Romana Exklusiv 0188
auf sie?“
Giannis Miene verschloss sich ein wenig. „Mein Vater war stets ein sehr reservierter Mensch, und nach Mutters Tod zog er sich noch mehr zurück. Angelina und ich wurden praktisch von Dienern erzogen.“
„Das ist sehr schade. Sie hätten einen großen Trost für ihn bedeuten können.“
„Er ließ niemanden an sich heran. Jetzt weiß ich, dass er sich die Schuld an Mutters Tod gab. Als kleiner Junge verübelte ich ihm, dass er nicht wie sie für uns da war. Aber als ich älter wurde, begriff ich, was ihn so desinteressiert machte. Es war nichts Persönliches. Ohne seine Frau war sein Leben bedeutungslos.“
Mitleid mit dem kleinen, einsamen Jungen stieg in ihr auf. Diese Erfahrung konnte durchaus der Grund für seine negative Einstellung zur Ehe sein. Er wollte nicht emotional von einer anderen Person abhängig sein, besonders nicht von einer Frau. Es war sehr traurig. Gianni hatte ein privilegiertes Leben geführt. Ihm war in materieller Hinsicht alles gegeben worden, aber das kostbarste Geschenk war ihm versagt geblieben – Liebe.
Er lächelte reumütig. „Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle. Es ist so lange her. Mein Vater starb, als ich auf dem College war.“
„Manchmal ist einem einfach danach zumute, über solche Dinge zu reden“, entgegnete sie leichthin in dem Wissen, dass er ihr Mitleid nicht wollte.
„Ich habe auch angenehme Erinnerungen an meine Kindheit“, eröffnete er in unbeschwerterem Ton. „Einmal habe ich mich mit einem Freund vor der Villa postiert und Touristen für eine Besichtigung abkassiert. Zwei Paare überraschten das derzeitige Kindermädchen, als sie gerade ein Bad nahm.“ Gianni lachte. „Ich habe ihren Namen vergessen, weil sie nicht lange bei uns war.“
„Ich kann es ihr nicht verdenken, dass sie gekündigt hat. Sie müssen ein teuflisches Kind gewesen sein.“
„Haben Sie etwa nie etwas angestellt?“
Sie grinste. „Doch, natürlich, aber ich habe mich nicht erwischen lassen.“
Sie plauderten wie zwei alte Freunde, und die Zeit verging wie im Fluge.
Schließlich blickte er zur Uhr und bemerkte: „Ich kann kaum glauben, dass es schon so spät ist. Sie müssen müde sein. Ich zeige Ihnen jetzt Ihr Zimmer.“
Jillian folgte ihm die Treppe hinauf in ein Gästezimmer. Eine Lampe brannte einladend auf dem Nachttisch, und die Tür zum angrenzenden Badezimmer stand offen.
Lächelnd deutete er zu einem weißen Bademantel auf dem Bett. „Dadurch dürften Sie sich wie zu Hause fühlen. Ihm haftet immer noch Ihr Parfüm an.“
Sie erinnerte sich an ihre erste traumatische Begegnung, doch der Gedanke an Rinaldo regte sie nicht länger auf.
„Im Badezimmer werden Sie alles finden, was Sie brauchen, einschließlich einer neuen Zahnbürste. Ich hoffe, dass Sie sich wohl fühlen werden.“
Nachdem Gianni gegangen war, zog Jillian sich aus, hängte ihre Kleidung in den Schrank und ging ins Badezimmer. Es war modernisiert worden und enthielt alle möglichen Apparate. Ein Fön hing an einem schwenkbaren Arm neben einem runden Spiegel, und flauschige Handtücher waren auf beheizten Stangen drapiert. Über dem Waschbecken befanden sich mehrere Knöpfe, deren Funktion ihr ein Geheimnis war.
Jillian drückte jeden einzelnen. Mit einem wurde die Beleuchtung über dem Waschbecken und mit einem anderen ein Ventilator über dem Spiegel einschaltet. Der dritte Knopf schien keinerlei Funktion aufzuweisen.
In einem Körbchen fand sie allerlei kostbare Toilettenartikel wie Shampoo, Körperlotion und Parfüm. Als sie die Dusche einschalten wollte, fiel ihr ein, dass sie den Bademantel auf dem Bett liegen gelassen hatte.
Es war fraglich, wer erschrockener reagierte, als Jillian und Gianni sich plötzlich von Angesicht zu Angesicht wiederfanden. Seine Überraschung wich sinnlicher Anerkennung, als sein Blick über ihren schlanken, nackten Körper glitt.
Einen Moment lang verspürte sie ebenfalls einen Anflug von Verlangen. Dann kam sie zur Vernunft, riss den Bademantel vom Bett und hielt ihn sich schützend vor den Körper. „Was wollen Sie hier?“, fauchte sie. „Ich wusste nicht, dass ich die Tür verschließen muss, um Sie mir vom Leib zu halten.“
„Es tut mir leid“, murmelte er verwirrt. Liebend gern hätte er sie in die Arme genommen und überall geküsst. Sie besaß den Körper einer Verführerin. Er zwang sich, sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren, was sein Verlangen jedoch nicht schmälerte. Ihr sanft geschwungener Mund zog ihn
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