Romana Exklusiv 0188
überglücklich. Sie war beruflich vorangekommen, und sie liebte Julian. Mittlerweile war es ihr auch egal, ob jemand von ihrer Beziehung zu ihm erfuhr. Obwohl sie es nicht überall herumerzählte, bemühte sie sich ebenso wenig, es zu leugnen. Sie waren beide erwachsen und ungebunden, und es ging niemanden etwas an.
Am Mittwochmorgen, kurz bevor Frankie zur Arbeit fahren wollte, klingelte ihr Telefon. Barfuß, die Bürste in der Hand, lief sie die Treppe hinunter, um abzunehmen. Überrascht stellte sie fest, dass Julian am Apparat war.
„Frankie, ich muss mit jemandem reden.“ Er wirkte ziemlich mitgenommen.
„Julian“, sagte sie so ruhig wie möglich, obwohl ihr das Herz bis zum Hals klopfte.
„Es ist wegen Karin – sie ist verletzt“, erzählte er und fuhr auf ihren erschreckten Ausruf hin fort: „Keine Angst, es ist nicht so schlimm.“
„Was ist passiert?“, wollte sie wissen.
„Sie ist mit einem der Mädchen aus dem Ort in die Heide gelaufen. Ich habe es meinen Kindern verboten, weil ich weiß, wie gefährlich es dort sein kann. Immerhin bin ich hier aufgewachsen. Man kann sich dort leicht verlaufen, und genau das haben sie getan.“
Frankie stöhnte auf.
„Du meine Güte, Julian, du hast dir sicher schreckliche Sorgen gemacht“, meinte sie mitfühlend. „Wie hat sie sich denn verletzt?“
„Es ist spät geworden, und die beiden sind im Dunkeln umhergeirrt und schließlich in einen Graben gefallen. Das andere Mädchen hat sich den Knöchel verstaucht, während Karin sich zwei Rippen gebrochen hat. Na ja, sie hat etwas Verbotenes getan, aber ich war für sie verantwortlich und habe nicht aufgepasst. Wie stehe ich jetzt als Vater da?“
„Du bist ein normaler Vater, der nicht unfehlbar ist“, erklärte sie forsch. „Karin ist selbst dafür verantwortlich. Man kann Kinder in dem Alter nicht ständig im Auge behalten. Vielleicht hat sie auch deinen Forscherinstinkt geerbt! Julian, wann hörst du endlich auf, dich für alles verantwortlich zu machen, was schiefgeht?“
Julian schwieg einen Moment, und sie bemerkte sogar über die Distanz hinweg, dass er erleichtert war.
„Glaubst du wirklich?“, fragte er überrascht. „Du weißt gar nicht, wie ich mich freue, das von dir zu hören. Aber es gibt noch ein Problem, Frankie. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich sitze hier mit einer Dreizehnjährigen, die nicht aufstehen darf und sich zu Tode langweilt. Wir haben bis zum Abwinken Scrabble, Monopoly und Trivial Pursuit gespielt, und der Videorecorder ist schon heißgelaufen. Karin findet meine Filme ohnehin alle langweilig.“
Sekundenlang kam es ihr in den Sinn, wo Alison steckte, wenn ihre Tochter sie brauchte. Frankie zog es jedoch vor, diesen Gedanken nicht auszusprechen. Stattdessen blickte sie auf ihre Armbanduhr und beschloss, sich einen Tag freizunehmen. Ihr Platz war bei dem Mann, den sie liebte.
„Warte auf mich, ich bin schon unterwegs“, meinte sie. „In London gibt es eine Menge guter Videotheken, wo man sicher weiß, was Mädchen in dem Alter gern sehen.“
„Aber Frankie … musst du nicht zur Arbeit? Du kannst doch nicht alles fallen lassen“, wandte Julian ein.
„O doch“, widersprach sie. „Mach dir darüber keine Sorgen. Momentan habe ich bei Cooper Masterman einen Stein im Brett, und da ich das deinem Tagebuch zu verdanken habe, können sie bestimmt einen Tag ohne mich auskommen.“
Wenige Minuten später hatte sie in ihrem Büro angerufen, auf Band gesprochen und Sally gebeten, ihre Termine an diesem Tag abzusagen, und telefonisch einen Leihwagen reserviert. Auf ihrer Fahrt nach Dorset machte sie nur in Ringwood eine kurze Pause, um ein Sandwich zu essen und eine Tasse Kaffee zu trinken. Bald darauf befand sie sich auf der Landstraße, die nach Canford Tarrant führte.
Als sie den Wagen in der Einfahrt abstellte, kam Julian aus dem Haus, um sie zu begrüßen. Obwohl er nach außen hin ruhig wirkte, merkte sie sofort, dass er sich über ihren Besuch freute. Er nahm ihre Hände in seine, und diese intime Geste ließ sie erschauern.
„Ich bin so froh, dass du gekommen bist“, sagte er.
„Ich habe Unmengen an Videos, Kassetten mit Popmusik und Zeitschriften mitgebracht“, erklärte Frankie, „und alles ist garantiert für Jugendliche geeignet. Es wird Karin sicher ablenken.“
„Du hast wirklich Wunder vollbracht – in jeder Hinsicht!“
Eine Weile standen sie nur da und schauten einander in die Augen. Frankie war überglücklich, weil sein
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