Rollende Steine
FREMDENLEGION?
»Ja. Die Leute kommen zu uns, um… hat was mit dem Geist zu tun… ich meine, wenn man nicht mehr weiß, was passiert ist und so…«
UM ZU VERGESSEN?
»Genau. Ich bin…« Verwirrung zeichnete sich in den Zügen des Mannes ab. »Moment mal…«
Er sah auf seinen Ärmel. »Korporal…« Er zögerte erneut, und ein Schatten von Besorgnis huschte über sein Gesicht. Dann fiel ihm etwas ein, und er zerrte so lange am Kragen seines Hemdes, bis er, unter großen Mühen, einen Blick auf das Etikett werfen konnte.
»Korporal… Medium? Klingt das richtig?«
ICH GLAUBE NICHT.
»Korporal… Lauwarm waschen?«
NEIN.
»Korporal… Baumwolle?«
DAS LÄSST SICH NICHT AUSSCHLIESSEN.
»Na schön. Willkommen in der…«
KLATSCHIANISCHEN FREMDENLEGION.
»Ja. Der Sold beträgt drei Dollar pro Woche und außerdem so viel Sand, wie du essen kannst. Ich hoffe, du magst Sand.«
OFFENBAR HAST DU DEN SAND NICHT VERGESSEN.
»Den Sand vergißt man nie«, erwiderte der Korporal bitter.
ICH DENKE IMMER DARAN.
»Welchen Namen hast du genannt?«
Der Fremde schwieg.
»Nun, eigentlich spielt er keine Rolle«, sagte Korporal Baumwolle. »In der…«
KLATSCHIANISCHEN FREMDENLEGION?
»… ja… bekommst du einen neuen Namen. Hier kannst du noch einmal von vorn beginnen.«
Er winkte einem anderen Mann zu.
»Legionär…?«
»Legionär… äh… ächz… äh… Größe 15, Herr.«
»Ja. Nimm diesen… Mann und besorg ihm ein…« Verärgert schnippte er mit den Fingern. »Du weißt schon, die Kleidung, jeder trägt sie hier, sandfarben…«
MEINST DU EINE UNIFORM?
Der Korporal blinzelte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund kroch das Wort »Knochen« immer wieder in die breiige Masse seines Bewußtseins.
»Ja«, bestätigte er. »Äh… für die nächsten einundzwanzig Jahre gehörst du zu uns, Legionär. Ich hoffe, du bist Manns genug dafür.«
MIR GEFÄLLT ES BEREITS, sagte Tod.
»Und es gibt nichts dagegen einzuwenden, daß ich ein Lokal aufsuche?« fragte Susanne, als Ankh-Morpork wieder am Horizont erschien.
QUIEK.
Einmal mehr glitt die Stadt unter ihnen hinweg. Auf breiteren Straßen und Plätzen konnte Susanne einzelne Personen erkennen. Ach, dachte sie, wenn die Leute wüßten, daß ich hier oben bin… Trotz allem fühlte sie eine gewisse Überlegenheit. Die vielen Bürger der Stadt blieben an den Boden gebunden und damit unwichtig. Genausogut hätte man auf Ameisen hinabsehen können.
Susanne hatte immer geahnt, daß sie anders war. Sie nahm die Welt bewußter wahr, während die meisten Leute dem Leben mit geschlossenen Augen und einem auf »Sieden« eingestellten Gehirn begegneten. In gewisser Weise empfand sie das Wissen um ihre Andersartigkeit als angenehm. Das Gefühl umhüllte sie wie ein wärmender Mantel.
Binky landete bei einer schmierigen Mole. Auf der einen Seite saugte der Fluß an den Pfählen.
Susanne rutschte vom Rücken des Hengstes herunter, griff nach der Sense und betrat die Geflickte Trommel.
In der Taverne ging es drunter und drüber. Die Gäste der Trommel waren sehr demokratisch in bezug auf Aggressivität: Sie achteten darauf, daß alle etwas davon abbekamen. Zwar war das Publikum der Ansicht, daß die drei Personen auf der Bühne lausige Musiker und somit als Zielscheiben bestens geeignet waren, doch der allgemeine Zorn entlud sich auch woanders. Verschiedene Kämpfe brachen aus, weil Leute von danebengegangenen Wurfgeschossen getroffen worden waren, den ganzen Tag über niemanden verprügelt hatten oder einfach versuchten, den Ausgang zu erreichen.
Es fiel Susanne schwer, Imp y Celyn ausfindig zu machen. Sie sah ihn vorn auf der Bühne mit vor Entsetzen erstarrter Miene. Neben ihm stand ein Troll, hinter dem sich ein Zwerg zu verstecken versuchte.
Tods Enkelin sah aufs Stundenglas. Nur noch wenige Sekunden…
Imp war recht attraktiv, auf eine dunkle, krausköpfige Art. Susanne glaubte, etwas Elfenhaftes an ihm zu erkennen.
Er wirkte seltsam vertraut.
Sie hatte Wolf bedauert, aber er war zumindest auf dem Schlachtfeld gestorben. Imp stand auf einer Bühne. Dort rechnete niemand mit dem Tod, oder?
Ich stehe hier mit einer Sense und einer Sanduhr – und warte darauf, daß jemand stirbt. Er ist nicht viel älter als ich, und angeblich läßt sich an seinem Tod nichts ändern. Wie dumm. Ich bin sicher, ihn schon einmal gesehen zu haben… früher…
Eigentlich ging es in der Geflickten Trommel niemandem darum, irgendwelche Musiker zu töten. Äxte wurden
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