Romana Exklusiv 0224
versetzt worden“, erklärte sie heiter, als er bei ihr war.
„Ich hatte ähnliche Befürchtungen, denn ich habe damit gerechnet, dass du nicht fliegen würdest, um mich für meine Eigenmächtigkeit zu bestrafen.“
„Was ich erwogen hatte.“
„Ich freue mich, dass du da bist.“ Er lächelte sie an.
Caitlin sah in seine warm blickenden Augen und wollte sagen, ich auch, brachte jedoch die Worte nicht heraus. „Danke für das Ticket. Ich zahle es dir natürlich …“
„Lass gut sein.“ Er umarmte sie und küsste sie auf beide Wangen. „Willkommen in Paris.“ Er machte einen Schritt zurück.
Ihr Herz klopfte wie verrückt. Und als sie meinte, er würde sich zu ihrem Gepäck bücken, hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen, der sogleich brennendes Verlangen in ihr auslöste.
„Hast du Hunger?“, fragte er wie nebenbei und nahm die Reisetasche vom Boden auf.
Offenbar berühren ihn die Küsse nicht so wie mich, oder er ist einfach an die Auswirkungen gewöhnt, überlegte Caitlin und wurde sich dann bewusst, dass er auf eine Antwort wartete. „Ich habe sogar einen Bärenhunger“, erwiderte sie, auch wenn sie vor lauter Aufregung jetzt bestimmt nicht ans Essen dachte.
„Gut. Ich kenne ein gemütliches kleines Künstlerlokal am linken Seineufer.“ Schon drehte er sich um und eilte auf den Ausgang zu, sodass sie Mühe hatte, ihm zu folgen.
„Ist es okay für dich, wenn wir gleich dorthin fahren, oder möchtest du dich erst in meiner Wohnung etwas frisch machen?“, erkundigte er sich, als sie schließlich in seinem Wagen saßen.
„Nein, fahren wir gleich hin.“ Sie wollte das Alleinsein mit ihm in seinem Apartment so lange wie möglich hinauszögern, denn schon der Gedanke daran versetzte sie in eine seltsame Anspannung.
Schweigen breitete sich im Auto aus, und Caitlins Blick wurde immer wieder wie magisch von seinen schönen Händen angezogen, die das Lenkrad locker umfasst hielten. Angestrengt überlegte sie, was sie sagen könnte, damit sie nicht in einem fort darüber nachdachte, wie herrlich es wohl wäre, wenn diese Hände ihren Körper erforschten.
„Du scheinst dich in Paris gut auszukennen“, meinte sie schließlich, als er eine breite Allee entlangfuhr.
„Ich bin hier aufgewachsen. Meine Mutter war Mannequin und hat für einige namhafte Pariser Modehäuser gearbeitet, und mein Vater war Banker.“
„Leben deine Eltern noch?“
„Nein. Mein Vater starb, als ich sechzehn war, und meine Mutter zehn Jahre später. Ihre zweite Ehe war ein Fiasko und endete in einer erbitterten Scheidung. Sie hat sich gesundheitlich nie mehr davon erholt.“
„Das tut mir leid. Es muss schrecklich für dich gewesen sein.“
„So ist das Leben.“ Geschickt manövrierte Ray den Wagen in eine Parklücke. „Lange Zeit habe ich meinem Stiefvater die Schuld an ihrem Unglück gegeben. Doch irgendwann habe ich erkannt, dass er nicht allein dafür verantwortlich war. Nach dem Tod meines Vaters war meine Mutter am Boden zerstört und hat sich vermutlich trösten wollen. Sie hat versucht, ihr einstiges Glück wiederzuerlangen, und das war ein gefährliches Unternehmen.“
Vielleicht will er deshalb nie wieder heiraten, damit er nicht ein ähnliches Schicksal erleidet, überlegte Caitlin, als sie ausstieg und auf Ray zuging. „Gib acht auf das Kopfsteinpflaster, man kann leicht darauf ausrutschen“, meinte er und nahm ihre Hand, während sie darauf warteten, dass sie die Straße überqueren konnten. Wenig später bogen sie um eine Ecke und schlenderten auf die Seine zu, in der sich die Lichter der Stadt spiegelten.
„Dort hinten ist das Restaurant.“ Ray deutete auf ein Haus, das etwas erhöht auf einem Geländevorsprung lag. „Es bietet eine herrliche Aussicht aufs Wasser, und die Küche ist hervorragend.“
„Das klingt wunderbar.“
Und es war auch wunderbar, wie Caitlin feststellte, als sie das Lokal betraten. Es herrschte eine fantastisch lebendige Atmosphäre, nicht zu zwanglos, aber auch nicht förmlich. Obwohl die Schiebetüren zur Terrasse geöffnet waren, war es drinnen ausgesprochen warm. Möglicherweise lag es an den vielen Leuten, die nahe der Bar standen oder an den mit Kerzen geschmückten Tischen saßen. Oder vielleicht erzeugten auch die Brotöfen hinter einem steinernen Torbogen die hohen Temperaturen.
„Glaubst du, dass es noch einen Tisch für uns gibt? Das Lokal ist sehr gut besucht“, sagte sie, als sie auf die Bar zugingen.
Bevor Ray antworten konnte, kam ein Mann
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