Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
recht eindrucksvoll auf folgendes hin: Wer glaubte, den Tod nicht zu verdienen, sollte beim Universum Berufung einlegen. Das zeigte dann bestimmt Einsicht und erlaubte dem Betreffenden, noch etwas länger zu leben.
    Eine Silbe kann ziemlich viel Sarkasmus zum Ausdruck bringen.
    »Mein Großvater ist Tod«, sagte Susanne nachdenklich. »Und er ließ der Natur einfach ihren Lauf? Obwohl er viel Gutes hätte bewirken können? Das ist dumm .«
    Der Rattentod schüttelte den Kopf.
    »Ich meine, war Wolf auf der richtigen Seite?« erkundigte sich das Mädchen.
    »Schwer zu sagen«, antwortete der Vogel. »Er gehörte zu den Wasung. Die anderen waren Bergunder. Der Konflikt begann vor einigen Jahrhunderten, als ein Bergunder eine Wasung-Frau verschleppte. Oder umgekehrt. Wie dem auch sei: Die andere Seite beschloß, das Dorf anzugreifen. Es kam zu einem kleinen Massaker. Anschließend beschlossen die anderen, das andere Dorf anzugreifen, wo es ebenfalls zu einem Massaker kam. Nach diesen Zwischenfällen waren beide Seiten ein wenig verstimmt.«
    »Na schön«, murmelte Susanne. »Wer ist der nächste?«
    QUIEK.
    Der Rattentod landete auf dem Sattel, beugte sich zur Tasche herunter und zog nicht ohne Mühe ein Stundenglas daraus hervor. Susanne blickte auf das Etikett.
    Die Aufschrift lautete: Imp y Celyn.
    Susanne hatte das Gefühl, nach hinten zu fallen.
    »Ich kenne den Namen!« entfuhr es ihr.
    QUIEK.
    »Aus irgendeinem Grund erinnere ich mich daran«, sagte Susanne. »Ein wichtiger Name. Er ist wichtig…«
     
    Der Mond hing wie ein großer Felsball über der Wüste von Klatsch.
    Eigentlich gab die Wüste nicht viel her; sie verdiente es kaum, von einem solchen Mond geziert zu werden.
    Sie gehörte zu dem Ödland, das immer trockener und heißer wurde und sowohl den Großen Nef als auch den Dehydrierten Ozean säumte. Kaum jemand hätte einen Gedanken daran verschwendet, wären nicht Leute, die in vieler Hinsicht Herrn Clete von der Musikergilde ähnelten, auf den Gedanken gekommen, eine Karte von diesem Gebiet zu zeichnen und sie an der Stelle mit einer punktierten Linie zu versehen, wo sich die Grenze zwischen Klatsch und Herscheba erstreckte.
    Bis dahin hatten die D’regs – fröhliche, kriegerische Nomaden – die Wüste ganz nach Belieben durchstreift. Die Existenz der Linie sorgte dafür, daß sie mal klatschianische D’regs, mal herschebianische D’regs waren, mit allen Rechten, die entsprechenden Staatsbürgern zustanden, vor allem dem Recht, möglichst viele Steuern zu bezahlen und eingezogen zu werden, um an Feldzügen gegen ihnen völlig unbekannte Feinde teilzunehmen. Wegen der punktierten Linie lag Klatsch im ständigen Krieg mit Herscheba und den D’regs, während Herscheba gegen die D’regs und Klatsch Krieg führte; die D’regs kämpften gegen alle anderen und gegen sich selbst, wobei sie viel Spaß hatten, denn das D’reg-Wort für »Fremder« bedeutete auch »Zielscheibe«.
    Das Fort war ein Vermächtnis der punktierten Linie.
    Es bildete ein dunkles Rechteck im heißen silbernen Sand. Einige mühevolle Akkordeontöne lösten sich davon – jemand wollte eine Melodie spielen, stieß dabei jedoch auf erhebliche Schwierigkeiten, die ihn veranlaßten, nach einigen wenigen Takten von vorn zu beginnen.
    Jemand klopfte an die Tür.
    Nach einer Weile kratzte es auf der anderen Seite, und eine Klappe öffnete sich.
    »Ja, Offendi?«
    IST DIES DIE KLATSCHIANISCHE FREMDENLEGION?
    Das Gesicht in der Klappe wirkte verdutzt.
    »Ah«, sagte es. »Eine schwierige Frage. Warte einen Augenblick.« Die Klappe schloß sich. Stimmen flüsterten hinter der Tür. Die Klappe öffnete sich.
    »Ja, allem Anschein nach sind wir die… die… WIE HIESS DAS NOCH? O JA, JETZT HAB ICH’S… die klatschianische Fremdenlegion. Was willst du?«
    ICH MÖCHTE MITGLIED WERDEN.
    »Mitglied? In was?«
    IN DER KLATSCHIANISCHEN FREMDENLEGION.
    »Ach? Und wo ist die?«
    Wieder wurde geflüstert.
    »Oh. Natürlich. Entschuldige. Wir sind das.«
    Die Tür schwang auf, und der Besucher trat ein. Ein Legionär mit Korporalstreifen näherte sich ihm.
    »Du mußt dich beim…« Seine Augen trübten sich ein wenig. »Ein großer Bursche, mit drei Streifen… der Name liegt mir auf der Zunge…«
    MEINST DU DEN FELDWEBEL?
    »Ja, genau«, sagte der Korporal erleichtert. »Bei ihm mußt du dich melden. Wie heißt du, Soldat?«
    ÄH…
    »Du bist nicht verpflichtet, deinen Namen zu nennen. Darum geht’s ja gerade in der…«
    KLATSCHIANISCHEN

Weitere Kostenlose Bücher