Romana Exklusiv 0188
an wie ein Magnet.
„Es tut Ihnen leid? Das ist keine Erklärung! Was gibt Ihnen das Recht, einfach hier hereinzuspazieren, ohne anzuklopfen?“
„Ich habe geklopft, aber Sie haben es nicht gehört. Ich wollte gerade an die Badezimmertür klopfen, als Sie unerwartet herauskamen.“
„Ich habe den Bademantel vergessen, aber das entschuldigt nicht Ihr Eindringen! Warum sind Sie gekommen?“
„Um Ihnen zu geben, was immer Sie brauchen.“
Das Temperament ging mit ihr durch. „Sie sind der schlimmste Chauvinist, der mir je begegnet ist! Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich irgendetwas von Ihnen brauche?“
„Sie haben geklingelt.“
Plötzlich dämmerte ihr, was geschehen war. Der letzte Knopf, den sie gedrückt hatte, musste eine Klingel für die Dienerschaft sein. Ihre Wangen erglühten. „Marco wollte nachsehen, was Sie brauchen, aber ich habe ihm gesagt, dass ich mich darum kümmere“, erklärte Gianni. „Ich wollte wissen, wozu diese Knöpfe gut sind, also habe ich alle ausprobiert“, murmelte sie verlegen. „Sie sollten wohl beschriftet werden. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert.“
Jillian bezweifelte es. Oder zumindest hätte kein anderer Gast derart übertrieben reagiert. „Es tut mir leid. Ich hätte wissen müssen, dass Sie so etwas nicht absichtlich tun würden.“
Seine Augen funkelten belustigt. „Es entspricht nicht dem Verhalten eines Gentlemans“, stimmte er zu. „Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht dankbar für den Zwischenfall bin. Sie haben keinen Grund, verlegen zu sein.“ Er wandte sich ab. „Schlafen Sie gut.“ Sanft schloss er die Tür hinter sich.
Aufstöhnend sank Jillian auf das Bett. Wie hatte sie so furchtbare Dinge zu ihm sagen können! Jeder mit einem Funken Verstand hätte erkannt, dass Gianni es nicht nötig hatte, eine Frau in einen Hinterhalt zu locken. Willige Bettgefährtinnen zu finden war für ihn gewiss kein Problem.
Dass er sie nackt gesehen hatte, beunruhigte sie weniger als ihre Reaktion auf ihn. Einen wilden Moment lang hatte sie sich ihm an den Hals werfen wollen. Was in aller Welt war nur in sie gefahren? Er war ein gut aussehender Mann, aber nie zuvor hatte sie einen derart primitiven Drang verspürt.
Nun lag das Problem darin, diese Tatsache vor ihm zu verbergen. Von nun an musste sie ständig auf der Hut sein, denn er war ein Frauenkenner.
Am nächsten Morgen war Jillian schon sehr früh auf. Die malerischen, gewundenen Gassen waren ausnahmsweise frei von Touristen, als sie zum Hotel spazierte, um sich umzuziehen.
Sie trug niemals aufreizende Kleidung, doch an diesem Morgen kleidete sie sich bewusst konservativ. Sie wählte einen Faltenrock und eine hochgeschlossene Bluse, um so geschäftsmäßig wie nur möglich zu wirken.
Während sie zurück zu Giannis Villa spazierte, überlegte sie sich, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Sie konnte die kleine Panne vom vergangenen Abend mit einem Scherz abtun. Doch vielleicht war es besser, einfach so zu tun, als hätte sich der Zwischenfall gar nicht ereignet.
Ihre Grübelei erwies sich als überflüssig. Gianni tauchte an diesem Vormittag nicht wie gewöhnlich im Büro auf. Vermutlich wollte er ihr eine peinliche Situation ersparen. Überraschenderweise mischte sich Bedauern zu ihrer Erleichterung. Denn seine Gesellschaft wirkte stets stimulierend, auch wenn er ihr Gleichgewicht störte.
Am späten Nachmittag erwartete Jillian nicht länger, dass er vorbeikam. Tief in Gedanken versunken stand sie vor dem Aktenschrank und suchte nach dem Kostenvoranschlag des Delikatessenlieferanten. Giannis tiefe Stimme erschreckte sie. Als sie herumwirbelte, sah sie ihn in der Tür stehen.
Erschrocken wirbelte sie herum, als Gianni lachend von der Tür her verkündete: „Sie sehen aus wie ein französisches Schulmädchen. Ihnen fehlt nur ein Strohhut mit langen Bändern im Rücken.“
Sie vergaß alles, was sie zu sagen geplant hatte. „Ich glaube, die Rechnung für die Speisen und Getränke ist zu hoch“, verkündete sie unvermittelt.
„Wahrscheinlich“, erwiderte er gelassen, während er auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz nahm.
„Das ist unakzeptabel! Ich werde mich gleich beschweren.“
„Lassen Sie das lieber. Er ist der beste Delikatessenlieferant in Venedig. Wenn er zornig wird und kündigt, werden Sie die Horsd’oeuvres für sechshundert Leute herrichten müssen“, neckte er.
„Ich meine es ernst. Ich weiß, dass Ihnen das Geld nichts bedeutet, aber es
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