Romana Extra Band 2
hatten Sie eine gute Einnahmequelle. Als Sie die verloren, wurde es Zeit, eine andere zu finden. Da erscheint der korpulente eitle Signor Mazzini auf der Bildfläche, und Sie sind wieder fit fürs Luxusleben. Tja, herzlichen Glückwunsch. Eine bessere Wahl hätten Sie kaum treffen können. Der Mann ist alt und nicht bei bester Gesundheit. Mit Glück müssen Sie seine Aufmerksamkeiten nicht allzu lange ertragen. Dann werden Sie sich einen weiteren Ernährer suchen – Hauptsache, Sie müssen sich nicht allein durchs Leben schlagen. Sie sind eine Schmarotzerin, Contessa.“
„Nein! Ich höre mir das nicht länger an!“ Rissa wandte Antonio den Rücken zu und befestigte das Nackenband. „Sie wissen überhaupt nichts über mich. Niemand darf so mit mir sprechen, schon gar nicht ein sexbesessener Dinosaurier. Schon gar nicht auf meinem eigenen Grund und Boden!“ Als sie sich wieder umdrehte, verschwand Antonio bereits um die Hausecke.
In ihrem Zimmer ließ sich Rissa auf die Bettkante sinken und schlug die Hände vors Gesicht. Wie konnte Antonio sie so falsch beurteilen? Das Bild, das er von privilegierten Müßiggängerinnen gezeichnet hatte, hatte sie durchaus wiedererkannt. Aber sie war anders. Sie hatte niemals wirklich zum Kreis der reichen Frauen gehört, die das gesellschaftliche Leben von New York bestimmten.
Wenn diese Frauen von einem Mann wie Antonio so behandelt worden wären, hätten sie ihn hinausgeworfen. Drei Dinge hielten Rissa davon ab, dasselbe zu tun. Erstens hatte er das Bauprojekt innerhalb weniger Tage in Gang gebracht. Zweitens arbeitete er umsonst. Und durch ihn hatte sie etwas Wichtiges über sich erfahren. Die Ehe mit Luigi hatte sie veranlasst zu glauben, frigide zu sein. Jetzt wusste sie, dass sie sehr wohl leidenschaftlich auf einen Mann reagieren konnte. Immer wenn sie Antonio ansah, spielte sie mit dem Feuer. Nicht, dass sie der Versuchung nachgeben und sich die Finger verbrennen würde. Er hatte ihr sogar einen Gefallen getan, als er mit seinen verletzenden Bemerkungen alle ihre Fantasievorstellungen von ihm zerstört hatte.
5. KAPITEL
Rissa kniete auf dem Hof vor dem Palazzo und jätete Unkraut. In den vergangenen Tagen war sie Antonio aus dem Weg gegangen und hatte von morgens bis abends gearbeitet, damit sie keine Zeit zum Nachdenken hatte. Um fünf Uhr früh hatte sie angefangen, jetzt ging es auf Mittag zu, und sie hatte den Eimer mit Unkraut schon so oft geleert, dass sie es nicht mehr zählen konnte. Nur die Erinnerung an Antonios höhnische Bemerkungen über die Faulenzerinnen der High Society ließ sie noch weitermachen. Sie wollte ihm beweisen, dass sie ganz anders war. Außerdem würde sie wirklich tief in seiner Schuld stehen, wenn sie bei der Instandsetzung des Palazzos nicht mithalf.
Sie sah an der mattgelben Steinfassade hoch. Mit Gardinen würde das Haus sofort freundlicher wirken, aber für solche Luxusartikel war kein Geld da. Plötzlich hatte sie eine Idee. Auf dem verwilderten Grundstück hatten einige alte Rosenbüsche überlebt.
Eine Pause hatte sie längst verdient. Rissa stand auf und holte eine Schere aus der Küche. Zehn Minuten später hatte sie den Unkrauteimer nicht nur mit Rosen, sondern auch mit Myrten- und Rosmarinblütenzweigen gefüllt. Als sie um die Hausecke bog, stieß sie mit Antonio zusammen. Er muss der einzige Mann sein, der in einem Overall und mit Schutzhelm sexy aussieht, dachte sie und wurde rot.
„Hier gibt es Wichtigeres zu tun, als Blumen zu pflücken.“
„Ich habe den ganzen Morgen den Hof in Ordnung gebracht!“, erwiderte Rissa empört.
„Ja, ich weiß. Aber wenn Sie sich nützlich machen wollen, sollten Sie zuerst dringendere Aufgaben anpacken.“
„Mir ist die Vorderseite des Hauses wichtig. Und Sie wären sicher der Erste, der mich darauf aufmerksam macht, dass ich eine ungelernte Arbeitskraft bin.“
„Deshalb habe ich an eine Arbeit gedacht, die sogar Sie ausführen können, Contessa. Nach dem Mittagessen werden Sie von allen Fensterrahmen und Türen im Erdgeschoss die alte Farbe entfernen. Haben Sie schon mal eine Lötlampe benutzt?“, fragte Antonio spöttisch. Die vornehme kleine Contessa mochte sich ja mit Unkrautjäten und Blumenpflücken beschäftigen, doch sobald es um echte Arbeit ging, würde sie bestimmt spurlos verschwinden.
„Nein, habe ich nicht. Wenn Sie es mir aber zeigen, kann ich es ja lernen.“
Das war nicht die Antwort, die Antonio erwartet hatte. Nicht, dass er sich seine Überraschung
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