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Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast

Titel: Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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daß man keine zehn Meter weit sehen kann. Setze lieber langsam deinen alten Rattenkasten wieder in Bewegung. Ich schaue einmal nach unten, was meine Männer gefunden haben."  
      Die beiden Verbündeten trennten sich, jeder ging in einer anderen Richtung davon. Wir kappten die Leine und trieben ein Stück weiter stromabwärts, als der Dampfer langsam die Maschinen wieder einschaltete und zu wenden begann. Dann ruderten wir der Insel zu; den Motor zu benutzen, wagten wir nicht, um uns durch sein Geräusch nicht zu verraten.  
      Pongo trieb das Boot mit kräftigen, aber leisen Ruderschlägen in der Richtung davon, in die die Rettungsboote der „Kansas" verschwunden waren. Dort mußte ja die Insel liegen, von der Mr. Smith gesprochen hatte.  
      Pongo hörte schon nach kurzer Zeit zu rudern auf und lauschte in die Nacht hinaus. Hinter uns vernahmen wir Ruderschläge, die rasch näherkamen. Das konnte nur Mr. Smith sein, der sich zur Insel rudern ließ, um dort „nach dem Rechten" zu sehen. Pongo trieb unser Boot ein Stück seitwärts, denn wir durften uns vom Boß der Bande nicht sehen lassen. Wenn das Boot vorbei war, wollten wir ihm folgen.  
      In geringer Entfernung fuhr das andere Boot an uns vorbei; infolge der Dunkelheit konnten wir nicht erkennen, wer darin saß. Pongo wartete kurze Zeit, dann folgte er dem Boot.  
      Eine ganze Weile mußte er rudern, bis das Boot vor uns plötzlich anhielt. Wir hörten einen leisen Zuruf. Also mußten wir ganz in der Nähe der Insel sein!  
      Bald entfernten sich die Stimmen. Vorsichtig trieb Pongo unser Fahrzeug noch ein Stück weiter, bis wir das Ufer der Insel auftauchen sahen. Am Strande lagen ein paar Boote; das mochten die Rettungsboote der „Kansas" sein. Wir wandten uns deshalb seitlich, fuhren ein Stück an der Insel entlang und suchten einen anderen geeigneten Anlegeplatz. Das Buschwerk trat bald bis an den Strom heran; hier war es recht günstig für uns. Wachen würden hier nicht stehen, und wir konnten unsern Kahn leicht verstecken.  
      Wir landeten, stiegen aus und lauschten. In der Ferne hörten wir Stimmen. Pongo suchte schon nach einem Pfad, fand aber keinen, so daß wir uns von ihm einen Weg bahnen lassen mußten, was dem schwarzen Riesen mit Hilfe seines Haimessers leicht gelang, denn das Buschwerk hatte nicht die Dichte von Urwaldgestrüpp.  
      Bald sahen wir vor uns einen Feuerschein. Wir legten uns an den Boden und krochen weiter vor. Endlich waren wir so dicht am Lager der Piraten, daß wir ihre Unterhaltung belauschen konnten. Der Boß sprach gerade zu den Gefangenen: „ ... um euer Leben keine Angst zu haben. Wir sind doch keine Mordbrenner. Morgen früh kommen Sie alle wieder frei, meine Herrschaften! Wir brauchen nur ein bißchen Geld. Wer es nicht in bar bei sich hat, gibt uns, was er an Schmuck- und Wertsachen bei sich trägt. Ihr könnt morgen früh die Boote wieder besteigen und auf dem Strome weiterfahren. Da fischt euch bald ein freundlicher Dampfer auf. Die ,Kansas' ist ausgeplündert, den Kapitän trifft keine Schuld, wir brauchten auch die Schiffskasse, um die er vielleicht jetzt noch weint. Sagt es in New Orleans, daß den Captain keine Schuld trifft. Meine Männer hatten ihn und die wenigen Matrosen, die zurückgeblieben waren, schnell überwältigt."  
      So schlau also hatten die Flusspiraten die Dinge eingefädelt ! Nach außen hin sollte es so aussehen, als ob der Kapitän schuldlos wäre. Niemand konnte ihm einen Vorwurf machen, da er und seine Matrosen sicher dasselbe aussagen würden.  
      Wir konnten von unserem Standort aus das ganze Lager überblicken. Die Gefangenen lagen leicht gefesselt am Boden, etwa zwanzig Piraten bewachten sie. Vor dem Boß waren alle Wertsachen aufgestapelt, die die Flussräuber den Männern und Frauen abgenommen hatten. Sie waren übrigens keine ausgesprochen inhumanen Kerle, denn den nur leicht bekleideten Frauen hatten sie Decken gegeben, in die sie sich hatten hüllen können. Ihnen selber schien ihr Handwerk auf genau so ehrlichem Boden zu stehen wie das Handwerk eines ehrbaren Gewerbetreibenden. So verdreht war die Ansicht der asozialen Elemente, die irgendwelche Ereignisse auf die verderbliche schiefe Bahn gebracht hatte. Im Grunde ihres Herzens waren die meisten "Gemütsmenschen".  
      Der Boß war gerade dabei, die Wertsachen in einen Sack zu stecken. Plötzlich tauchte dicht neben Ihm eine dunkle Gestalt auf, die im Scheine des Lagerfeuers unheimlich wirkte.  
     

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