Romana Exklusiv 0224
geführt habt und du ihren tragischen Tod noch nicht verwunden hast.“
„Ja, aber alle irren sich. Ihr Tod war nur scheinbar eine große Tragödie. Sie war an jenem Abend nämlich unterwegs zu ihrem Liebhaber.“
Rachel war sprachlos. Bonita war unterwegs zu ihrem Liebhaber gewesen! „Das ist unglaublich“, sagte sie langsam. „Wer konnte dich übertreffen?“
Luis wirbelte herum und blickte sie spöttisch an. „Ist das ein Kompliment? Findest du es unglaublich, dass sie jemand anders begehren konnte?“
„Ja, das tue ich. Soll das heißen, dass deine Frau dich betrogen hat?“
„Den Beweis dafür trug sie unter ihrem Herzen.“
Starr sah Rachel ihn an. „Das Baby war nicht von dir?“, fragte sie leise. „Jeder dachte … In den Zeitungen stand …“ Sie war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
„Ja, alle dachten, das Kind wäre von mir. Es war nicht meins, und das hätte jeder merken können, der sich die Mühe gemacht und nachgerechnet hätte. Ich war drei Monate lang in den Staaten gewesen und erst seit zwei Wochen zurück, als sie gestorben ist. Sie war in der fünften Schwangerschaftswoche.“
„Deshalb habt ihr euch also gestritten.“
Luis nickte. „Ich habe sie hinausgeworfen. Sich scheiden zu lassen, ist in Spanien schwierig, sich zu trennen allerdings nicht. Meine Eltern haben seit kurz nach Sophias Geburt bis zum Tod meines Vaters vor acht Jahren getrennt gelebt. Ich hätte möglicherweise mit Bonita verheiratet bleiben müssen, aber ich wollte nicht länger mit ihr zusammenleben.“
„Alle hielten euch für ein glückliches Paar.“ Rachel konnte es nicht fassen.
„Niemand weiß, was sich hinter verschlossenen Türen abspielt. Solange wir die Nächte durchgefeiert haben, hierhin und dorthin geflogen sind und ihr Schmuck und Designerkleidung gekauft haben, war sie glücklich, was unsere Beziehung leichter machte. Ich wurde dieses oberflächliche Leben allerdings immer mehr leid. Ich wollte eine Familie gründen und richtig sesshaft werden. Die Firma zu leiten und Bücher zu schreiben waren Belastung genug. Auf den ganzen Rest konnte ich gut verzichten.“
„Aber sie nicht?“
Er zuckte mit den Schultern. „Das hat sie jedenfalls gesagt.“
Rachel konnte sich nicht vorstellen, dass sie lieber ausging, um sich mit Fremden zu treffen und die Nächte durchzutrinken, wenn sie die Zeit mit Luis verbringen konnte – auf der Terrasse, in der Gartenlaube oder an ihrem Geheimplatz auf der alten Mauer. An ihrem Geheimplatz? Wohin verirrten sich nur ihre Gedanken?
„Warum hast du es niemandem erzählt?“
„Wozu? Ihre Eltern wohnen in der Nähe. Wieso sollte ich ihnen wehtun? Bonita war tot, das war genug.“
„Ich verstehe nicht, warum du dich von allen zurückgezogen hast. Deine Schwester denkt, du würdest immer noch trauern. Esperenza meint es auch und vermutlich jeder in deiner Umgebung.“
„Ich habe mich nicht zurückgezogen. Ich leite weiterhin die Firma und schreibe nach wie vor Bücher. Nur besuche ich keine Partys oder Fiestas mehr.“
„Was könnte es schaden?“
„Ich habe keine Ahnung, wer ihr Liebhaber war.“
Rachel runzelte die Stirn. „Was hat das eine mit dem anderen zu tun?“
„Es war jemand aus dem Dorf. Das ist sicher. Ich weiß nur nicht, wer. Zwar habe ich den einen oder anderen Verdacht, aber nichts Konkretes in der Hand. Und natürlich hat sich der Mann mir gegenüber nicht zu erkennen gegeben. Wenn ich also ins Dorf gehe, sehe ich mich um und frage mich, warst du es oder vielleicht du? War es ein Freund, der mich verraten hat? Oder ein Feind?“
„Ist es nicht inzwischen egal, Luis? Die Sache liegt drei Jahre zurück. Es ist bestimmt ein entsetzlicher Schock gewesen. Doch Bonita ist tot. Der Mann muss mit der Schuld leben. Du brauchst dich wegen nichts zu verstecken.“
„Das tue ich auch nicht. Nur gibt es keinen Grund, warum ich solche Festivitäten besuchen sollte. Im Gegenteil. Vergiss nicht, dass Sophia immer versucht, mich zu verkuppeln. Als würde ich je wieder einer Frau vertrauen.“
„Dass Bonita dich betrogen hat, heißt nicht, dass die nächste Frau, mit der du dich einlässt, es ebenfalls tun würde.“
„Da du die nächste Frau bist, redest du also von dir?“ Skeptisch blickte Luis sie an.
„Ja, verdammt! Sollten wir eine Affäre haben, würde ich nie einen anderen Mann ansehen.“
„Ich spreche nicht von einer Affäre. Die ist immer schnell vorbei. Was wäre, wenn es um Heirat ginge? Wie lange könntest
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