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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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hält.
    Als wir über den langen Kiesweg auf das Gelände des Senders fahren, breche ich schließlich das Schweigen. »Woher weißt du so viel über die Liga-Ruhesitze für Vampire?«
    »Ich habe zwei Jahre an einem solchen Ort gelebt«, antwortet Shane, schaut dabei aber weiterhin aus dem Fenster. »›Gelebt‹ ist wahrscheinlich nicht das richtige Wort. Ich habe dort existiert, vor mich hin vegetiert – nenn es, wie du willst. Es war ein ›Erholungsheim‹ für junge Vampire, die nicht gerade begeistert auf ihr neues Leben reagieren. Diese Abteilung war rund um die Uhr geschlossen.« Er schenkt mir ein schiefes Lächeln. »Deswegen habe ich gelernt, Schlösser zu knacken.«
    »Und es erklärt, wie du dort rausgekommen bist.«
    »Aber nicht, warum ich eines Nachts überhaupt so weit war und die Biege gemacht habe.«
    »Ah, und warum?«
    »Ich wollte leben, überhaupt so was wie ein Leben haben. Ich wollte ein Ziel. Die Musik hat mir das ermöglicht. Dieser Ort hier …«, er macht eine Handbewegung zu dem heruntergekommenen Gebäude vor uns, »… hat mir das ermöglicht.«
    Ich stelle das Auto auf dem Parkplatz ab, und Shane und ich steigen aus. Die Luft fühlt sich warm und stalkerfrei an.
    Shane steht bereits neben mir und hält mir seine Hand hin. »Sag mir, was ich tun kann, um den Sender zu retten.«
    Ich schnappe nach Luft. »Meinst du das ernst? Du möchtest wirklich, dass ich deine Existenz, dich des höheren Ziels wegen kommerziell verwerte?«
    »Vielleicht musst du es ja nicht gerade so ausdrücken, aber: ja.«
    »Oh, danke, vielen Dank!« Ich kann nicht widerstehen und umarme ihn. »Deine Zuhörer sterben nämlich schon vor Neugier. Sie wollen endlich den geheimnisvollen letzten Vampir kennenlernen. Um das zu begreifen, braucht man sich nur die vielen Spekulationen in den Blogs anzuschauen.«
    »In den was?«
    »Du genießt mehr Medienaufmerksamkeit als die anderen fünf zusammen, und dabei hast du dich bisher nicht ein einziges Mal in der Öffentlichkeit gezeigt.«
    Shane versucht eine Miene aufzusetzen, die unbeeindruckt wirken soll. »Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?«
    »Männer mögen keinen Druck. Sie möchten gern glauben, alles, was sie tun, sei ihre eigene Idee.«
    »Aber das ist doch meine Idee, bei … deiner Idee mitzumachen.«
    »Das Problem ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob Elizabeth den Sender verkaufen will, um Geld zu machen, oder ob sie euch sechs doch nur in den Ruhestand schicken möchte. Ich würde eine größere Summe darauf verwetten, dass sie eigentlich nur von David loskommen will.«
    Shane seufzt und blickt in Richtung Wald. Ich spüre augenblicklich, dass er gern ein bisschen Klatsch loswerden möchte.
    »Sie beißt ihn immer noch, stimmt’s?«, frage ich also.
    Shane zögert. »Er ist der einzige Mensch, von dem sie je getrunken hat.«
    »Na, kein Wunder, dass sie gern ihre Freiheit hätte. Mir würde es auch nicht gefallen, derart abhängig von meinem Ex zu sein. Das ist nicht gesund. Aber warum sollte David sich von ihr beißen lassen, wenn es ihm dabei schlecht geht?«
    »Offenkundig warst du noch nie einer Beziehung, die wie eine Sucht war.«
    Ich hebe abwehrend die Hände. »Oh, nein, Gott bewahre. Nicht was eine solche Abhängigkeit angeht. Aber wenn es bezüglich David und Elizabeth wirklich darum geht, wird es keine Rolle spielen, wie viele Werbeminuten wir verkaufen oder in welche Höhen die Einschaltquoten noch steigen.« Shane sagt nichts; er starrt in Richtung des Walds. Also antworte ich mir selbst: »Vielleicht ist das aber auch nur ein Faktor, der für sie wichtig ist.«
    Shane öffnet die Fahrertür meines Autos, die ich eigentlich abschließen wollte. »Setz dich wieder in den Wagen«, sagt er ruhig.
    »Warum?«
    »Ganz beiläufig. Jetzt.«
    Sobald wir wieder im Auto sitzen, sagt er: »Jemand beobachtet uns.«
    Ich blicke durch die Heckscheibe, entdecke aber nichts und niemanden. »Ich habe mich hier auf dem Parkplatz schon zwei Mal beobachtet gefühlt. Regina behauptet, es sei dieser alte Vampir Gideon.«
    »Ich rieche Menschen.« Shane dreht das Fenster auf seiner Seite herunter. »Ein Mensch, der Marlboro Lights mit Menthol raucht.«
    »Das kannst du mit einem einzigen Atemzug feststellen?«
    »Das mit der Marke war ein Scherz. Aber was den Rest angeht, ja. Sein Atem riecht danach und seine Haut.«
    »Ein Er? Wo ist er denn?«
    »Drüben am Waldrand, nehme ich an. Solange der Typ nicht näher kommt, macht es mir der Wind

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