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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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»Shane, ich kann keine feste Beziehung mit dir eingehen.«
    Er macht ein trauriges Gesicht. »Warum nicht? Ich dachte, wir wären über diese ganze Die-Schöne-und-das-Biest-Sache hinweg.«
    »Nicht, solange ich das Biest bin.«
    »Das kapiere ich nicht.«
    »Du willst die Wahrheit von mir hören? Sie ist aber nicht schön.«
    »Das ist sie meistens nicht.«
    Ungeschickt löse ich mich aus seiner Umarmung und rutsche wieder auf den Fahrersitz. »Erinnerst du dich noch an den Typen, von dem David dir erzählt hat? Der, der mich nicht anzeigen wollte, obwohl ich ihn um sein Geld gebracht hatte?«
    »Ja. Mark, richtig?«
    »Das war nicht sein Name, eher seine Funktion: THE MARK – er war das Zielobjekt.«
    »Ist ja auch egal.«
    »Nein, eben nicht.« Ich hole tief Luft. »Ich hatte was mit ihm.«
    Shane blinzelt heftig. »Du hast deinen letzten Freund abgezogen? Um wie viel Geld hast du ihn erleichtert?«
    »Er hat ja nur geglaubt, er sei mein Freund.« Ich fahre mit den Händen über das Lenkrad. »Okay, ganz von vorn. Ich habe Leute übers Ohr gehauen, um mich über Wasser zu halten. Mein täglich Brot war sozusagen Kleinbetrug; alles, was in ein paar Minuten oder Stunden durchgezogen ist. Tresen-Wetten, Kartentricks, Falschspiel. Hin und wieder habe ich mich auch mit anderen vom Fach zusammengetan. Dann habe ich den Lockvogel gemacht – zur Erpressung untreuer Ehemänner. Oder es ging darum, jemandem vorzugaukeln, es sei viel Geld im Spiel, aber noch viel mehr zu machen, wenn man vorher ein Sümmchen investiere.« Ich schweige einen Moment, warte, ob Shane nachfragt. Es kommt nichts. »Aber bald war ich es leid, mich gerade so durchzuschlagen. Ich dachte, wenn ich einen großen Betrug abziehe, wär’s das für den Rest des Jahres und ich könnte leben wie ganz normale Leute.«
    Shane schlägt einen härteren Tonfall an. »Ciara, wie viel?«
    »Dreißigtausend.«
    »Dreißigtausend Dollar?«
    »Studiengebühren für ein Jahr und Lebenshaltungskosten.«
    »Ach du heilige Scheiße!« Shane sind die Gesichtszüge entgleist. Er braucht eine Weile, bis er das verdaut hat. »Wie hast du das angestellt?«
    »Ich habe den Typen davon überzeugt, in ein Grundstücksgeschäft zu investieren, bei dem schnell viel Geld zu machen sei. Ich habe ihm gegenüber angedeutet, das Ding sei nicht ganz legal. Also hat er mir das Geld bar gegeben. Was heißt: Er hatte nichts in der Hand. Wie heißt es so schön: Man kann keinen ehrlichen Mann betrügen.«
    »Aber warum hat er dir bei der Sache überhaupt vertraut?«
    »Begierde macht jeden zum Narren. Er hätte mir selbst die Brooklyn Bridge abgekauft.« Ich laufe rot an. »Ich habe Sachen mit ihm gemacht, die seine Frau nie tun würde.«
    »Seine Frau? Du hast gewusst, dass er verheiratet war?«
    »Das war der Grund, warum ich ihn ausgesucht habe. Ich wusste, dass er seine Ehe nicht aufs Spiel setzen würde. Er konnte mich nicht anzeigen, denn dann würde die ganze Sache ja rauskommen.« Ich bin nicht fähig, Shane anzuschauen. Also studiere ich intensiv die Kerben und Kratzer auf der Lenksäule. »Ich habe richtig gelegen. Er hat seiner Frau gesagt, er hätte das Geld in Atlantik City beim Würfeln verspielt. Er hatte tatsächlich ein Problem mit Spielsucht, daher hat sie ihm geglaubt.« Meine Kehle ist wie zugeschnürt, als es an den letzten Rest der Wahrheit geht. »Ich habe allerdings nicht gewusst, dass er Kinder hat.«
    Shane zieht hörbar die Luft ein. »Hat seine Frau es herausgefunden?«
    »Soweit ich weiß, nicht. Ich habe das Geld genommen und mich abgesetzt. Er hat die Cops gerufen, aber dann die Anzeige zurückgezogen, als er begriff, dass er gegen mich hätte aussagen müssen.«
    »Hast du ihm das Geld zurückgegeben?«
    »Das ging nicht. Dann hätte seine Frau herausgefunden, dass er sie angelogen hat. Außerdem habe ich, rein faktisch betrachtet, gegen kein Gesetz verstoßen. Ich habe nichts schriftlich oder über den Postweg gemacht. Sie haben mir nicht nachweisen können, dass das Geld nicht einfach das Geschenk eines großzügigen Liebhabers war. Sein Verlust, mein Gewinn. Leider ist der größte Teil des Geldes für den Anwalt draufgegangen. Daher musste ich letztes Jahr dann doch einen Kredit aufnehmen, um meine Studiengebühren bezahlen zu können.«
    »Das ist doch Schwachsinn«, meint Shane plötzlich.
    »Nein. Das ist die reine Wahrheit.«
    »Ja, und du hattest Recht: Sie ist nicht schön. Aber was hat das Ganze mit mir zu tun? Ich habe kein Geld, um das du

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