Romana Exklusiv 0224
den Kopf, und sie fragte sich unwillkürlich, warum dieser Mann, der so viele Talente besaß, vorgab, sich für eine Fremde wie sie zu interessieren. Ihr fiel nur eine Antwort ein: weil sie keine Gefahr darstellte.
Sobald sie das Manuskript abgeschrieben hatte oder Maria zurückgekommen war, würde sie wieder von hier verschwinden. Er würde keine längerfristige Verpflichtung eingehen und bräuchte Bonita nicht zu vergessen. Wenn er eine Affäre hatte, würden die Leute in seiner Umgebung meinen, dass er wieder nach vorn blickte. Seine Freunde würden aufhören, ihn zu bedrängen, und er könnte in Ruhe sein Leben fortführen.
Als Luis und Pablo immer schwerer zu erkennen waren und sie fertig gefrühstückt hatte, schwang Rachel sich von der Mauer und kehrte zum Haus zurück. Obwohl es Sonntag war, wollte sie weiter an dem Manuskript arbeiten. Schließlich hatte sie nur noch begrenzt Zeit dazu und war zudem neugierig, was als Nächstes passieren würde.
7. KAPITEL
Als Luis von seinem Ausritt zurückkam, ging er von Raum zu Raum, bis er Rachel im Arbeitszimmer am Computer entdeckte. Am liebsten wäre er zu ihr geeilt, hätte sie umarmt und nach oben entführt. Er konnte sich nicht erinnern, dass ihn je so ein plötzliches Verlangen erfasst hatte. Selbst bei seiner temperamentvollen Frau hatte er es nie erlebt. Rachel hatte etwas an sich, das ihn in seiner Ursprünglichkeit ansprach. Und sie musste es ebenfalls empfinden. Es konnte nicht nur einseitig sein.
„Hast du schon gegessen?“, fragte er von der Türschwelle aus. Er brauchte unbedingt eine Dusche und frische Kleidung, aber noch dringender musste er sie sehen.
Überrascht blickte sie auf und lächelte dann. Luis spürte, wie sein Herz einen Moment lang zu schlagen aufhörte. Ja, sie war ausgesprochen hübsch.
„Seit dem Frühstück nichts mehr. Was hast du im Olivenhain gemacht?“
„Ich musste etwas kontrollieren. Im Dorf gibt es ein Restaurant, in dem hervorragende Lammgerichte serviert werden. Kommst du mit?“
„Sehr gern. Soll ich mich umziehen?“ Sie stand auf und deutete auf ihre Shorts.
Er betrachtete ihre schlanken, sonnengebräunten Beine und sah dann schnell woanders hin, bevor er etwas Dummes tat. „Möglicherweise fühlst du dich im Rock wohler. Ich brauche nicht lange, um zu duschen, und würde am liebsten gleich danach aufbrechen, damit wir noch einen Platz finden.“
„Okay. Ich bin rechtzeitig fertig.“
Luis lief die Treppe hinauf und nahm dabei immer gleich zwei Stufen auf einmal. Er wünschte, er hätte Rachel eingeladen, ihm beim Duschen Gesellschaft zu leisten – und sei es nur, um ihr stummes Entsetzen zu sehen. Sie schien zuweilen vor lauter Unschuld einfach sprachlos zu sein. War es gespielt, oder war es echt?
Bei Antonio herrschte bereits ziemlicher Betrieb. Luis legte Rachel die Hand auf den Rücken und dirigierte sie zu einem der wenigen freien Tische, der am Rand der mit Weinlaub überwachsenen Terrasse stand. Wenn die Trauben reif waren, mussten die Gäste nur nach oben greifen und konnten sich welche pflücken, um sie zu ihrem Essen zu genießen.
Grüßend nickte er den Leuten, von denen er die meisten kannte, im Vorbeigehen zu. Doch blieb er bei keinem Tisch stehen, um sich kurz zu unterhalten, denn heute wollte er sich einzig auf Rachel konzentrieren. Kaum hatten sie sich gesetzt, brachte ein Ober ihnen den Wein und legte das Besteck bereit. Lächelnd ließ er sie dann wieder allein.
„Bekommen wir keine Speisekarte?“
„Sonntags gibt es Lamm.“
„Und sonst nichts?“
„Magst du es nicht?“
„Doch. Ich finde es nur seltsam, dass in einem Restaurant dieser Größe lediglich ein Gericht serviert wird.“
„Dienstags gibt es Fisch, mittwochs Paella.“
Rachel lachte. „Jeder kennt also die einzelnen Tagesmenüs und kommt je nachdem, was er essen möchte.“
Luis nickte und beobachtete, wie sie sich interessiert umblickte. Ja, es gefiel ihr hier, da war er sich sicher.
„Erzähl mir, was du vorhin im Olivenhain gemacht hast“, forderte sie ihn auf, als sie sich ihm schließlich wieder zuwandte.
„Die Ernte steht kurz bevor. Pablo und ich haben unseren morgendlichen Ausritt auch dazu genutzt, den Reifegrad der Früchte zu kontrollieren.“
„Sie sind immer noch grün.“
„Uns geht es nicht um die Speiseoliven, sondern ums Öl.“
„Ja, das hast du mir neulich schon erklärt, aber ich dachte, dass sie auch schwarz und reif sein müssten, damit man Öl daraus gewinnen kann. Gibt es
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