ROMANA EXKLUSIV BAND 231
die.“
Gabrielle starrte immer noch, dann dämmerte es ihr. „Soll das bedeuten, Sie haben meine Koffer in dem Jeep gelassen?“
„Ich“, er betonte das Wort überdeutlich und eiskalt, „habe Ihre Koffer nicht im Jeep gelassen, das haben Sie getan. Sie hatten die Möglichkeit, sie im Flugzeug zu verstauen, was Sie wiederum nicht getan haben.“
„Sie sollten das doch erledigen. Sie wurden angeheuert, um mich zu fliegen.“
„Stimmt genau. Als Ihr Kammerdiener wurde ich jedoch nicht angeheuert.“ Pure Verachtung lag in seinem Blick, als er sie von oben bis unten musterte. „Sie sind doch ein großes Mädchen, oder? Sie hätten sich selbst um Ihr Gepäck kümmern müssen. Und jetzt hören Sie endlich auf zu jammern, und ziehen Sie sich um!“
Sie schnappte nach Luft und hielt sie an, um nicht laut loszuschreien. Sicherlich würde er sich davon auch nicht beeindrucken lassen. Noch nie in ihrem ganzen Leben war sie sich so hilflos vorgekommen! „Verzeihen Sie mir, wenn es sich dumm anhört, aber … warum sollte ich Ihre Sachen anziehen? Ich glaube kaum, dass dies hier“, angeekelt stieß sie mit der Schuhspitze gegen das zerknüllte Bündel, das zu ihren Füßen lag, „mir passt.“
Er ging in die Hocke und packte die Sachen wortlos in den Rucksack zurück, dann richtete er sich auf und schwang sich den Rucksack über die Schultern. „Nun, ein Etikett von Dior werden Sie sicherlich nicht im Kragen finden, Miss Marshall, aber ich bin überzeugt, in dieser Gegend sind sie weitaus angebrachter als der Aufzug, in dem Sie jetzt herumlaufen, so ansehnlich er auch sein mag.“ Er ließ den Blick über das undurchdringliche Grün schweifen. „Hier kann man sich einige böse Schnitte und Kratzer zuziehen.“
Gabrielle folgte seinem vielsagenden Blick zu dem dunklen Dickicht und erschauerte. „Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich … dass ich da hineingehe?“
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern und zog den Rucksack über. „Ich erwarte gar nichts, allerdings werde ich nicht hierbleiben und auf einen Rettungstrupp warten. Die Entscheidung liegt allein bei Ihnen, ob Sie mitkommen wollen oder nicht.“
„Aber ich …“ Sie musste sich räuspern, weil die Stimme ihr zu versagen drohte. „Sehen Sie mal, Mr …“ Sie brach abrupt ab und lief rot an. Sein verächtlicher Blick sagte ihr, dass er genau wusste, was gerade in ihr vorging. Sie hatte ihn während der ganzen Zeit nicht einmal nach seinem Namen gefragt.
„Ah, es ist Ihnen also endlich aufgefallen. Mein Name ist Doyle, Miss Marshall.“
Der eisige Ton setzte ihr zu. „Wenn ich geahnt hätte, dass Sie so viel Wert auf Etikette legen, hätte ich längst gefragt, Mr Doyle“, zischte sie.
Sollte er den Sarkasmus in ihrer Bemerkung bemerkt haben, so ignorierte er ihn. Am Rand der Lichtung drehte er sich noch einmal zu ihr um. „Was ist nun, kommen Sie mit oder nicht?“
2. KAPITEL
„Ich kann keinen Schritt mehr weiter. Ich bin völlig erschöpft.“ Gabrielles Stimme wurde lauter. „He, Sie! Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?“
Doyle schlug noch einen weiteren Ast mit dem Buschmesser ab, bevor er sich umdrehte, sich den Schweiß von der Stirn wischte und sie ansah, als wäre sie ein besonders ekelerregendes Exemplar der Spezies Mensch.
Natürlich wusste sie, wie lächerlich sie aussehen musste, deshalb richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf. Sie waren jetzt seit Stunden durch den Dschungel unterwegs und kamen nur langsam voran, weil Doyle ihnen erst eine Bahn durch das Dickicht schlagen musste. Die Pflanzen schienen ein Eigenleben zu haben und zu versuchen, sie zurückzuhalten. Ihre Shorts erinnerten nur noch entfernt daran, dass sie einmal weiß gewesen waren, ihre Seidenbluse hatte einen langen Riss davongetragen, und ihre Schuhe, inklusive ihrer Füße, waren lehmverkrustet. Gabrielle wünschte sich nichts sehnlicher, als sich einfach hier auf den Boden fallen zu lassen und laut ihren Frust herauszuschreien, wie ungerecht das Schicksal war und wie übel es ihr mitspielte. Aber dieser verfluchte Mann da schaute sie so abschätzig an, dass sie sich dieses Bedürfnis verkniff.
„Zehn Minuten, mehr nicht. Und wenn ich Sie wäre, Miss Marshall, würde ich endlich die Sachen anziehen, die Sie da die ganze Zeit unter dem Arm tragen.“
Er stieß das Buschmesser in den weichen Boden und ging in die Hocke. Die Anstrengung der letzten Stunden schien keinerlei Auswirkungen auf ihn gehabt zu haben, zumindest war ihm nichts
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