongo es wenigstens provisorisch präparieren, damit es nicht verfault. Es wäre schade um den schönen Pelz"
Wir fachten das Lagerfeuer noch einmal an, um die Tatzen zu braten. Da wir schon gefrühstückt hatten, wollten wir sie mitnehmen. Auf die Schinken mußten wir leider verzichten, obwohl es uns leid tat.
Die Gefangenen hatten den Kampf nicht mit eigenen Augen gesehen. Als der Häuptling hörte, daß unser schwarzer Begleiter einen Grisly mit dem Messer erlegt hätte, meinte er:
»Großer Graubär sehr gefährlich! Viel tapfer von schwarzem Mann!"
Es dauerte nicht lange, bis Pongo das Fell abgezogen hatte. Er rieb die Innenseite mit Sand ab und puderte sie mit Holzasche ein, die er für solche Zwecke immer mit sich trug. Aufspannen konnten wir das Fell hier nicht. Dazu langte die Zeit nicht, denn wir wollten nur so lange bleiben, bis die Tatzen durchgebraten waren.
Bald saßen wir wieder zu Pferde. Pongo hatte vor sich das Bärenfell über den Mustang gelegt. Nach zwei Stunden erreichten wir eine kleine Bergkette. Hier zeigte uns Old Fool eine geräumige Höhle. Pongo machte sich sofort daran, das Fell aufzuspannen.
Old Fool versicherte uns, daß kein Mensch es hier finden würde, denn die Höhle kenne außer ihm kaum ein Mensch. Den Eingang verschlossen wir mit einem Felsblock, den wir davor wälzten.
3. Kapitel Old Mutton
Weiter ging es nach Norden. Wir hatten den Arkansas bei einer Furt durchritten und waren gegen Abend nicht mehr weit vom Verstecke Old Muttons entfernt. Dort wollten wir bei Nacht eintreffen, da nach Dolbers Angaben ein Posten aufgestellt war, der Old Mutton bewachte.
Bei einer Rast am Fuße eines Hügels beschrieb Dolber genau die Höhle, in der Old Mutton untergebracht war. Die Höhle lag im Zuge der Gebirgskette, die wir vor uns hatten.
Dolber konnte während seiner Angaben über die Lage der Höhle eine innere Unruhe nicht verbergen, wir nahmen deshalb übereinstimmend ein, daß dort eine Gefahr auf uns warten müßte. Old Fool nahm sich den Gefangenen noch einmal vor:
„Ich vermute, Mister Dolber, daß Sie wünschen, Ihr Kopf und Ihr Hals mögen noch recht lange innigen Zusammenhang besitzen. Treiben Sie deshalb kein
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