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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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damit kaum etwas zu tun. Wenn du möchtest, trägt Binky dich genau zu dem Zeitpunkt zurück, an dem du aufgebrochen bist. Du kannst also ruhig eine Weile hierbleiben.«
    »Du hast eben ein Loch erwähnt, das mich angesaugt hat. Wie meinst du das?«
    »Du fühlst dich bestimmt besser, wenn du geschlafen hast«, erwiderte Albert.
     
    An diesem Ort gab es weder Tag noch Nacht. Das hatte Albert zunächst verwirrt. Es existierte nur die helle Landschaft, über der sich ein schwarzer Himmel mit Sternen wölbte. Die Sache mit Tag und Nacht schien Tod einfach nicht zu verstehen. Wenn Menschen im Haus wohnten, entfalteten sich die allgemeinen Aktivitäten auf der Grundlage eines 26-Stunden-Rhythmus. Überläßt man Menschen sich selbst, beschränken sie sich nicht auf den üblichen 24-Stunden-Tag. Der Zeit müssen sie sich beugen, doch dem Tag können sie einige Stunden mehr abgewinnen.
    Albert ging immer dann zu Bett, wenn er den Zeitpunkt für gekommen hielt.
    Jetzt setzte er sich auf und starrte an der Kerze vorbei ins Nichts.
    »Sie hat sich an das Bad erinnert«, murmelte er. »Und sie weiß von Dingen, die sie eigentlich gar nicht gesehen haben kann. Niemand hat ihr etwas erzählt. Daraus folgt, daß sie sein Gedächtnis hat. Sie hat es von ihm geerbt .«
    QUIEK, sagte der Rattentod. Nachts saß er häufig am Feuer.
    »Als er zum letztenmal fortging, hörten die Leute plötzlich auf zu sterben«, erinnerte sich Albert. »Das ist diesmal nicht der Fall. Und das Pferd hat sie geholt. Das bedeutet, sie füllt das Loch.«
    Er blickte in die Finsternis. Wenn er nervös wurde, begann er immer zu kauen und zu saugen, als wollte er einen kleinen Brocken vom Abendessen aus einem hohlen Zahn entfernen. Die Geräusche, die er dabei verursachte, klangen nach einem Klempner, der versucht, einen verstopften Abfluß in Ordnung zu bringen.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals jung gewesen zu sein. Es mußte Jahrtausende zurückliegen. Er war jetzt neunundsiebzig, aber in Tods Haus war die Zeit eine erneuerbare Ressource.
    Vage entsann er sich, daß die Kindheit eine recht schwierige Phase sein konnte, vor allem, wenn sie zu Ende ging. Dann gab’s Probleme mit Pickeln, und diverse Körperteile entwickelten plötzlich ein sonderbares Eigenleben. Wenn man dann außerdem auch noch für Tod einspringen mußte…
    Doch es ließ sich nicht vermeiden. Das war die ebenso unangenehme wie unausweichliche Wahrheit. Es war unbedingt erforderlich, daß jemand Tod vertrat.
    Auf den Grund dafür wurde bereits hingewiesen: Tod leistete einen allgemeinen Dienst, keinen besonderen.
    Ähnlich verhält es sich mit der Monarchie.
    Wenn man als Untertan in einer Monarchie lebt, wird man vom Monarchen regiert. Die ganze Zeit über. Ob man wacht oder schläft. Womit auch immer man gerade beschäftigt ist.
    Es gehört zu den allgemeinen Bedingungen der Situation. Die Königin muß nicht extra Hausbesuche machen, sich im bequemsten Sessel niederlassen, Anspruch auf die Fernbedienung erheben und eine Tasse Tee ordern. Alles passiert automatisch wie die Gravitation. Im Gegensatz zur Gravitation wird allerdings ganz oben eine Person benötigt. Von ihr erwartet man nicht viel. Sie muß einfach nur dasein. Sie muß einfach nur sein.
    »Aber ausgerechnet sie ?« fragte Albert.
    QUIEK.
    »Bestimmt dreht sie schon bald durch. O ja. Man kann nicht gleichzeitig unsterblich und sterblich sein. Das zerreißt einen. Meine Güte, sie tut mir fast leid.«
    QUIEK, pflichtete ihm der Rattentod bei.
    »Und das ist noch nicht einmal das Schlimmste«, sagte Albert. »Warte nur, bis sie sich auch an den Rest erinnert…«
    QUIEK.
    »Ja, genau.« Albert nickte. »Ich schlage vor, du beginnst sofort, ihn zu suchen.«
     
    Susanne erwachte und wußte nicht, wie spät es war.
    Auf dem Nachtschränkchen stand ein Wecker, denn Tod wußte, daß solche Dinge auf Nachtschränkchen stehen sollten. Geschmückt war er mit Totenschädeln, Knochen und dem Omegazeichen. Außerdem funktionierte er nicht. Keine der Uhren im Haus funktionierte, abgesehen von dem speziellen Exemplar im Flur. Alle anderen litten sofort an Depressionen und blieben stehen. Oder die aufgezogenen Federn verloren auf einen Schlag ihre Spannung.
    Das Zimmer erweckte den Eindruck, als wäre gestern jemand ausgezogen. Haarbürsten lagen auf der Frisierkommode neben einigen Schminkutensilien. An der Tür hing ein Morgenmantel mit einem Kaninchenbild auf der Tasche. Es hätte vielleicht etwas hübscher ausgesehen,

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