Romana Exklusiv 0172
diesem Abend. Um ihrer selbst willen musste sie es unbedingt verhindern. Er hatte sie absichtlich erregt, dessen war sie sich sicher. Und sie war sich auch sicher, dass er sie hatte lieben wollen. Aber er ekelte sich vor ihr, das hatte er zumindest indirekt behauptet. Niemals durfte sie das vergessen, und sie würde es ihm auch nicht verzeihen.
7. KAPITEL
Beim Frühstück am nächsten Morgen im Innenhof erklärte Ruy, er habe noch ein Meeting in Marbella. Deshalb würden sie die Fahrt dort unterbrechen und zum Essen in den Yachtclub gehen, ehe sie auf die Estancia weiterfuhren.
Wahrscheinlich hat er wieder Schmerzen, überlegte Davina, als sie seine gequälte Miene bemerkte. Sie befürchtete, es würde ihm alles zu viel werden. Doch als sie ihm vorschlug, auf das Essen zu verzichten und sich stattdessen auszuruhen, blitzte es in seinen dunklen Augen zornig auf.
„Erwartest du wirklich, dass ich dir dein angebliches Mitgefühl abnehme? Wenn du dich schämst, mit mir zum Essen zu gehen, kannst du ja im Auto sitzen bleiben.“ Seine Stimme klang kühl. „Ich habe nicht vor, ein zurückgezogenes Leben zu führen, nur weil ich meine Beine nicht mehr bewegen kann.“
Warum musste er ihre Worte immer verdrehen? Sie sah ihn herausfordernd an. Seine unversöhnlich zusammengepressten Lippen und seinen warnenden Blick nahm sie einfach nicht zur Kenntnis.
„Du bist doch derjenige, der immer wieder betont, dass du dich wegen der Lähmung deiner Beine nicht mehr als ganzer Mann fühlst“, fuhr sie ihn gereizt an. „Schon in den ersten Minuten nach meiner Rückkehr hast du mir unterstellt, ich würde mich in gewisser Weise über deine Schmerzen und deine Behinderung freuen. Aber das ist völliger Unsinn. Viel zu oft berufst du dich auf deine Behinderung, du scheinst sie zu brauchen, Ruy. Wofür, ist mir unklar. Dr. Gonzales hat mir erklärt, dass du organisch gesund bist. Er meint, du könntest laufen, wenn du wolltest. Ehrlich gesagt, ich glaube, du tust alles, damit ich mich schuldig fühle und damit ich …“
Entsetzt über sich selbst, verstummte sie unvermittelt. Ruy war ganz grau geworden im Gesicht. Davina wünschte, sie könnte alles zurücknehmen, und wollte sich entschuldigen.
In dem Moment richtete Ruy sich im Rollstuhl auf und stützte sich auf den Tisch. Dann musterte er sie von oben bis unten. „Damit was?“, stieß er hervor. „Damit du dich in mich verliebst?“ Sein hartes Lachen hallte im ganzen Innenhof wider. „Glaubst du das wirklich? Bildest du dir ein, ich sei so schwach und feige, dass ich zu solchen Mitteln greifen müsste?“ Wie betäubt schüttelte Davina den Kopf und bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten. „Mein lieber Arzt hat dir also erzählt, er glaube, meine Lähmung sei durch einen seelischen Schock verursacht worden. Meinetwegen kann er es glauben, aber beweisen kann er es nicht. Hat er mit dir auch über die Möglichkeiten gesprochen, wie man seiner Meinung nach so eine seelische Blockade auflösen kann?“
„Ja.“
„Ich rate dir, dir erst einmal über deine eigenen Beweggründe klar zu werden, ehe du anfängst, mein Seelenleben zu analysieren, Davina. Du könntest dich beispielsweise fragen, warum eine Frau bei einem Mann bleibt, obwohl sie ihn nicht liebt und er sie auch nicht.“
Was soll ich darauf antworten? überlegte sie. Sollte sie zugeben, dass sie aus tiefer Liebe zu ihm bei ihm blieb und bereit war, ihren Stolz zu vergessen? Nein, das würde sie ihm nie verraten. Deshalb schwieg sie.
Als sie mit Jamie eine Stunde später aus dem Palacio kam, saß Ruy schon auf dem Fahrersitz seines luxuriösen Sportwagens. Seine Mutter brauche den Wagen mit Chauffeur, erklärte er, und dieses Auto sei seiner Behinderung entsprechend umgerüstet worden.
In dem schnellen Wagen kamen sie gut voran. Dank der Klimaanlage spürten sie die Hitze kaum, die draußen herrschte, und durch die getönten Scheiben konnten die glühenden Strahlen der Sonne nicht ins Innere dringen.
Jamie war begeistert, denn er war das Autofahren nicht gewöhnt. Es fiel Davina nicht schwer, ihm die Zeit zu vertreiben.
„Am besten machen wir uns jetzt schon Gedanken darüber, in welche Schule Jamie gehen soll“, sagte Ruy schließlich.
Es überlief Davina kalt. Natürlich wusste sie, dass Jamie aus dem Babyalter heraus war. Doch wie alle Mütter wollte sie den Tag, an dem sie ihn aus ihrer Obhut entlassen musste, möglichst lange hinauszögern.
„Denkst du an eine bestimmte Schule?“, fragte
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