Romana Exklusiv 0197
immer in der Öffentlichkeit. Dass Adam Cazell sie irgendwo gesehen hatte, war nicht verwunderlich – vermutlich hatte er eine seiner Freundinnen zu einer Modenschau begleitet. War dies ein weiterer Versuch, in ihr Leben einzudringen?
„Es war die Premiere von ‚Turandot‘ in der New Yorker Met“, fuhr er zu ihrer Überraschung fort.
„Sie waren dort?“, warf Rebel erfreut ein. „Sie haben Zuang Chi singen gehört?“
Er nickte. „Eine herrliche Stimme.“
„Er ist unser Bruder“, erklärte Rebel stolz. „Wir waren alle bei der Premiere. Die ganze Familie. Es war ein wunderbarer Abend, oder, Rosalie?“
„Ja.“
Sie hatte Adam Cazell nicht in der Oper gesehen, und es behagte ihr gar nicht, dass er sie ohne ihr Wissen beobachtet hatte – obwohl sie an diesem Abend mehr oder weniger im Dienst gewesen war, weil man sie dafür bezahlt hatte, das Kleid und den Schmuck zu tragen.
Er beugte sich auf dem Sofa vor wie eine Raubkatze, die zum Sprung ansetzte. „Wie groß ist Ihre Familie, Rebel?“
Sie lachte. „Wir sind vierzehn. Plus Ehemänner und Frauen sowie unsere prachtvollen Eltern. Wir haben allein eine Loge in der Met gefüllt, nicht wahr, Liebling?“ Sie lächelte Hugh verträumt an.
„O ja. Ein wunderbarer Abend“, wiederholte er.
Adam nickte zustimmend. „Schade, dass ich nicht schon damals Ihre Bekanntschaft gemacht habe. Ich muss gestehen, dass ich nur Augen für Rosalie hatte.“ Er blickte zu ihr hinüber. „Sie waren bezaubernd.“
Sie erwiderte sein Lächeln. „Ich habe repräsentiert.“
„Und der rothaarige Mann neben Ihnen?“
„Zachary Lee“, verkündete Rebel fröhlich. „Unser großer Bruder.“
In seinen Augen blitzte es zufrieden auf.
Ein potenzieller Rivale ausgeschaltet, folgerte Rosalie. Er hatte garantiert ihren Begleiter wahrgenommen, ihn eingeschätzt und überlegt, welches Verhältnis sie zu ihm haben mochte.
„Wir sind allesamt nicht blutsverwandt“, erklärte sie, um ihm die Freude zu verderben. „Deshalb sehen wir uns auch nicht ähnlich.“
„Onkel Zachary ist der Amerikaner in der Familie“, teilte Celeste ihm mit.
„Zu dem wir alle aufblicken“, ergänzte Rosalie rasch, um Celeste daran zu hindern, die einzelnen Nationalitäten aufzuzählen. Am klügsten war es wohl, das Thema zu wechseln.
„Gehen Sie oft in die Oper, Adam?“
„Nein.“
„Es war eine Premiere“, kommentierte seine Tochter, bevor er weitersprechen konnte. „Daddys Freundinnen lieben Premieren.“
„Catie, du übertreibst“, schalt er sie gutmütig. „Ich habe dich auch schon zu einigen mitgenommen. Zum Harry-Potter-Film, zum …“
„Okay, okay“, abwehrend hob sie die Hände. „Er kennt sich in der Popmusik besser aus, Rosalie. Sie wissen ja … ‚Saturn Records‘, bevor er die Firma verkauft hat. Er hat keine Klassik produziert.“
„Was nicht bedeutet, dass ich sie nicht schätze.“ Die Antwort klang ein wenig gereizt.
„Ich habe nie gehört, dass du ein Konzert gespielt hättest.“
„Du bist eben nicht immer bei mir.“
Schwerer Schnitzer!
Cate presste die Lippen zusammen. „Du hast recht, Dad. Wie viel Zeit steht mir zu? Fünfzehn Prozent, wenn ich Glück habe? Immerhin könntest du ständig Opernarien hören, wenn ich nicht bei dir bin.“ Sie lächelte Rosalie entschuldigend an. „Tut mir leid. Ich hätte mich nicht einmischen dürfen, denn ich kann nicht beschwören, dass mein Vater keine klassische Musik mag.“
„Es ist selten eine gute Idee, für andere zu sprechen“, meinte Rosalie mitfühlend.
Cates eher schnippische Entschuldigung hatte Adam ein Stirnrunzeln entlockt. Nun richtete er seinen durchdringenden Blick erneut auf Rosalie. „Eine wirklich gute Stimme weckt immer mein Interesse, gleichgültig, was gesungen wird.“
„Dann müssen Sie es genossen haben, Zuang Chi zuzuhören.“ Insgeheim fragte sie sich, ob und wie er auf den stummen Hilfeschrei seiner Tochter nach mehr Aufmerksamkeit reagieren würde.
„Und Ihnen auch.“
„Mir?“ Was meinte er damit? Hatte sie den Faden verloren, während sie über Cate nachgedacht hatte?
„Ich habe Sie im ‚Raffles Hotel Le Royal‘ in Phnom Penh singen gehört. Sie haben dort einen Chor von Waisenkindern geleitet.“
Der Schock verschlug ihr sekundenlang die Sprache. „Das war vor neun Monaten.“
„Ja. Sie haben eine schöne Singstimme. Sehr rein.“ Er lächelte. „Wenn ich ‚Saturn Records‘ noch immer leiten würde, hätte ich vielleicht versucht, Sie unter
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