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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schneevater, Sandmann und Zahnfee?«
    »Ja.«
    QUIEK.
    »Das soll ich wirklich glauben?« fragte Susanne und versuchte, in diese Worte möglichst viel Verachtung zu legen.
    Albert hielt ihrem durchdringenden Blick stand wie jemand, an dem Verachtung völlig wirkungslos abprallt.
    » Mir ist es völlig schnuppe, was du glaubst oder nicht, junge Dame«, sagte er.
    »Meinst du wirklich die große Gestalt mit der Sense und so?«
    »Ja.«
    »Jetzt hör mal, Albert…« Susanne sprach jetzt in dem Tonfall, den man Einfältigen und Begriffsstutzigen gegenüber anschlägt. »Selbst wenn es einen solchen Tod gäbe… und ich halte es für absurd, eine ganz natürliche Funktion zu anthropomorphisieren… kann man sicher nichts von ihm erben. Mit Vererbung kenne ich mich aus; warum man rote Haare hat und so. Man bekommt sie von Menschen. Beziehungsweise von Leuten. Nicht von… Mythen und Legenden… äh.«
    Der Rattentod wandte sich dem Käsebrett zu, hob seine Sense und schnitt ein Stück ab. Albert lehnte sich zurück.
    »Ich erinnere mich, als man dich hierher brachte«, sagte er. »Er stellte immer wieder Fragen. Weil er neugierig ist. Und er mag Kinder. Oh, er begegnet vielen, aber… er bekommt kaum Gelegenheit, sie besser kennenzulernen, wenn du verstehst, was ich meine. Deine Eltern weigerten sich zuerst, aber dann gaben sie nach und brachten dich eines Tages zum Tee hierher, damit er endlich Ruhe gab. Sie hatten große Bedenken und glaubten, du würdest dir vor lauter Schrecken die Lungen aus dem Leib schreien. Aber du hast nicht etwa geschrien, sondern gelacht. Daraufhin bekam’s dein Vater mit der Angst zu tun. Nun, sie brachten dich noch ein paarmal hierher, als er darum bat, doch dann fürchteten sie schlimme Folgen für dich, und dein Papa sprach ein Machtwort. Nur er war imstande, dem Herrn die Stirn zu bieten. Tja. Damals bist du etwa vier gewesen.«
    Susanne hob die Hand und tastete nach den blassen Linien auf ihrer Wange.
    »Der Herr sprach davon, daß man bei deiner Erziehung ›moderne‹ Methoden anwendet«, fuhr Albert fort. »Zum Beispiel Logik. Und Rationalität. Du solltest nicht an die alten Dinge glauben und so. Vielleicht glaubten deine Eltern, dich dadurch vor… bestimmten Vorstellungen bewahren zu können…«
    »Ich durfte damals auf dem Pferd reiten«, sagte Susanne. Sie hörte gar nicht zu. »Und ich habe in der großen Badewanne gebadet.«
    »Überall klebte Schaum.« Auf Alberts Gesicht erschien der Schatten eines Lächelns. »Das Lachen deines Großvaters konnte ich bis hierher hören. Er hat dir auch eine Schaukel gebaut. Oder es zumindest versucht. Ohne Magie. Mit seinen eigenen Händen.«
    Susanne saß reglos, während in ihr Erinnerungen erwachten, gähnten und sich streckten.
    »Das Bad…« sagte sie. »Jetzt weiß ich es wieder.«
    »Es war die ganze Zeit in dir, unter einer dicken Schicht geistiger Tünche.«
    »Mit sanitären Anlagen kannte er sich nicht besonders gut aus. Übrigens, was bedeuten die Initialen F J M R F D B-U-S-G B-S, A-M?«
    »Für junge Männer reservierter Fanklub des Blut-und-Schleim-Gottes Bel-Shamharoth, Ankh-Morpork«, antwortete Albert. »Da wohne ich, wenn ich in die andere Welt zurückkehre, um etwas zu erledigen. Dort gibt’s Seife und so.«
    »Aber du bist kein… junger Mann«, kam es über Susannes Lippen, bevor das Gehirn Mund und Zunge kontrollieren konnte.
    »Niemand erhebt Einwände«, entgegnete der Alte scharf.
    Susanne zweifelte kaum daran. Sie spürte eine drahtige Kraft in Albert, als wäre sein ganzer Leib eine geballte Faust.
    »Er kriegt fast alles hin«, sagte sie zu sich selbst. »Aber einige Dinge versteht er nicht, zum Beispiel Installateurarbeiten.«
    »Ja«, bestätigte Albert. »Wir mußten einen Klempner aus Ankh-Morpork holen. Der Bursche meinte, er hätte nächste Woche Donnerstag Zeit, und solche Worte hört dein Großvater gar nicht gern. Ha! Hab nie zuvor einen Klempner so fix arbeiten sehen. Anschließend ließ ihn der Herr einfach vergessen. Er kann alle vergessen lassen, außer…« Albert unterbrach sich und runzelte die Stirn.
    »Ich schätze, ich muß mich damit abfinden«, fügte er hinzu. »Immerhin hast du ein Recht darauf, in gewisser Weise. Ich nehme an, du bist müde. Du kannst hier schlafen. Zimmer gibt’s genug.«
    »Nein, ich muß zurück! Es gibt jede Menge Ärger, wenn ich morgen früh nicht im Internat bin.«
    »Hier existiert nur die Zeit, die man mitbringt. Was hier passiert, geschieht einfach. Zeit hat

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