Romana Exklusiv 0224
dahinter hervor und begrüßte ihn überschwänglich. Fasziniert lauschte Caitlin Rays Französisch. Sie fand sein Englisch schon sexy, doch wenn er in seiner Muttersprache redete, hörte er sich noch umwerfender an.
Ray machte sie miteinander bekannt, und Henri küsste sie auf beide Wangen, bevor er sie zu dem einzigen noch freien Tisch führte, von dem aus man einen fantastischen Blick auf die erleuchtete Terrasse und die Seine hatte.
„Was sagtest du?“, fragte Ray, als Henri sie allein ließ und eine Kellnerin die Menükarten brachte.
„Du hast offenbar einflussreiche Freunde.“ Caitlin lächelte. „Wir haben nicht nur einen Tisch, sondern, so wie es aussieht, auch noch den besten.“
„Henri und ich kennen uns schon lange. Wir haben zusammen die Schulbank gedrückt.“
„Und er ist vermutlich der Eigentümer?“
Ray nickte. „Normalerweise herrscht hier das Motto: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Man kann keine Plätze reservieren …“
„Es sei denn, man ist ein alter Schulfreund.“
„Genau.“ Er warf einen Blick in die Speisekarte. „Was möchtest du essen?“
Caitlin studierte die Karte und stellte erfreut fest, dass sie fast alles verstand. „Was ist das?“ Sie beugte sich vor und deutete auf ein Angebot.
„Reh mit Süßkartoffeln. Wie wär’s mit Schnecken als Entree?“
„Schnecken?“ Sie schnitt ein Gesicht und bemerkte dann an seiner Miene, dass er sie nur geneckt hatte. „Es ekelt mich schon, wenn ich sie im Garten entdecke.“
Er lachte. „Dann wählst du vermutlich das englischste aller Gerichte. Roastbeef.“
„Aber ich nehme französischen Senf dazu“, antwortete sie lachend.
„Du bist wunderschön, wenn du lachst. Weißt du das?“
Das Kompliment traf sie völlig unvorbereitet. Sie wollte schon etwas Lässiges darauf erwidern, hielt es für eine seiner üblichen Schmeicheleien, als sie merkte, wie ernst er sie anblickte, und brachte erst einmal kein Wort heraus. „Danke“, stieß sie schließlich hervor.
Ray sah den Ausdruck von Unsicherheit und Verletzlichkeit in ihren faszinierend grünen Augen. „David hat gründliche Arbeit geleistet, oder?“
„Wie meinst du das?“ Caitlin räusperte sich.
„Er hat dir sehr wehgetan … dir etwas von deinem Selbstvertrauen geraubt, das sich spontan in deinen Augen und in deinem Lachen widerspiegelt …“
Sie schluckte. „Es waren schwere Monate, doch jetzt geht es mir wieder gut.“
„Zumindest wirst du durch das Wochenende in Paris abgelenkt, also wechseln wir besser das Thema, oder?“
„Das ist eine hervorragende Idee.“ Sie strahlte ihn an und gab vor, sich in die Speisekarte zu vertiefen. In Wahrheit klopfte ihr Herz allerdings wie verrückt, was nicht damit zusammenhing, dass er David erwähnt hatte, sondern mit der Art und Weise, wie Ray sie anblickte, ihr Komplimente machte und zu ihr redete … als würde ihm ihr Wohl wichtig sein. Wahrscheinlich will er mich nur umschmeicheln, schoss es ihr durch den Kopf, aber sie fand es wunderbar.
Die Kellnerin trat an den Tisch und erkundigte sich nach ihren Wünschen. Caitlin war sich bewusst, dass Ray sie beobachtete, und zählte in ihrem besten Französisch auf, was sie essen wollte. Anschließend bestellte er sein Essen und auch einen Wein für sie.
„Wie war meine Aussprache?“ wandte sie sich an ihn, sobald sie wieder allein waren.
„Sehr gut.“
„Wenn ihr Franzosen Englisch redet, hört sich das ganz reizend an … Ich habe mich gefragt, ob es auch umgekehrt so ist.“
„Lass mich dir noch einmal zuhören.“ Amüsiert stützte er das Kinn auf die Hand und beugte sich leicht vor, als wollte er nicht das Geringste verpassen.
Hätte sie doch nur den Mund gehalten! Verlegen wiederholte sie die Bestellung.
„Eine Bestellung eignet sich nicht wirklich, um es zu beurteilen“, erklärte er nachdenklich. „Sag noch etwas anderes.“
„Und was?“
Er lächelte und gab vor zu überlegen. „Wie wär’s mit ‚Ray, ich freue mich sehr, mit dir in Paris zu sein … Wo bist du nur mein ganzes Leben lang gewesen?‘“
„Idiot.“ Sie lächelte ebenfalls.
„Der Vorschlag gefällt dir nicht? Okay, lass mir einen Moment Zeit, damit mir etwas anderes einfällt.“
Auf der kleinen Bühne hinter ihnen begann eine Gitarristin, ein französisches Liebeslied zu singen. Es wurde merklich ruhiger im Lokal, und manche Gäste standen auf und gingen zu der Tanzfläche auf der Terrasse.
„Ah, jetzt kommt mir eine Idee“, meinte er leise. „‚Bitte,
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