Romana Exklusiv 0224

unter seinem durchdringenden Blick. Dann sagte sie: „Du hältst mich für unglaublich naiv, nicht wahr?“
    Ray lächelte. „Ich halte dich für unglaublich hübsch. Und um deine frühere Frage zu beantworten … Nein, ich nehme es dir nicht übel.“
    Die Kellnerin kam an den Tisch, um abzuräumen und sich zu erkundigen, ob sie noch einen Wunsch hätten.
    „Möchtest du hier einen Kaffee und Cognac trinken oder nachher in meiner Wohnung?“, wandte sich Ray lässig an Caitlin, und sie spürte, wie ihr Herz wild zu klopfen begann.
    „Bei dir.“

7. KAPITEL
    Caitlin fröstelte, als sie aus dem warmen Restaurant nach draußen trat. Fürsorglich legte Ray ihr den Arm um die Schultern, und nun erschauerte sie erst recht, allerdings aus einem ganz anderen Grund.
    „Bist du okay?“
    „Ja, mit mir ist alles in Ordnung. Es ist nicht wirklich kalt“, sagte sie heiter. „Also muss es an meinem hohen Alter liegen.“
    „An deinem hohen Alter?“ Er lachte. „Du bist erst neunundzwanzig.“
    „Wie spät ist es?“
    Ray sah auf die Armbanduhr. „Viertel nach zwölf.“
    „Dann bin ich jetzt dreißig.“ Caitlin seufzte.
    „Heute ist dein Geburtstag?“ Er blieb stehen und blickte sie an. „Du wolltest an deinem Geburtstag heiraten?“
    „Ja. Als ich die Hochzeit plante, hielt ich es für ein geeignetes Datum. Dreißig schien mir ein gutes Alter zu sein, um sich fürs Leben zu binden …“
    „Nicht, wenn es der falsche Partner ist.“
    „Damit hast du zweifellos recht“, antwortete sie heiser.
    Zärtlich strich er ihr übers Haar. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“
    „Danke.“ Sie schluckte, hatte unvermittelt das seltsame Empfinden, als wäre sie nach einigen Umwegen endlich am richtigen Ort angelangt – nämlich hier bei ihm. Wie merkwürdig, dachte sie und verstand sich selbst nicht mehr. Sie war aus völlig nebensächlichen Gründen nach Paris geflogen, hatte sich ein bisschen amüsieren und auch ablenken wollen.
    Ray beugte sich zu ihr und presste die Lippen auf ihre, und sogleich spürte sie, wie die Leidenschaft in ihr erwachte. Nein, schoss es ihr durch den Kopf, während sie den Kuss erwiderte, meine Gefühle für ihn sind alles andere als oberflächlich. Doch bevor sich dieser Gedanke in ihr festsetzen konnte, schob sie ihn energisch beiseite. Es ist nur ein netter kleiner Flirt, redete sie sich ein, und wenn du versuchst, eine ernstere Angelegenheit daraus zu machen, riskierst du, verletzt zu werden.
    Plötzlich begann es, leicht zu regnen, und sie fuhren lachend auseinander. Sie fassten sich an den Händen und liefen zum Auto, und als sie dort ankamen, war der Regenschauer auch schon wieder vorbei.
    Paris bei Nacht war einfach wunderbar. Ray lenkte den Wagen breite Boulevards entlang, vorbei am Triumphbogen und am Eiffelturm.
    „Was für eine zauberhafte Stadt“, sagte Caitlin leise.
    „Ja, das finde ich auch“, meinte er lächelnd. „Ich bin einen kleinen Umweg gefahren, damit du schon einmal einen flüchtigen Eindruck bekommst. Morgen folgt dann die eigentliche Besichtigungstour. Und hoffentlich regnet es nicht.“
    „Ich freue mich riesig darauf.“
    Schließlich parkte er den Wagen in einer stillen Seitenstraße mit vornehmen, gediegenen Reihenhäusern. „Mein Apartment ist gleich dort drüben.“ Er zeigte zu einem der Häuser und öffnete die Autotür. „Lass uns nach oben gehen.“
    Bei seinen Worten wurde sie plötzlich nervös, und sie versuchte, nicht daran zu denken, dass sie in wenigen Minuten allein mit ihm in seiner Wohnung sein würde. „Ich hatte eigentlich vermutet, dass dein Domizil in einem hochmodernen Glaspalast wäre.“
    „Ich bin wohl tief im Herzen ein Traditionalist.“ Ray lachte. „Tatsächlich lasse ich mich bei meinen Entwürfen häufig von den erhabenen Bauten vergangener Zeiten inspirieren. Hoffentlich bist du jetzt nicht enttäuscht.“
    „Ganz im Gegenteil. Ich schätze, da haben wir etwas gemein, denn ich habe ebenfalls viel für ältere Bauwerke übrig. Wahrscheinlich ist es einer der Gründe, warum ich Murdos Haus so liebe. Es zu renovieren kommt mir fast wie eine Ehre vor.“ Sie beobachtete, wie er ihre Reisetasche aus dem Kofferraum nahm. „Ich bin in gewisser Hinsicht also auch eine Traditionalistin.“
    Und in manchen Dingen war sie fast altmodisch! Zum Beispiel hatte sie noch nie einen One-Night-Stand gehabt oder eine oberflächliche Affäre. Sie hatte nur mit Männern geschlafen, die sie geliebt und von denen sie geglaubt