Romana Exklusiv 0197
zu. „Ja, ich!“ Sie kam sich ziemlich albern vor. „Am besten bringst du mich jetzt ins Hotel zurück!“, forderte sie ihn leicht gereizt auf, ohne ihn anzuschauen.
Sie hörte, wie er aufstand. Und als er ihr die Hände auf die Schultern legte und sie sanft zu sich herumdrehte, bekam sie ganz weiche Knie.
„Ich glaube, meine liebe Lysan“, sagte er leise, während er ihr die Hand unters Kinn legte und sie zwang, ihn anzusehen, „dass wir beide das Gefühl haben, uns am Rand eines Abgrunds zu bewegen. Ich bin genauso nervös wie du. Aber wenn ich dich jetzt ins Hotel fahre, hilft uns das überhaupt nicht. Du gibst doch zu, dass wir einiges zu klären haben, oder?“
Natürlich hatte er recht, sie mussten sich endlich aussprechen. Doch seine Berührungen, seine Nähe und der entschlossene Blick verwirrten Lysan. Sie wollte ja gar nicht weglaufen, sondern viel lieber bei ihm bleiben.
„Ich …“, begann sie, aber es gelang ihr nicht, sich zu konzentrieren. Sie musste unbedingt etwas Abstand gewinnen.
Sie löste sich von Enrico und setzte sich wieder auf das Sofa. Doch Abstand gewann sie dadurch nicht, denn er setzte sich sogleich neben sie.
„Ich glaube nicht …“ Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie versuchte es noch einmal: „Ich habe dir gesagt, dass ich Noel nicht liebe, jedenfalls nicht so, dass ich ihn heiraten kann. Aber …“
„Und jetzt, nachdem du die Verlobung gelöst hast, erwartest du, dass ich dir gestehe, was ich vom ersten Augenblick an für dich empfunden habe.“
Sprachlos blickte sie ihn an und bekam Herzklopfen. „So habe ich es nicht gemeint.“ Sie begegnete seinem liebevollen Blick und wusste plötzlich nicht mehr, wie sie es überhaupt gemeint hatte. „Schon so lange?“, fragte sie ungläubig, als ihr bewusst wurde, was er soeben gesagt hatte. „Seit …“
„Ja, seit unserer ersten Begegnung beim Dinner mit deinem Vater und deinem Bruder. Ich war völlig hingerissen von deinen wunderschönen grünen Augen, deinem charmanten Lächeln und deinem aschblonden Haar. Und dann musste ich erfahren, dass du verlobt warst und heiraten würdest.“
Lysan erinnerte sich noch so gut an die Begegnung, als wäre es erst am Vortag gewesen. „Du hast dich dann auf einmal so distanziert verhalten“, sagte sie sanft.
„Ja, weil ich die unangenehmste Nachricht verdauen musste, die ich jemals erhalten habe. Ich konnte einfach nicht damit fertig werden, dass die Frau, zu der ich mich auf den ersten Blick hingezogen fühlte, zu einem anderen gehörte.“
„Oh!“ Sie konnte es kaum fassen, was er ihr soeben eingestanden hatte. „Du hast meinem Vater geschrieben …“
„Und ich habe dich gemeint“, unterbrach er sie.
„War deine Einladung an uns alle, deine Gäste zu sein, falls
wir einmal nach Chile reisen würden, wirklich in erster Linie für mich bestimmt?“, fragte sie atemlos. Enrico lächelte. „Meine liebe Lysan, du bist mir nicht mehr
aus dem Kopf gegangen, auch nicht, als ich wieder zu Hause
war.“
„Du hast mich also gerufen!“
„Und du bist gekommen“, erwiderte er und fügte hinzu: „Als das Fax von deinem Vater eintraf, in dem er mir deine Ankunft mitteilte, habe ich mich unbändig gefreut. Ich wusste nicht mehr, was ich als Nächstes tun sollte. Da du allein Urlaub machen wolltest, habe ich mir vorgestellt, du hättest die Verlobung gelöst. Und dann beschloss ich, dich nicht in irgendeinem Hotel wohnen zu lassen. Du solltest unbedingt mein Gast sein. Aber noch während ich Emilia bat, ein Zimmer für dich herzurichten, kamen mir Bedenken, ohne dass ich genau wusste, weshalb.
Mir war klar, dass ich uns beide in eine heikle Lage bringen würde. Dein Vater brachte mir offenbar großes Vertrauen entgegen, sonst hätte er das Fax nicht geschickt. Deshalb bat ich meinen Bruder und Gabina, für die Dauer deines Aufenthalts bei mir einzuziehen.“
„Ich hatte den Eindruck, ihr würdet alle zusammen hier in deinem Haus wohnen.“
Enrico schüttelte den Kopf. „Sie haben ein eigenes Haus, ungefähr zwei Stunden Fahrt von hier entfernt. Sie waren sofort bereit, alles liegen- und stehenzulassen und mir zu helfen, nachdem ich Celso zum ersten Mal in meinem Leben um einen Gefallen gebeten und ihm alles erklärt hatte. Sie sind ziemlich genau eine Stunde vor dir eingetroffen.“
„Oh!“ Lysan war leicht erschüttert, weil sie von alldem keine Ahnung gehabt hatte.
„Und dann war überhaupt nichts mehr in Ordnung. Als ich dich am Flughafen
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