Romana Exklusiv 0224
sind die Häuser modern, extravagant und dem Geschmack der jeweiligen Bewohner angepasst. Die Leute kaufen Häuser, um sie abzureißen und neue auf dem Grund zu errichten. Ich ziehe Spanien vor.“
„Deshalb machen Sie hier Urlaub?“
„Das hatte ich schon eine Ewigkeit vor. Das Land fasziniert mich nicht nur wegen seiner historischen Vergangenheit. Die Menschen sind warmherzig und lassen sich nicht von der Jagd nach dem allmächtigen Dollar beherrschen.“
„Was Ihre Freunde tun?“
Rachel schien sich wieder kurz zu verspannen und schüttelte dann langsam den Kopf. „Nein, es war nur eine allgemeine Bemerkung.“
„Was machen Sie zu Hause in Kalifornien?“
„Meistens kümmere ich mich um Wohltätigkeitsveranstaltungen. Ich habe wirklich schon als Sekretärin gearbeitet, bin allerdings nicht dafür bezahlt worden.“
Luis zuckte mit den Schultern und versuchte, sich vorzustellen, wie ihr Leben in den Staaten aussah. Sie schien aus einer wohlhabenden Familie zu stammen. Warum brauchte sie dann einen Job, um in Spanien zu bleiben? Wieso rief sie nicht bei ihren Eltern an und bat um eine telegrafische Geldanweisung? Lief sie vielleicht vor etwas davon?
„Ich würde lieber hören, wie es gekommen ist, dass Sie Thriller für den amerikanischen Markt schreiben und hier in Spanien wohnen, als über mein langweiliges Leben in Kalifornien zu sprechen.“
„Bis zum Tod meines Vaters vor acht Jahren habe ich viel Zeit in den Staaten verbracht. Meine Eltern trennten sich, als ich noch ein Junge war. Während des Schuljahrs war ich bei meiner Mutter und in den Sommerferien hier in Spanien. Tatsächlich habe ich mein erstes Buch in Amerika geschrieben. Als ich dann das Erbe meines Vaters antrat, bin ich hierhergezogen.“
„Aber Sie fliegen in die Staaten, um Ihre Bücher zu präsentieren und Signierstunden abzuhalten?“
„Anfangs habe ich es getan“, antwortete er, als die Paella serviert wurde, und sie schwiegen eine Weile, während sie sich das Essen schmecken ließen.
Er hatte diese Werbeauftritte verabscheut. Es hatte ihm nicht gefallen, freundlich zu fremden Leuten zu sein, die Schlange standen, um die Bücher zu kaufen, und dann die verrücktesten Fragen stellten. Es hatte ihm nicht gefallen, wie die Männer seine Frau anblickten, wenn sie ihn begleitete. Und es hatte ihm nicht gefallen, dass Bonita ständig nach Aufmerksamkeit verlangte und ihn drängte, mehr mit den Medien zusammenzuarbeiten.
Das alles schien eine Ewigkeit her zu sein. Er war in den letzten drei Jahren nicht mehr in Amerika gewesen und vermisste die Reisen nicht im Mindesten.
Ist er in Gedanken bei Bonita? überlegte Rachel. Wie kam der Verfasser jenes spanischen Zeitungsartikels dazu, anzudeuten, Luis hätte etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun? In den amerikanischen Berichten hatte sie nichts dergleichen gelesen. Ob Luis den Artikel kannte? Oder wusste er vielleicht überhaupt nichts von jener Verdächtigung?
Sie versuchte, sich vorzustellen, wie es ihr ergehen würde, wenn sie einen Menschen zutiefst liebte und dieser dann starb. Sie wäre entsetzlich niedergeschmettert und würde sich wohl nicht mehr am Leben freuen, nur noch den Alltag irgendwie bewältigen. Wie schrecklich musste er sich fühlen! Oder trauerte er nicht, sondern versteckte sich?
Um sich von den Fragen abzulenken, auf die sie möglicherweise nie eine Antwort bekommen würde, begann sie, Luis von Kalifornien zu erzählen. Wie herrlich man dort im Sommer surfen und im Winter Ski fahren konnte und zu welchen Verrücktheiten sich manche Leute dort hinreißen ließen. Er schien ihr zuzuhören, obwohl sie sich einige Male fragte, ob sie nicht Monologe hielt.
„Hat es Ihnen geschmeckt?“, erkundigte er sich, als sie das Besteck beiseite legte.
„Ja, sehr. Und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.“
„Das Vergnügen ist ganz meinerseits. Ich fand es schön, mehr über Kalifornien zu erfahren. Was haben Sie heute noch vor? Ich würde Sie begleiten, wenn Sie mögen.“
„Ich habe eigentlich alles gemacht, was ich wollte. Haben Sie Ihre Angelegenheiten schon erledigt?“
„Ja.“ Er winkte den Ober herbei, bezahlte und stand auf.
„Haben Sie den Wagen in der Nähe geparkt?“, fragte Rachel, als sie nach draußen traten.
„Nein, er steht einige Straßen entfernt. Wir nehmen ein Taxi.“
„Wir könnten auch zu Fuß laufen, wenn es nicht zu weit ist. Ich schlendere gern die Straßen entlang und sehe mir alles an. Oder haben Sie es
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