Romana Exklusiv 0188
ihm nicht zu zeigen, wie sie für ihn empfand. Sie wollte nicht riskieren, dass er sich erneut in sein Schneckenhaus zurückzog.
Was heute geschehen war, war einfach passiert. Eines jedoch wusste sie instinktiv. Julian Tarrant würde sich möglicherweise auf eine kurze Affäre einlassen, in die auch seine Partnerin keine tiefer gehenden Gefühle investierte. Doch sein Sinn für Anstand würde es ihm nicht erlauben, ein Verhältnis mit einer Frau zu haben, die ihn liebte und mehr von ihm verlangte, als er ihr geben konnte. Wenn er herausfand, dass dies bei ihr, Frankie, der Fall war, würde er vermutlich einen Schlussstrich ziehen – ihretwegen und um seiner selbst willen. Falls sie also wollte, dass diese Beziehung andauerte – und das konnte sie nicht leugnen –, durfte sie sich nichts anmerken lassen.
Dennoch gab es etwas, das Frankie nicht für sich behalten konnte. Sie musste die Gelegenheit nutzen, solange sie allein waren und Julian sich in nachdenklicher Stimmung befand. Es beschäftigte sie so sehr, dass sie ihrem Herzen Luft machen musste.
„Julian“, begann sie, „versprichst du mir etwas?“
Er sah sie eindringlich an.
„Wenn es nichts Unmögliches ist – ja.“
„Sprich mit Jeremy darüber, was du seiner Meinung nach für seine Zukunft geplant hast.“
Da er nicht sofort antwortete, schluckte sie und fuhr fort: „Wie immer er auf diese Idee gekommen ist, er glaubt, dass du ihn zu etwas zwingen willst.“
Julian schwieg eine Weile, sodass sie fürchtete, er würde wütend werden. Schließlich erwiderte er ruhig: „Wahrscheinlich hat er etwas missverstanden, aber ich werde ihm klarmachen, was ich darüber denke. Bist du dann zufrieden?“
Das muss ich wohl, dachte sie resigniert. Er wollte noch immer nicht wahrhaben, dass Alison für Jeremys ablehnende Haltung ihm gegenüber verantwortlich war und ihren Sohn weiter gegen ihn aufhetzen konnte, sobald dieser wieder unter ihrem Einfluss stand.
Liebe macht tatsächlich blind, ging es Frankie durch den Kopf. Alison hatte den Kuchen, und für mich bleiben nur die Krümel.
Und doch … plötzlich kam ihr eine Erkenntnis. Vielleicht kannte Alison den Mann gar nicht, der Julian jetzt war. Wenn er vorher stark gewesen war, wie viel stärker mochte er jetzt sein, komplexer und zufriedener nach all den Erfahrungen, die er gesammelt hatte? Dies war der Mann, den sie, Frankie, bedingungslos liebte.
„Das“, sagte Karin und leckte sich die Lippen, nachdem sie das letzte Stück Hühnchen hinuntergeschluckt hatte, „war viel besser als das, was wir hier sonst essen. Jeremy wird sich ärgern, dass er die beste Mahlzeit in dieser Woche verpasst hat. Geschieht ihm recht, weil er einfach abgehauen ist!“
Alle drei lachten. Die Atmosphäre beim Essen war sehr entspannt gewesen, und Frankie wünschte, Jeremy hätte ihnen Gesellschaft geleistet. Vielleicht wäre er dabei etwas aus sich herausgekommen.
Als Nachtisch servierte sie einen Schokoladenkuchen, den sie in der Tiefkühltruhe entdeckt hatte, und stellte eine Kanne Kaffee auf den Tisch.
„Danke für das tolle Essen, Miss Somers“, fügte Karin hinzu und schob ihren Stuhl zurück.
„O bitte, du kannst Frankie zu mir sagen, sonst fühle ich mich wie neunzig.“
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Julian die Brauen hochzog. Unwillkürlich erinnerte sie sich an den Morgen, den sie so leidenschaftlich miteinander verbracht hatten, und errötete. Noch wenige Stunden zuvor hatte sie sich nicht wie eine Neunzigjährige verhalten. Sie wünschte, wieder in seinen Armen zu liegen und ihn in sich zu spüren. Doch in diesem Moment war es unmöglich, und sie konnte es kaum aushalten, bis es wieder so weit war.
„Kann ich jetzt gehen, Dad?“, fragte Karin. „Übrigens hast du mir versprochen, einmal mit mir im Hafen von Poole zu segeln. Wir haben das Boot seit einer Ewigkeit nicht mehr benutzt.“
„Das habe ich nicht vergessen, aber vergiss du nicht, dass ich zu tun habe“, erwiderte er. „Nun zisch ab, und lass uns … alte Leute in Ruhe unseren Kaffee trinken.“
Sobald er mit Frankie allein war, nahm er ihre Hand in seine.
„Ich fühle mich alles andere als alt“, erklärte er ernst. „Im Gegenteil, ich fühle mich wie neugeboren.“
Frankie verspürte einen Kloß im Hals und brachte kein Wort heraus. Er meint nur Sex, redete sie sich ein. Seit Alison ihn verlassen hatte, konnte er seinen männlichen Trieb nicht ausleben, das ist alles.
„Ich fühle mich auch ziemlich gut“, erwiderte
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