Romana Exklusiv 0224
war ihr wie eine Art Rettungsanker vorgekommen …
Für Sekunden erhellte ein Blitz den Raum, und Ray bemerkte, dass Caitlin schrecklich blass war.
„Was ich tun werde, entscheide ich, nachdem ich das Haus bei Tageslicht genau betrachtet habe“, antwortete sie und hob das Kinn. Nein, so leicht würde sie ihren Traum nicht aufgeben.
„Aber Sie können hier nicht übernachten“, erklärte er freundlich.
Sein Ton überraschte sie. „Ich schätze, ich werde ins Dorf fahren und mir ein Hotelzimmer nehmen.“
„Nein, das werden Sie nicht tun.“ Er blickte nach draußen. „Die Straßen weiter unten werden inzwischen überschwemmt sein. Außerdem dürften Sie mit Ihrem Wagen schwerlich irgendwohin kommen.“
„Was soll das heißen?“ Sie stellte sich neben ihn und sah hinauf zu dem bedrohlich dunklen Abendhimmel, an dem erneut ein Blitz aufleuchtete.
„Bei einem solchen Gewitter ist hier schnell einiges überflutet.“
Ja, das stimmte. Die kurvenreiche Bergstraße, die sie noch vor Kurzem entlanggefahren war, glich jetzt eher einem Bachbett.
„Und Sie haben Ihren Kombi abseits der Straße geparkt. Die Reifen dürften mittlerweile ziemlich tief in den Lehmboden eingesunken sein.“
Auch damit hatte er recht, wie sie feststellen musste, als sie seinem Blick folgte. „Nun, dann bleibe ich eben hier.“ Sie versuchte, unerschrocken zu klingen, doch die Vorstellung, bei diesem Unwetter allein im Haus zu sein, jagte ihr große Angst ein.
„Seien Sie nicht albern.“
Wie redete er mit ihr! „Haben Sie einen besseren Vorschlag?“
Ray zuckte die Schultern, nachdem er während eines heftigen Donners sekundenlang geschwiegen hatte. „Sie werden wohl mit zu mir kommen müssen, oder?“
Wenn das keine freundliche Einladung war. Caitlin hätte sie am liebsten abgelehnt, war aber zu müde, um ihm etwas vorzuspielen. „Danke, ich weiß es zu schätzen.“
„So haben wir auch gleich die Gelegenheit, miteinander zu sprechen.“
Sie runzelte die Stirn. „Worüber?“
„Natürlich darüber, dass Murdo Ihnen das Haus vererbt hat. Und jetzt lassen Sie uns aufbrechen, bevor die Straße völlig unpassierbar ist und wir beide hier übernachten müssen.“
Dieser Gedanke trieb sie dazu, ihm nach draußen zu folgen. Sorgfältig schloss sie die Tür ab und eilte hinter ihm her die zwei Stufen hinunter. Warum wollte er über Murdos Testament mit ihr reden? Sie fand keine Erklärung dafür, stellte die Frage allerdings erst einmal zurück, denn es gab momentan drängendere Probleme.
Kalt schlug ihr der Regen ins Gesicht, und sie bemerkte, dass sie vergessen hatte, den Mantel wieder zuzumachen und die Kapuze hochzuziehen. Schon spürte sie die Nässe durch die Kleidung, und aus ihrem Haar tropfte Wasser und lief ihr den Rücken hinunter. „Ich hole mir noch schnell etwas aus dem Auto“, rief sie Ray zu, der sie nicht zu hören schien.
Als sie im dunklen Wagen zwischen all den Sachen nach dem Übernachtungskoffer suchte, wurde sie plötzlich von Erinnerungen an ihr behagliches, sicheres altes Leben überfallen. Sie dachte an die gemütliche Wohnung, die sie und David in Manchester gehabt hatten, an ihr bezauberndes Brautkleid und daran, dass sie in zwei Wochen Mrs Caitlin Cramer geheißen hätte.
David zu heiraten wäre ein großer Fehler gewesen, denn er ist nicht der Mann, für den du ihn gehalten hast, ermahnte sie sich energisch, während sie die Reisetasche hervorzog und das Auto wieder verschloss.
Als sie sich umdrehte, stellte sie überrascht fest, dass Ray hinter ihr stand. „Seien Sie vorsichtig“, warnte er sie und nahm ihr das Gepäckstück ab. „Der Lehmboden hat jetzt seine Tücken.“
„Danke.“ Sie war froh, dass sie die Tasche nicht selbst tragen musste, doch würde sie seine ausgestreckte Hand bestimmt nicht ergreifen. „Ich komme allein zurecht.“
Kaum hatte sie ausgeredet, verlor sie das Gleichgewicht und geriet ins Stolpern. Hätte Ray ihr nicht blitzschnell den Arm um die Taille gelegt, wäre sie hingefallen. Er presste sie fest an sich, und einen Moment lang vergaß sie den Regen, der auf sie herniederprasselte, und spürte nur Rays Arm, der sie sicher hielt, und seine Nähe, die sie seltsam elektrisierte.
Peinlich berührt, befreite sie sich von ihm. „Bitte entschuldigen Sie.“ Sie blickte ihn an und rang nach Atem.
Ray lächelte. „Wie ich schon sagte, ist der Boden jetzt tückisch.“
Caitlin bemerkte den amüsierten Ausdruck in seinen Augen und sah beiseite. Sie hasste
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