Rolf Torring 130 - Der unsichtbare Gast
Geld brauchen, daß Massers sehr reich seien und Pongo haben eigenes Haus in Afrika."
Da hatte Pongo also etwas geprahlt, und der Kapitän hatte das wohl für bare Münze genommen. Wenn die neuen Passagiere Flusspiraten waren, würden sie zuerst die angeblich reichen Leute überfallen.
Rolf erzählte Pongo schnell, was wir vermuteten. Unser schwarzer Freund nickte zustimmend, als wenn er selbst schon so etwas geahnt hätte. Er würde auf dem Posten sein, meinte er.
Als wir nach einer Stunde wieder an Deck gingen, suchten wir uns am Heck eine Stelle aus, wo wir ziemlich ungestört bleiben konnten. Wir blickten auf den Strom hinaus. Plötzlich wandte sich Rolf heftig um und stieß mich leise an. Da stand wieder die junge Frau, auf die ich schon einmal aufmerksam geworden war. Sie lehnte an der Reling und blickte ins Wasser.
Das war doch merkwürdig! Kannte die Frau uns? Wollte sie uns belauschen? Aber dazu stand sie zu weit weg!
„Eine geübte Spionin!" flüsterte Rolf mir leise zu.
„Ich glaube, Rolf, ich habe das Gesicht schon in St. Louis einmal gesehen, wenn ich es auch da nicht beachtete. Ich weiß nur nicht, wo. Ob sie uns nachgeschickt worden ist? Und wer könnte sie geschickt haben?"
„Kein Mensch weiß, was wir von New Orleans aus unternehmen wollen, Hans. Ich muß später einmal die Passagierliste durchsehen; vielleicht gibt sie nähere Aufschlüsse. Pongo kann einstweilen auskundschaften, welche Kajüte sie innehat."
„Er steht dort mit einem anderen Neger, Rolf. Ich gehe rasch mal zu ihm hin!"
Ohne Eile zu verraten, schlenderte ich an der Reling entlang, bis ich neben Pongo stand. Kaum hatte ich ihm mitgeteilt, worum es sich handelte, als er flüsternd zur Antwort gab:
„Masser Warren, Frau heißen Margot Bariel und wohnt Nummer 32, gleich neben Massers. Pongo Frau schon lange beobachtet, immer in Nähe von Massers."
„Wir gehen heute Nacht nicht in die Kajüte, sondern bleiben an Deck, Pongo. Wenn es losgehen sollte, komm sofort zu uns!"
„Massers, Pongo ganz hinten an Deck kleines Boot gesehen, läßt sich leicht aufs Wasser setzen. Pongo es schon untersucht. Tommy gesagt, Boot sei für Kapitän, aber Pongo meinen, besser, wenn Massers es gebrauchen, falls Piraten an Deck."
„Ausgezeichnet, Pongo! Wenn es dunkel geworden ist, holst du bitte heimlich unser Gepäck und unsere Gewehre herauf. Wir werden alles in dem kleinen Boot verstauen und es fahrbereit machen. Noch wissen wir nicht genau, ob der Tanz wirklich losgeht, aber Vorsicht kann nie schaden! Wenn wir still von Deck verschwinden, werden die Männer denken, wir seien in unsere Kabinen gegangen, um zu schlafen."
„Pongo schon machen!" nickte der Riese. „Dann Pongo bei Boot bleiben."
Ich kehrte zu Rolf zurück und teilte ihm Pongos Vorschlag mit. Mein Freund war einverstanden und musterte unauffällig das ganz in unserer Nähe hängende Boot. Die Frau war ein Stück weitergegangen, als ich mich zu Pongo begeben hatte.
2. Kapitel Flusspiraten
Vor zwei Stunden hatte sich die Nacht über die Erde gesenkt. Mit gleichmäßigen Schaufelschlägen stampfte unser Raddampfer durch das Wasser des Stromes. Die Passagiere hatten sich nach und nach von Deck zurückgezogen und ihre Kabinen aufgesucht
Rolf, Pongo und ich standen noch an Deck und beobachteten verstohlen die Männer um Mr. Smith, die schlafend oder sich leise unterhaltend an Deck herumlagen. Endlich verschwanden sie. Auch wir gingen unter Deck.
Als es ganz still geworden war, verließ Pongo mit unserem Gepäck und unseren Gewehren die Kabine. Wir warteten noch eine ganze Weile, das Licht hatten wir gelöscht. Als alles ruhig blieb, öffneten wir die Tür und lauschten auf den Gang hinaus. Da brannten nur ein paar winzige Öllampen, die ein trübes Licht spendeten. Lautlos schlichen wir die Treppe zum Deck hinauf, das wir ungesehen erreichten. An Deck war niemand mehr; auf der Brücke sahen wir Kapitän Plom und einen Matrosen."
Am Heck erwartete uns Pongo; er hatte das kleine Boot ohne fremde Hilfe gewassert; es schleppte jetzt an kurzer Leine hinter dem Dampfer her. Wir turnten hinab und hatten das kleine Fahrzeug, in dem schon die Ruder bereitlagen, bald erreicht. Unter dem hinteren Sitz machten wir eine uns überraschende Entdeckung: dort war ein kleiner, aber leistungsfähiger Außenbordmotor angebracht, den man an einer
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