Romana Exklusiv 0224
Auseinandersetzung, und sie hat wütend das Haus verlassen. Ich habe mich oft gefragt, ob es ihre Fahrtüchtigkeit an jenem Abend beeinträchtigt hat.“
„Das ist furchtbar. Wie entsetzlich für Sie, sich daran zu erinnern! Es soll geregnet und gestürmt haben. Bestimmt hat das zu dem Unfall beigetragen.“
„Es ist nicht so schrecklich, wie Sie vielleicht meinen“, erwiderte er zu ihrer Bestürzung. „Natürlich hängt das mit dem Grund für unseren Streit zusammen.“
„Worüber haben Sie gestritten?“
„Das, Miss Neugier, geht weder Sie noch sonst jemanden etwas an. Und Sie werden es auch in keinem Zeitungsbericht nachlesen können.“
„Ihr Verlust tut mir trotzdem leid.“
„Sie war eine schöne Frau“, sagte Luis langsam, während er zu dem kleinen Foto auf dem Bildschirm blickte. „Sie ist zu jung gestorben.“ Erneut sah er Rachel an. „Dafür nutzen Sie also das Internet?“
„Nein. Eigentlich suche ich meine Mom.“
„Ihre Mom?“, wiederholte er verblüfft. „Ist sie verschwunden?“
„Gewissermaßen. Ich habe vor Kurzem herausgefunden, dass sie nicht tot ist, wie ich immer geglaubt habe, sondern von zu Hause vertrieben wurde, als ich noch ein kleines Kind war.“ Genau genommen wusste sie nicht, warum ihre Mutter weggegangen war. Aber zu denken, es wäre letztlich nicht freiwillig geschehen, war besser, als sich vorzustellen, sie hätte ihre Tochter leichten Herzens, und ohne es zu bedauern verlassen.
„Sie wurde von zu Hause vertrieben? Von wem?“
„Schätzungsweise von meinem Dad.“
„Sie haben es vor Kurzem herausgefunden … also bevor Sie die Reise antraten?“
Rachel nickte.
„Folglich rufen Sie nicht zu Hause an und bitten um Geld, weil es das Ihres Vaters wäre.“
„Ich tue es nicht, weil ich vermeiden will, dass er meinen Aufenthaltsort erfährt.“
„Das erklärt einiges.“
Starr sah sie ihn an. Würde er diese Informationen gegen sie verwenden? Er hatte ihren Pass, in dem ihre Adresse stand. Würde er ihren Dad benachrichtigen? „Und was nun?“
Luis machte einen Schritt auf sie zu. „Ich werde nichts bezüglich Ihres Vaters unternehmen, wenn Sie aufhören, mein Privatleben zu erforschen.“
„Abgemacht“, erwiderte sie schnell und streckte ihm die Hand entgegen. Natürlich hätte sie gern mehr über ihn in Erfahrung gebracht, aber sie brauchte unbedingt noch Zeit, um sich für eine Begegnung mit ihrem Dad und Paul zu wappnen.
Luis nahm ihre Hand, und Rachel spürte überrascht, wie ihr warm wurde. Besaß er magische Kräfte? Sie blickte ihn an, doch er schien nichts zu merken, und nach wenigen Sekunden ließ er sie wieder los.
„Im Dorf laufen die letzten Vorbereitungen für die Fiesta auf Hochtouren, und es sind schon viele Besucher vor Ort. Es wird überall etwas zum Essen angeboten werden, weshalb ich Esperenza den Abend freigegeben habe. Nur möchte ich schon um fünf aufbrechen und nicht erst um sieben.“
Darum ist er so früh nach Hause gekommen, dachte Rachel und wünschte, sie hätte nicht eingewilligt, ihn zu begleiten. „Ich werde fertig sein.“
„Wir mischen uns etwas unter die Leute, und nachdem ich geredet habe, gehen wir wieder.“
„Ich werde mein Bestes tun, um die Groupies abzuhalten.“
„Das wird bestimmt interessant.“
Rachel staunte nicht schlecht, als sie sah, wie sehr sich das Dorf verändert hatte, seit sie zuletzt dort gewesen war. Es wimmelte von Menschen. Überall hingen bunte Lichterketten, die bei Dunkelheit zweifellos noch faszinierender sein würden. Jede freie Fläche war mit Blumen geschmückt, und natürlich gab es zahlreiche Stände, an denen Getränke, Essen und Andenken verkauft wurden.
Die Leute waren in Feierlaune, sie lachten und tanzten auf der Straße. Doch Luis’ Miene verfinsterte sich zunehmend, und er wurde immer schweigsamer. „Bringen wir es hinter uns“, meinte er missmutig, nachdem sie aus dem Wagen gestiegen waren, und bedeutete ihr, ihm vorauszugehen. „Das Rednerpult befindet sich auf dem Marktplatz.“
Die heitere Stimmung war ansteckend. Rachel spürte, wie glücklich die Menschen waren, und lächelte, wenn man sie freundlich grüßte. Luis sagte keinen Ton, sondern schritt zielstrebig auf die Dorfmitte zu, als würde sein Leben davon abhängen, dass er dort anlangte, ohne ein Wort gesprochen zu haben.
„Luis!“ Eine junge Frau blieb vor ihm stehen und versperrte ihm den Weg. Sie legte ihm die Arme um den Nacken und küsste ihn auf den Mund.
Verblüfft beobachtete
Weitere Kostenlose Bücher