Rollende Steine
eine andere Maschine zu besorgen. Der Bibliothekar, ein Stammgast der Taverne, sammelte bereits Cent-Münzen dafür.
Auf der einen Seite des Raumes gab es eine kleine Bühne. Der Wirt hatte dort eine Stripteasetänzerin auftreten lassen, allerdings nur einmal. Als das arme Mädchen in der vordersten Reihe einen breit grinsenden Orang-Utan sah, der in der einen Hand einen Beutel mit Münzen und in der anderen eine große Banane hielt, ergriff sie die Flucht, und die Geflickte Trommel kam bei einer weiteren Unterhaltungsgilde auf die schwarze Liste.
Der neue Inhaber hieß Hibiskus Dunelm. Es war nicht seine Schuld. Er wollte wirklich dafür sorgen, daß man in der Trommel Spaß haben konnte. Dafür wäre er sogar dazu bereit, die Krüge und Gläser mit bunten Papierschirmen zu schmücken.
Er sah nun auf Glod hinab.
»Nur ihr drei?« fragte er.
»Ja.«
»Ich habe deshalb fünf Dollar geboten, weil du von einer großen Band gesprochen hast.«
»Sag ›Guten Tag‹, Lias.«
»Meine Güte, das ist eine große Band.« Dunelm wich zurück. »Ich dachte an… einige Lieder, die alle kennen? Um Atmosphäre zu schaffen.«
»Atmosphäre«, wiederholte Imp und sah sich in der Trommel um. An einem solchen Ort ließ sich dieser Ausdruck kaum anwenden. So früh am Abend waren erst drei oder vier Gäste zugegen, und die schenkten der Bühne überhaupt keine Beachtung.
Die Wand hinter der Bühne schien viel erlebt zu haben. Imp betrachtete sie, während Lias geduldig seine Steine zurechtlegte.
»Nur Obststücke und altes Eigelb«, sagte Glod. »Manchmal sind die Leute ausgelassen. Ich würde mir deshalb keine Sorgen machen.«
»Ich mache mir deshallb auch keine Sorgen.«
»Na bitte.«
»Was mich besorgt, sind die Axt- und Pfeillspuren. Wir haben nicht mall geübt, Gllod! Jedenfalllls nicht richtig!«
»Du kannst die Gitarre spielen, oder?«
»Nun, ja, ich denke schon…«
Er hatte sie ausprobiert und festgestellt, daß sie ganz leicht zu spielen war. Es war praktisch unmöglich, sie schlecht zu spielen. Ganz gleich, wie er die Saiten berührte: Immer erklang genau der Ton, den er beabsichtigte. Es war das Musikinstrument, von dem jeder Musiker träumte, wenn er zu spielen begann. Als Imp zum erstenmal eine Harfe genommen und an ihren Saiten gezupft hatte, in der Erwartung, daß jene sanften Töne erklangen, die erfahrene Spieler dem Instrument entlockten, war das Ergebnis ein völlig disharmonisches Plärren gewesen. So etwas konnte bei dieser Gitarre nicht passieren…
»Wir spielen allgemein bekannte Lieder«, sagte der Zwerg. »Zum Beispiel ›Des Zauberers Stab‹ und ›Rhabarber pflücken‹. Solche Sachen. Die Leute mögen Lieder, bei denen sie kichern können.«
Imp sah sich um, als weitere Gäste eintrafen. Er bemerkte einen großen Orang-Utan, der direkt vor der Bühne Platz genommen hatte und einen Beutel mit Obst in den Händen hielt.
»Ein Affe beobachtet uns, Gllod.«
»Na und?« erwiderte der Zwerg und entwirrte ein Netz.
»Es ist ein Affe .«
»Wir sind hier in Ankh-Morpork. So geht’s hier nun einmal zu.« Glod nahm den Helm ab und griff hinein.
»Was hast du mit dem Netz vor?« fragte Imp.
»Obst ist Obst. Spare in der Zeit, so hast du in der Not. Wenn die Leute mit Eiern werfen… fang sie.«
Imp schlang sich den Riemen der Gitarre über die Schulter. Er hatte versucht, es Glod zu erklären, aber was sollte er sagen? Dieses Musikinstrument ist zu leicht zu spielen?
Er hoffte, daß es einen Gott der Musiker gab.
Und es gibt tatsächlich einen. Für jede Art von Musik existiert ein Gott. Für fast jede Art. Aber die einzige an diesem Abend zuständige Gottheit war Reg, Gott der Klubmusiker. Und Reg konnte Imp nicht seine volle Aufmerksamkeit schenken, da er sich auch noch um drei andere Auftritte kümmern mußte.
»Wir soweit sind?« fragte Lias und nahm die Hämmer.
Die anderen nickten.
»Fangen wir an mit ›Des Zauberers Stab‹«, sagte Glod. »Damit wird das Eis gebrochen.«
»In Ordnung«, brummte der Troll. Er zählte an den Fingern. »Eins, zwei… eins, zwei, mehrere, viel .«
Wenige Sekunden später wurde der erste Apfel geworfen. Glod fing ihn geschickt, ohne das Horn von den Lippen zu nehmen. Die erste Banane flog einen überraschenden Bogen und traf ihn am Ohr.
»Spielt weiter!« zischte er.
Imp nickte und duckte sich, um einer Salve Orangen auszuweichen.
Der Affe in der vordersten Reihe öffnete seinen Beutel und holte eine ziemlich große Melone hervor.
»Habt ihr
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