Romana Exklusiv 0188
geht um das Prinzip. Der Mann nutzt Sie aus!“
„Also gut. Dann werde ich mit ihm reden.“ Um sie abzulenken, wechselte er das Thema. „Marco hat mir gesagt, dass Sie heute sehr früh weggegangen sind.“
„Ich musste ins Hotel, um mich umzuziehen.“
„Sie hätten mit der Arbeit etwas später anfangen können.“
„Ich war ohnehin wach.“ Jillian blätterte in einigen Papieren auf dem Schreibtisch und reichte ihm ein Blatt mit Nachrichten. „Diese Leute haben heute angerufen. Die meisten möchten von Ihnen zurückgerufen werden. Die Contessa di Rivoli hat drei Mal angerufen, aber sie wollte keine Nachricht hinterlassen. Sie hat nur gesagt, dass sie mit Ihnen reden muss.“
Die Frau hatte sehr beharrlich gewirkt. Ihre Stimme klang jung, und Jillian hätte gern gewusst, in welcher Beziehung Gianni zu ihr stand, aber er nahm das Blatt Papier ohne Kommentar entgegen.
„Gab es irgendwelche Krisen, während ich weg war?“, erkundigte er sich.
„Nein. Es lief alles wie gewöhnlich.“ Sie konzentrierte sich darauf, einige Papiere ordentlich zu stapeln. Warum konnte sie ihm gegenüber nicht mehr so entspannt wie früher sein?
Giannis Augen leuchteten schelmisch auf, während er ihren gesenkten Kopf musterte. „Ich hatte gehofft, dass der kleine Zwischenfall vom gestrigen Abend inzwischen vergessen wäre, aber wie ich sehe, beschäftigt er Sie immer noch. Ich glaube, ich habe eine Lösung. Meinen Sie, dass wir wieder Freunde sein können, wenn ich meine Kleidung ausziehe, sodass Sie mich auch nackt sehen können?“
„Danke für das Angebot. Aber wenn Sie nichts dagegen haben, verschieben wir es lieber auf ein andermal. Ich brauche Ihre Meinung zu etwas, das den Ball betrifft.“
„Mein Angebot hat kein Verfallsdatum. Worüber möchten Sie mit mir reden?“
„Sicherheit zum einen. Möchten Sie, dass die Wächter kostümiert sind? Auf diese Weise könnten sie sich unauffällig unter die Gäste mischen. Wäre es andererseits eine Vorsichtsmaßnahme, wenn sie zu erkennen wären? Natürlich nicht in Uniformen, aber vielleicht in Smokings.“
„Sicherheitsvorkehrungen sind selbstverständlich nötig, aber ich möchte nicht, dass meine Gäste sich fühlen, als stünden sie unter Bewachung. Lassen Sie uns sämtliche Möglichkeiten in Betracht ziehen.“
Sie diskutierten darüber und über weitere Vorbereitungen, die eine derart verschwenderische Party erforderte. Jillian hatte sich sehr auf den Ball gefreut, doch nun, da das große Ereignis nicht mehr in allzu weiter Ferne lag, waren ihre Gefühle gemischt.
Nach dem Ball hatte sie keinen Grund mehr, in Venedig zu bleiben. Genauer gesagt, sie konnte es sich nicht leisten. Der Job bei Gianni hatte ihr den ausgedehnten Aufenthalt ermöglicht, aber nach dem Fest würde er sie nicht mehr brauchen.
Jillian seufzte. Diesmal war keine wundersame Lösung des Problems in Sicht. Sie musste einfach jede Minute genießen, die ihr noch blieb.
„Jillian?“
Ihr wurde bewusst, dass er ihr eine Frage gestellt hatte. „Entschuldigung. Ich war in Gedanken woanders. Sie haben etwas über die Kostüme gesagt, oder?“
„Wir müssen es nicht jetzt entscheiden. Ihr Kopf ist überlastet. Kommen Sie, lassen Sie uns auf einen Drink in Harrys Bar gehen. Sie brauchen eine Pause.“
Zweifelnd blickte sie hinab auf ihren überhäuften Schreibtisch. „Ich habe noch einiges hier zu tun.“
„Ich bin sicher, dass es bis morgen warten kann.“
Jillian entschied, dass er recht hatte. Harrys Bar war ein berühmtes Wahrzeichen von Venedig. Sie hatte schon immer dorthin gehen wollen, aber Rinaldo hatte behauptet, dass es eine Touristenfalle sei. Das war seine Ausrede, wann immer er kein Geld ausgeben wollte, wie ihr inzwischen bewusst geworden war.
Gianni war offensichtlich Stammgast in der berühmten Bar. Der Barkeeper und der Kellner, der an ihren Tisch kam und die Bestellung aufnahm, begrüßten ihn mit Namen.
Als Jillian diese Tatsache ansprach, sagte Gianni: „Venedig ist eigentlich eine Kleinstadt. Würden Sie längere Zeit hier leben, würden Sie auch jeden kennenlernen.“
„Das wäre schön“, sagte sie sehnsüchtig. „Ich habe die Kleinstadtatmosphäre erlebt. Zum Beispiel auf dem Wochenmarkt. Die Frauen, die mit ihren Körben von Stand zu Stand gehen, unterhalten sich lange mit den Verkäufern darüber, welche Melone reif ist oder ob die Eier frisch gelegt sind.“
Er lächelte. „Nahrung ist ein ernstes Thema für einen Italiener.“
„Einkaufen scheint
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