Romana Exklusiv 0224
sie fest, dass Luis eine beigefarbene Hose und ein sportliches weißes Hemd trug, dessen Kragenknopf geöffnet war. Er wirkte lässig-elegant, und einen Moment lang wünschte sie, sie beide würden allein zu Abend essen. Bestimmt hätten sie es wieder so schön wie vorhin am Strand, und vielleicht würde er sie auch erneut küssen.
„Ah, Rachel.“ Luis hatte sie entdeckt.
„Hallo, Sophia, Julian“, begrüßte sie seine Gäste und nahm den Aperitif, den er ihr reichte.
Er führte sie zum Sofa und setzte sich so nah neben sie, dass sie seinen Schenkel an ihrem spürte. Ihr wurde sogleich anders, und sie konnte der Unterhaltung einen Augenblick nicht mehr folgen.
„Entschuldigen Sie, was haben Sie gefragt?“ Aufmerksam sah sie Sophia an, während sie nach besten Kräften versuchte, Luis zu ignorieren. Was wahrhaft schwierig war, denn er legte den Arm auf die Rückenlehne und begann, mit ihrem Haar zu spielen.
„Wie lange kennen Sie meinen Bruder schon? Wo sind Sie sich begegnet? Ich bin so neugierig, und Mom ist es auch.“
Rachel merkte, wie Luis sich verspannte.
„Du hast mit ihr über Rachel gesprochen?“
„Natürlich. Sie ist begeistert, dass du nach drei Jahren endlich wieder nach vorn blickst. Wir alle haben Bonita gemocht, aber sie ist nicht mehr unter uns. Sie hätte nicht gewollt, dass du ewig um sie trauerst.“
„Sie hat überhaupt nicht gewollt, dass du um sie trauerst“, sagte Julian leise. „Denn sie hat nicht damit gerechnet, so früh zu sterben.“
„Rachel ist Gast in meinem Haus. Lasst uns nicht von der Vergangenheit reden.“
„Wie habt ihr zwei euch also kennengelernt?“, erkundigte sich Sophia erneut.
Rachel sah Luis an. Er war in diesem Kreis der Geschichtenerzähler. Sollte er seiner Schwester doch antworten. Sie merkte, dass er sie belustigt anblickte, und fragte sich unwillkürlich, ob er ihre Gedanken gelesen hatte.
„Rachel liebt meine Bücher und ist an mich herangetreten.“
„Als du in den Staaten warst?“ Sophia runzelte die Stirn. „Du bist seit drei Jahren nicht mehr in Amerika gewesen.“
„Schon mal was davon gehört, dass man auch schriftlich Kontakt mit jemandem aufnehmen kann, Schwesterherz?“
„Ich dachte, du würdest keine Fanpost beantworten.“
„Wie kommst du denn darauf?“
Sophia zuckte mit den Schultern und betrachtete sie beide. „Also hast du sie eingeladen, dich zu besuchen, und sie hat sich ins Flugzeug gesetzt.“
„Ich war in Spanien und dachte … ich könnte mal hier vorbeischauen“, erklärte Rachel. „J. L. Allan persönlich gegenüberzustehen, war für mich das Höchste.“
Luis küsste sie kurz auf den Nacken. „Und ich habe sie gesehen und gleich begehrt.“
Rachel drehte sich zu ihm um. Er hatte dies schon einmal gesagt, doch da waren sie allein gewesen. Nun verkündete er es sogar vor Dritten! Ihr Herz klopfte wie verrückt, und sie wandte schnell den Blick ab.
„Auf dass wir uns besser kennenlernen.“ Seine Schwester prostete ihr zu.
Rachel nickte und fühlte sich wie eine Betrügerin. Sophia schien ausgesprochen nett zu sein und verdiente es nicht, hinters Licht geführt zu werden. Taten Luis und sie nicht das Gleiche wie ihr Dad? Nein, nicht ganz. Aber eine Täuschung war eine Täuschung.
„Es ist etwas anders gewesen.“
Luis stellte sein Glas weg und nahm ihre Hand. Dann stand er auf und zog sie hoch. „Gehen wir auf die Terrasse, wo Esperenza den Tisch gedeckt hat.“
Sophia und Julian erhoben sich ebenfalls und verließen den Salon, während Luis Rachel am Arm zurückhielt. „Was wolltest du sagen?“
„Ich finde, wir sollten ihnen die Wahrheit erzählen. Ich möchte nicht genauso wie mein Dad lügen. Deine Schwester hat es nicht verdient, hinters Licht geführt zu werden.“
„Die Situation ist überhaupt nicht vergleichbar. Was wir Sophia glauben machen, verletzt sie nicht im Mindesten und fügt ihr auch keinen Schmerz zu.“
„Es ist nicht richtig.“
„Nur wenn es völlig falsch wäre. Wir können aber dafür sorgen, dass wir sie nicht täuschen.“
„Indem wir eine Affäre haben?“
Lächelnd beugte er sich zu ihr und küsste sie – und sie war verloren. Vielleicht tat eine kleine Notlüge Sophia wirklich nicht weh. Und wenn Luis bekam, was er wollte, würden sie eine leidenschaftliche Affäre haben und aus dem Spiel würde in gewisser Weise Wirklichkeit werden.
„Beeilt euch, ihr zwei. Ich habe Hunger.“ Sophia klang eher amüsiert als ungeduldig, und Rachel wusste, dass
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