Romana Exklusiv 0172
sie jedoch ruhig. „An ein Internat?“
„Nein, vorerst nicht, später vielleicht. In Córdoba ist eine gute Schule, dorthin könnten wir ihn schicken. Ich halte nichts davon, Kinder zu etwas zu zwingen, was ihnen nicht liegt. Aber Jamie muss darauf vorbereitet werden, eines Tages an meine Stelle zu treten. Es hat natürlich noch Zeit. Wichtig wäre meiner Meinung nach für ihn, dass er nicht nur mit Erwachsenen, sondern auch mit Gleichaltrigen zusammen ist.“
Dagegen gab es nichts einzuwenden. Davina drehte sich zu Jamie um und betrachtete ihn.
„Du liebst ihn sehr“, stellte Ruy fest.
„Hast du etwas anderes erwartet? Er ist doch mein Kind!“
„Und meins“, erinnerte Ruy sie prompt und presste die Lippen zusammen. „Die Natur hat es wunderbar eingerichtet, dass eine Mutter das Kind eines Mannes lieben kann, für den sie nichts empfindet.“
Sie fuhren durch das Tal des Guadalquivir, vorbei an Getreidefeldern. Die Mauren hatten die Bewässerungssysteme angelegt, die das Land fruchtbar gemacht hatten. Davina betrachtete die Olivenbäume mit den silbergrauen Blättern. Die Äste und Zweige bogen sich unter dem Gewicht der reifen Früchte. Jamie kannte noch keine Oliven, und er wollte wissen, wozu sie gut seien.
„Für uns Spanier sind die Oliven ein Symbol von Wohlstand“, erklärte Ruy geduldig. „Sie wurden von den Mauren ins Land gebracht, genau wie Pfirsiche, Granatäpfel und viele andere Früchte. Sevilla war einmal berühmt für seine Schulen, Universitäten und Gelehrten. Menschen aus ganz Europa kamen in diese Stadt, um die Ärzte und Rechtsanwälte zu konsultieren. Deshalb kannst du stolz auf dein Erbe sein, mein Sohn.“
Jamie nickte mit feierlicher Miene. Dann lächelte er. „Wenn ich groß bin, will ich wie Daddy sein“, sagte er energisch. „Darf ich auf der Estancia reiten lernen?“
Ruy blickte Davina an.
„Ja, warum nicht? Wir suchen ein Pony für dich aus, und Rodriguez kann dir das Reiten beibringen“, entschied er dann.
Wenn er den Unfall nicht gehabt hätte, würde er es selbst tun, überlegte Davina mit Tränen in den Augen.
„Vielleicht kann ich es bei der Gelegenheit auch gleich lernen“, schlug sie vor, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. „Ich habe mir schon immer gewünscht, reiten zu können.“
Ruy schwieg. Er konzentrierte sich darauf, ein landwirtschaftliches Fahrzeug zu überholen. Davina wiederholte die Bitte nicht. In der Hochzeitsnacht hatte er ihr, nachdem sie sich mehrmals geliebt hatten, ins Ohr geflüstert, er wolle ihr unendlich viel beibringen. Er hatte sich angeblich sogar darauf gefreut. Doch Männer versprachen viel in solchen Momenten, ohne es wirklich zu meinen. Schmerzlich erinnerte sie sich daran, wie er sie innig umarmt und ihr die Tränen, die sie vor lauter Glück vergossen hatte, von den Wangen geküsst hatte.
Der Yachtclub Marbellas lag auf einem riesigen Grundstück. Von den Veranden hatte man einen herrlichen Ausblick auf den Hafen, in dem luxuriöse Yachten aller Größen und Nationalitäten ankerten.
Das Meeting würde nicht lange dauern, verkündete Ruy, während er den Wagen parkte und sich mit Hilfe der eingebauten automatischen Vorrichtung in den Rollstuhl schwang. Dann erschien auch schon ein Mitarbeiter des Yachtclubs, der Ruy in das Konferenzzimmer fuhr. Er hatte Davina geraten, sich nicht zu weit von dem Club zu entfernen und sich nicht zu lange in der heißen Sonne aufzuhalten.
Deshalb setzte sie Jamie die weiße Kappe auf. Seine kleinen Beinchen waren schon gebräunt, er hatte sich insgesamt gut erholt.
Auf der Uferpromenade herrschte reges Leben. Viele sonnengebräunte und sportlich-elegant gekleidete Menschen wanderten umher. Plötzlich entdeckte Jamie ein Schnellboot, von dem sich eine junge Frau auf Wasserskiern ziehen ließ.
„Das will ich auch machen.“ Jamie zog seine Mutter an der Hand. Als sie ihm erklären wollte, wie schwierig es sei und dass man es erst lernen müsse, antwortete er voller Überzeugung: „Daddy kann es bestimmt auch, er kann es viel besser als diese Frau da.“
Davina drückte seine Hand. Vor lauter Rührung konnte sie nicht sprechen. Sie hatte Ruy nie Wasserski fahren gesehen, sie wusste aber, dass er es konnte. Sebastián hatte es ihr einmal erzählt.
Schließlich wollte Jamie unbedingt ein Eis essen. So kurz vor dem Essen kaufte Davina ihm nur ein kleines.
In dem Schaufenster einer Boutique an der Uferpromenade entdeckte sie ein Outfit, das ihr ganz besonders gut gefiel. Es
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