Romana Exklusiv 0188
hinreißendes Lächeln ihr galt und er sie anblickte, als wäre sie der einzige Mensch auf der Welt, den er sehen wollte.
Am liebsten hätte sie sich ihm in die Arme geworfen, doch sie riss sich zusammen.
„Na ja, ich tue mein Bestes“, wehrte sie ab. „Was hältst du davon, uns einen Tee zu kochen, während ich unsere Invalidin begrüße?“
Karin lag auf dem Sofa im Arbeitszimmer und hatte alle viere von sich gestreckt. Obwohl sie sie in ihrer gewohnten fröhlichen Art anlächelte, entging Frankie nicht, dass die Kleine große Angst ausgestanden hatte.
„Na, das wird dir die Sommerferien ein wenig verderben“, sagte Frankie mitfühlend. „Tut es noch weh?“
„Ein bisschen“, gestand Karin. „Der Arzt hat gesagt, dass ich bald wieder aufstehen kann. Aber das spielt sowieso keine Rolle. Dad hat mich erst einmal aus dem Verkehr gezogen.“
Frankie lachte. „Keine Sorge, du hast es bald überstanden. Hauptsache, du bist in Sicherheit. Es wundert mich, dass ihr überhaupt zurückgekommen seid – du mit zwei gebrochenen Rippen und deine Freundin mit ihrem verstauchten Fuß.“
Karin sah sie verblüfft an.
„Das konnten wir doch gar nicht. Wir hatten uns verirrt und wussten nicht, was wir machen sollten. Dad hat uns gerettet. Hat er es Ihnen denn nicht erzählt?“
„Nein, das hat er nicht.“ Frankie seufzte und wusste, dass er es auch nicht tun würde. „Hast du Lust, es mir zu erzählen? Sonst werde ich es wohl nie erfahren.“
Karin erschauderte bei der Erinnerung. In der Geborgenheit von Cerne Farm jedoch war sie nur zu gern bereit, von dem Drama zu berichten.
„Wir sind immer im Kreis gelaufen und haben versucht, den Weg nach Hause zu finden, aber es sah überall gleich aus“,begann sie mit sichtlichem Vergnügen.„Es war schrecklich, besonders als es dunkel wurde. Dann hat es angefangen zu regnen, und wir sind in diesen Graben gefallen. Sarah hat sich den Fuß verletzt, und ich konnte kaum atmen. Wir sind eine Ewigkeit da draußen gewesen … na ja, vielleicht auch nicht, aber so kam es uns wenigstens vor. Wir dachten schon, dass wir die ganze Nacht dort bleiben müssen. Dann haben Dad und Jeremy uns gefunden.“
Nun war sie mitten in ihrem Element.
„Wir konnten beide nicht laufen. Deshalb hat Dad Jeremy nach Hause geschickt, damit er Hilfe holt. Ich dachte, Jeremy hätte Angst so ganz allein, doch er ist einfach losgegangen. Dann hat Dad aus Ästen und seinem Regenmantel eine Art Dach für uns gebaut. Wussten Sie, dass man fast immer trockene Äste findet, wenn man das Unterholz durchsucht, auch wenn es regnet?“
Frankie schüttelte den Kopf.
„Dad hat es mir gesagt. Er hat dann ein anderes Dach gebaut und mit Zweigen und Tannenzapfen ein Feuer gemacht – natürlich nicht unter unserem Dach, weil es zu viel Qualm gab, und trotzdem dicht genug, dass unsere Sachen trocknen konnten. Das Feuer konnte er nur machen, weil es geregnet hat, sonst wäre die Heide abgebrannt“, fuhr Karin fort. „Wenn man in der Wildnis ist, sollte man immer ein Feuerzeug bei sich haben. Dad hat immer eines dabei, obwohl er nicht raucht. Er hatte auch Schokolade in der Tasche. Und er hat mich verbunden und Sarahs Fuß mit einem Ast geschient. Dafür mussten wir einige von unseren Sachen zerreißen. Ich wusste gar nicht, dass Dad sich mit solchen Sachen so gut auskennt!“
Als Frankie in die Küche ging, wo Julian gerade Tee aufgegossen hatte, zog er angesichts ihres amüsierten Gesichtsausdrucks die Augenbrauen hoch.
„Wie du siehst, ist sie noch ganz, und ihr kleines Abenteuer hat ihr nicht die Sprache verschlagen“, meinte er trocken.
„Nein, tatsächlich nicht. Allerdings hat sie es dir zu verdanken, dass ihr nichts Schlimmeres passiert ist“, erinnerte sie ihn. „Du hast es mir zwar verschwiegen, aber deine Tochter hat mich während der letzten Minuten mit ihren Ausführungen über Survival-Techniken beglückt.“
„Das war keine besondere Leistung, Frankie“, behauptete er leise. „Ich kenne die Heide seit meiner Kindheit. Was das Überleben in einer solchen Umgebung betrifft, kann nur von simpler Erster Hilfe die Rede sein. Man macht es sich so bequem wie möglich und wartet auf Hilfe. Zum Glück hatte ich Jeremy mitgenommen, sodass er Hilfe holen konnte, während ich bei den Mädchen geblieben bin.“
„Und du warst sicher, dass er den Weg zurück allein finden würde?“, erkundigte sich Frankie. Der schüchterne Junge hatte sich der Situation offenbar gewachsen gezeigt und seine
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