Romana Exklusiv 0188
wahrscheinlich war er nicht anders als jeder andere Mann in seinen Beziehungen zu Frauen. Kann man überhaupt einem Mann trauen?, fragte sie sich düster.
Eine Zofe schob einen wundervollen antiken Servierwagen mit einem Mahl an den Tisch, das wie aus einer Gourmetzeitschrift aussah. Muscheln und riesige rosige Garnelen bedeckten eine Schale mit würzig duftender Pasta.
„Du meine Güte, wird das als durchschnittlicher Lunch betrachtet?“, fragte Jillian beeindruckt.
„Wir Italiener halten viel von anständigen Mahlzeiten. Wir können nicht begreifen, wie ihr Amerikaner euch mit einem Hamburger zufriedengeben könnt.“
„Woher kennen Sie denn unsere Essgewohnheiten?“, hakte sie verblüfft nach.
„Von Besuchen in Ihrem Land. Es hat mich schockiert, was Sie als Lunch bezeichnen.“
„Das kann ich mir denken. Für uns ist vor allem wichtig, dass es schnell und sättigend ist.“ Sie lachte. Es war ihr unmöglich, sich Gianni in einem Schnellimbiss vorzustellen. „Wo waren Sie denn in den USA?“
„Meistens fahre ich geschäftlich nach New York oder Washington, aber letztes Jahr war ich auch in Kalifornien. Ich hatte meinen Neffen zu ihrem achten Geburtstag eine Reise nach Los Angeles versprochen. Sie wollten die Filmstudios und Disneyland besuchen.“
„Sie waren im Disneyland?“
„Leider kam etwas Unerwartetes dazwischen, und ich konnte sie an dem Tag nicht begleiten. Sie waren mit ihrem Kindermädchen dort.“
Jillian fragte sich zynisch, ob es eine Blondine oder eine Brünette gewesen war, die unerwartet dazwischengekommen war. „Es ist ohnehin kein Ort, der Sie interessieren würde.“
Er wirkte ein wenig irritiert. „Sie glauben, dass ich eine Ausrede erfunden habe, um nicht mitgehen zu müssen, aber Sie irren sich. Ich bin gern mit meinen Neffen zusammen. Ich mag Kinder.“
„Sie müssen viel Spaß machen in dem Alter“, sagte sie höflich.
„Ja, aber ich habe sie als Babys auch genossen.“
„Wie schade, dass Sie keine eigenen Kinder haben. Sie haben reichlich Platz für eine große Familie.“
„Ich habe gesagt, dass ich Kinder mag. Das bedeutet nicht, dass ich eine Frau will.“
„Als Pauschalangebot ist es aber bequemer“, entgegnete sie trocken. „Wollen Sie denn nie heiraten?“
„Vielleicht. Aber es ist keine Priorität. Ich glaube nicht, dass man zu zweit durch das Leben gehen muss, um glücklich zu sein. Das ist ein Konzept, das sich Romantiker erträumt haben.“
Jillian blickte hinab auf ihren Teller. Ihr wurde bewusst, dass er sie für einen dieser dummen Romantiker hielt. Rinaldo gegenüber hatte sie sich dementsprechend benommen.
„Ich habe nicht Sie gemeint.“ Er griff über den Tisch und legte eine Hand auf ihre. „Sie waren das Opfer eines skrupellosen Betrügers.“
Das stimmte zwar, aber dadurch fühlte sie sich nicht besser. „Zumindest habe ich gelernt, nicht so leichtgläubig zu sein. Ich hoffe nur, dass meine Familie es nie herausfindet.“
„Es gibt keinen Grund, warum sie es erfahren sollte. Rufen Sie doch jetzt gleich an. Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie es hinter sich gebracht haben.“
„Ich rufe lieber heute Abend aus dem Hotel an. Es wird bestimmt ein längeres Gespräch, und ich will Sie nicht mit den hohen Kosten belasten.“
„Ich ziehe es Ihnen vom Gehalt ab, wenn Sie sich dadurch besser fühlen. Tun Sie es jetzt. Oder zumindest nach dem Dessert.“
„Ich bringe keinen Bissen mehr hinunter. Das war wesentlich mehr, als ich normalerweise esse. Ich glaube, ich lasse heute Abend das Dinner ausfallen.“
„Ich merke schon, dass sich Ihr Lebensstil ändern muss. Ich werde Ihnen die Kunst, gut zu leben, beibringen müssen.“
Jillian war überzeugt, dass er ihr vieles beibringen konnte, aber sie war besser daran, gewisse Dinge nicht zu wissen. Gianni und seine Freunde lebten in einer anderen Welt.
Kurze Zeit später griff Jillian in ihrem Büro widerstrebend zum Telefon.
Ihre Eltern waren entzückt, von ihr zu hören. Bevor sie nach der Hochzeit fragen konnten, erkundigte Jillian sich nach ihrer Schwester und den verschiedenen anderen Angehörigen.
Schließlich sagte ihre Mutter: „Dieses Gespräch kostet dich ein Vermögen! Erzähl mir schnell von der Hochzeit, und vielleicht können wir dann einen Moment mit unserem neuen Schwiegersohn sprechen.“
„Ich habe meine Pläne geändert, Mom.“
„Was ist denn passiert, Liebes?“
„Nichts Schlimmes. Ich glaube sogar, dass ihr euch freuen werdet.“ Jillian
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