Roman
. SPIT ist immer noch dabei, Gelder zusammenzuklauben. Die Stadt soll ja nun endlich ihr Denkmal bekommen; eines, das der Bedeutung der Schlacht von Sherwood auch wirklich angemessen ist.
Was die historisch verbürgten Details der Schlacht angeht, sind meine Erinnerungen reichlich verschwommen. Aber die Basics sind in etwa die: Ein Typ von der Union mit prächtigem Schnurrbart hat einen Angriff gegen einen Typen von der Konföderation mit nicht minder prächtigem Vollbart angeführt. Vollbart wusste von den Truppenbewegungen der Union. Aber wegen des netten kleinen Gerangels bei Sherwood kam Vollbart nicht mehr rechtzeitig nach Gettysburg. Die Erkenntnisse aus der Feindaufklärung kamen den Konföderierten nicht mehr zugute; sie wussten also nicht, was da auf sie zukam. Und das ist der Grund, warum Martin Sheen den Bürgerkrieg verlor.
Oder so in etwa.
»Was ist denn nun deine Meinung zu dem Ganzen?«
Ich begreife, dass Lori eine Antwort von mir erwartet. »Hä?«
»Du hast mir gar nicht zugehört, oder?«
»’tschuldigung! Ich war gerade in Gedanken bei der Schlacht. Traurig – all die vielen toten Typen.«
»Zwei. Es sind nur zwei Soldaten gefallen.«
»Oh. Okay, dann ist ja gut.«
»Ich habe gerade eben davon gesprochen, dass es doch nett wäre, wenn wir wenigstens die ruhelose Seele von einem von ihnen aufspüren könnten.« Ich höre, wie Lori eine Tüte Chips aufreißt. »Oder zumindest eine erschaffen könnten.«
»Was? Eine ruhelose Seele?« Ich setze mich auf und werfe ihr mit zusammengekniffenen Augen einen Blick zu. Genau in diesem Augenblick klingelt mein Handy. Ich klappe es auf und sehe auf dem Display eine mir unbekannte Nummer aufleuchten. Ich klappe das Handy wieder zu, stelle es auf lautlos und widme mich wieder ganz Lori. »Wie willst du das denn machen? Jemanden umbringen?«
»Ach was, nein! Wir bringen einfach einen Vampir aus der Zeit des Bürgerkriegs dazu, sich für einen Geist auszugeben. Denn der wird glaubwürdig antworten, wenn bei den Untersuchungen Fragen gestellt werden, die nur Leute aus der Zeit wissen können.« Lori wedelt mit einem knallroten Chili-Chip. »Also: Was hältst du davon? Kannst du das hinbekommen?«
Ich bin der Meinung, das eben Vorgebrachte ist die behämmertste Idee, die ich je gehört habe. Glücklicherweise habe ich eine viel bessere Begründung, um Nein zu sagen. »Keiner von unseren Vampiren ist auch nur annähernd so alt.«
»Und was ist mit anderen Vampiren hier in der Gegend?«
Ich schüttele den Kopf. »Nicht einmal Gideon ist so alt. Außerdem würde der eh nicht kooperieren. Und jetzt mal ehrlich: Fällt das nicht unter Betrug?«
»Nur kurzfristig.« Lori leckt sich das Chili-Pulver von den Fingern. »Es wäre bloß eine Lüge zur Enthüllung der Wahrheit.«
»Da tun sich Abgründe vor mir auf. Kenne ich Sie überhaupt?«
»Das ist absolut dasselbe wie das, was du tust – deine Vampir-Sache da.«
Ich schüttele den Kopf, vehementer jetzt. »Eigentlich, Lori, solltest du langsam wissen, dass ich als Vorbild ganz und gar nicht tauge.«
»Warum nicht?«
Das Handy klingelt schon wieder. Weil ich unserer kleinen Diskussion gern entkommen möchte, gehe ich dieses Mal dran.
»Hallo, Ciara«, höre ich Elizabeths Stimme. Sie spricht meinen Namen dreisilbig aus, Ki-aah-raah, als ob ich Italienerin wäre. »Ich möchte, dass du es als Erste erfährst. Wegen des momentanen Höhenflugs des Senders bin ich nicht mehr geneigt, ihn zu verkaufen.«
»Oh, wirklich?« Ich spüre tief in mir Stolz aufwallen – oder habe einfach nur Sodbrennen. »Du gibst Skywave ’nen Tritt?«
Loris Augen werden groß, dann streckt sie die Arme in stummem Triumph in den Himmel.
»Nicht ganz«, sagt Elizabeth. »Der Konzern ist jetzt wesentlich offensiver in seinen Übernahmebemühungen. Man bietet mir eine verführerisch hohe Summe für WVMP ; dafür erwartet man, dass ich meine Entscheidung schon sehr bald treffe.«
»Wie bald?«
»Ich habe nächsten Freitag ein Meeting mit den Verantwortlichen bei Skywave.«
Ich bin so überrascht, dass ich nicht recht weiß, was ich von der ganzen Sache halten soll. »Und was wirst du denen sagen?«
»Das kommt darauf an. Du erinnerst dich doch sicher noch an die Zielvorgaben für August, die ich euch genannt habe?«
»Ja, natürlich.« Ich habe schließlich meinen ganzen Sommer auf das Erreichen dieser Zahlen ausgerichtet. »Wir sind auf bestem Wege, es zu schaffen.«
»Jetzt nicht mehr. Wenn du das gesteckte Ziel vor
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