Romana Exklusiv 0197
nicht! Ich habe am Freitag einen wichtigen Termin, den ich nicht verschieben kann. Du wirst doch Weihnachten zu Hause sein?“
„Ich … glaube nicht.“
„Deine Eltern und dein Bruder werden bestimmt traurig sein. Die Feiertage hast du sonst immer mit ihnen zusammen verbracht.“ Auf einmal schien ihm etwas einzufallen. „Willst du es etwa mir überlassen, ihnen mitzuteilen, dass wir nicht heiraten?“
Daran hatte Lysan überhaupt nicht gedacht. Außerdem hatte Noel recht. Ihre Eltern würden es sicher sehr bedauern, Weihnachten ohne sie feiern zu müssen. Sekundenlang wurde sie unsicher, doch sie blieb bei ihrem Entschluss.
„Ich werde Mum anrufen und ihr alles erklären.“
Wenig später begleitete sie Noel zum Flughafen.
„Bleib ein braves Mädchen“, scherzte er und legte ihr den Arm um die Schulter, während sie zum Abflugschalter schlenderten.
„Was soll ich darauf antworten?“ Lysan blickte ihn lächelnd an. „Guten Flug!“, verabschiedete sie sich dann.
Er umarmte sie und küsste sie auf die Wange. „Vergiss nicht, mit deiner Mutter zu sprechen!“
Lysan fuhr mit dem Taxi ins Hotel zurück und rief sogleich ihre Mutter an.
„Wo bist du?“, wollte ihre Mutter wissen und fügte hinzu: „Wahrscheinlich auf dem Flughafen, stimmt’s?“ Sie wusste natürlich, dass die Maschine, die sie, Lysan, hatte nehmen wollen, bald starten würde. Lysan hatte es ihren Eltern kurz mitgeteilt, noch ehe sie ihre Pläne geändert hatte.
„Nein, Mum, nur Noel ist dort. Ich habe mich eben von ihm verabschiedet. Ich …“
„Was ist los?“ Ihre Mutter klang beunruhigt.
„Nichts. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Aber … Noel und ich haben unsere Verlobung gelöst.“
„Ihr habt die Verlobung gelöst?“, wiederholte ihre Mutter ungläubig.
„Ja. Noel fliegt nach Hause zurück, und ich habe meinen Urlaub verlängert. Ich bleibe noch eine Zeit lang hier.“
„Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?“
„Ja, sicher. Noel geht es auch gut, glaube ich. Er kann doch Weihnachten mit euch feiern, oder?“
„Natürlich“, antwortete ihre Mutter, ohne zu zögern. „Was ist denn zwischen euch vorgefallen?“ Plötzlich wurde ihr bewusst, was Lysans Frage bedeutete. „Willst du damit sagen, dass du Weihnachten nicht zu Hause bist?“
„Macht euch keine Gedanken, ich werde mich bestimmt nicht einsam fühlen. Rechtzeitig zu Silvester bin ich wieder bei euch“, versprach Lysan.
„Das will ich doch hoffen!“ Ihre Mutter bemühte sich, damit fertig zu werden, dass sie, Lysan, zum ersten Mal Weihnachten nicht im Kreis der Familie verbringen würde. „Was ist denn passiert? Ich habe immer gedacht, du und Noel würdet euch gut verstehen.“
„Ach, das ist eine lange Geschichte. Es ist jedenfalls nicht Noels Schuld. Mir ist klar geworden, dass ich ihn nicht heiraten kann, Mum. Bist du jetzt sehr traurig? Ich weiß, dass du und Dad es gern gesehen hättet, wenn Noel und ich …“
„Das ist doch Unsinn“, unterbrach ihre Mutter sie vehement und fügte sanft hinzu: „Dein Vater und ich hätten es gar nicht gern, wenn du Noel nur uns zuliebe heiraten würdest, Lysan. Du hörst dich so an, als hättest du gefühlsmäßig einiges durchgemacht. Nimm dir Zeit, und erhol dich gut. Wir sehen uns dann Silvester.“
Ihre Mutter war so verständnisvoll, dass Lysan die Tränen kamen. „O Mum“, erwiderte sie leise. Vielleicht war es ihrer Mutter sogar lieber, wenn sie das Fest in Chile verbrachte. Denn ohne sie würde die Atmosphäre unverkrampfter sein, und alle konnten sich in Ruhe an die veränderte Situation gewöhnen. Nach dem Tod seiner Eltern war es selbstverständlich, dass Noel die Feiertage im Kreis ihrer Familie verbrachte.
„Die Weihnachtsgeschenke für euch liegen ganz unten in meinem Kleiderschrank“, erklärte Lysan, um sich von den Schuldgefühlen abzulenken, die sie einfach nicht los wurde.
„Ich weiß. Ich habe sie entdeckt, als ich deinen roten Rock, den ich aus der Reinigung abgeholt habe, in den Schrank gehängt habe.“
Sie unterhielten sich noch einige Minuten. Plötzlich fiel Lysan etwas ein, und sie geriet in Panik. „Mum, du musst unbedingt mit Dad reden.“
„Du klingst so besorgt.“
„Ja. Die Sache ist ungeheuer wichtig.“
„Gut. Sag mir, was du auf dem Herzen hast.“
„Du erinnerst dich, dass er ein Fax an Enrico Viveros geschickt hat, oder?“
„Bist du jetzt nicht mehr bei ihm?“
„Du liebe Zeit, nein!“ Lysans Versuch, unbekümmert zu lachen,
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