Romana Extra Band 2
um die Sicherheitsvorschriften einzuhalten.“
Rissa presste wütend die Lippen zusammen und wandte sich zum Gehen.
„Warten Sie!“ Antonio hielt sie am Arm zurück, ließ sie aber sofort los, als sie demonstrativ auf seine Hand blickte.
„Ich wollte nur fragen, ob Sie sich ansehen möchten, was ich gemacht habe.“
„Wir sind hier nicht auf der Fachhochschule, Contessa. Ich bin kein Lehrer, der Ihnen zehn von zehn Punkten für eine gute Leistung gibt. Wenn Sie zufrieden sind, bin ich es auch. Schließlich ist dies zurzeit Ihr Haus. Ich sorge als Bauleiter lediglich dafür, dass alles nach Plan verläuft. Das heißt, wenn ich ohne Störungen weiterarbeiten darf, natürlich“, fügte Antonio trocken hinzu.
Gerade als Rissa es ihm heimzahlen wollte, bemerkte sie, dass er durch irgendetwas anderes abgelenkt war. Sie drehte sich um und sah Donna, die junge Frau vom Markt, auf sie beide zukommen. Zu einer Caprihose trug sie ein schulterfreies weißes Top aus Spitze, eine hochgeschobene große Sonnebrille hielt die prächtige rote Lockenmähne zurück. Aus der Nähe erkannte Rissa, dass Donnas Haar durch ständiges Färben und zu starke Dauerwellen glanzlos und strohig geworden war.
Was Antonio anscheinend nicht störte. Er ließ den Blick zu Donnas verdächtig unbeweglichen Brüsten gleiten.
„Antonio, ich bin ja sooo froh, dass du hier bist! Ich wäre zusammengebrochen, wenn ich den langen Weg umsonst gemacht hätte! Enrico gibt heute Abend eine Dinnerparty. Warum kommst du nicht auch?“
„Für die Contessa gilt deine Einladung vermutlich ebenfalls?“
Wagen Sie ja nicht, sie anzunehmen!, besagte der Blick, den Donna ihr zuwarf.
„Ich habe heute Abend viel zu tun.“ Rissa lächelte liebenswürdig. Farbe abzukratzen war lustiger, als stundenlang zuzusehen, wie diese Frau Antonio anschmachtete.
„Wenn dem so ist, komme ich gern.“ Sein anzügliches Lächeln ließ Rissa erröten. Donna zwinkerte ihm nur neckisch zu und wandte sich um.
„Dann sehen wir uns gegen neun, Antonio. Ciao! “
„Ciao.“ Er richtete den Blick auf Donnas Po, als sie die Auffahrt hinunterstöckelte.
„Mit den Stilettoabsätzen wäre es für Ihre Freundin einfacher gewesen, das Telefon zu benutzen.“
„Ja, aber ein Anruf wäre für uns beide nicht so ein schönes Erlebnis gewesen.“ Antonio lächelte vielsagend.
Mir hat es keine Freude gemacht!, dachte Rissa wütend, als sie zurück zum Haus ging. Antonio war ein herrschsüchtiger Frauenfeind. Wenn Donna so einen Typ wollte, konnte sie ihn haben.
Und warum regte sie sich dann so auf, wenn Donna und Antonio miteinander flirteten?
Antonio brauchte nicht viel Schlaf. Am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang sah er sich die große Doppeltür und die Fensterrahmen des Erdgeschosses an. Nirgendwo entdeckte er einen Schaden. Die Contessa war vorsichtig gewesen. Vor einem der Fenster beugte er sich nah an die Scheibe und blickte in das Zimmer, das zu den am besten erhaltenen im Haus gehörte. Und die Schönheit dieses Raums hatte die Contessa zu betonen versucht. Die Wände, die Kassettendecke und die Fußbodendielen waren gesäubert worden, auf einem Konsoltisch stand eine Lalique-Vase mit Rosen. Antonio wandte sich um. Die kleine Engländerin entfaltete verborgene Tiefen und Talente. Auf dem Vorhof hatte sie auch gute Arbeit geleistet.
Schließlich ging er ins Baubüro und schaltete seinen Laptop ein. Während er auf den internationalen Börsenbericht starrte, war er mit den Gedanken ganz woanders. Das Image von Larissa Alfere-Tiziano, wie sie in der Presse genannt wurde, war das einer frivolen, dummen, ungebildeten Frau, die Glück gehabt hatte. Auf dieser Grundlage hatten seine Leute ihren Leuten gute Angebote für den Palazzo gemacht. Dass sie nicht verkaufen wollte, war der erste Schock für Antonio gewesen. Und sie hatte sich weder durch den Zustand des Anwesens noch durch seine Gruselgeschichten vertreiben lassen. Damit blieb nur ein Weg übrig, an sein rechtmäßiges Eigentum zu kommen. Aber der Plan schien nach der Sache mit der Sonnenmilch auch nicht mehr Erfolg versprechend zu sein.
Was war mit der Frau los? Sie hatte ihn begehrt und dann plötzlich abgewehrt. Nachdenklich rieb sich Antonio das Kinn. Eine Affäre mit ihm hatte sie eindeutig gereizt. Und an ihrer Reaktion hatte er gespürt, dass sie eine leidenschaftliche Frau war. Dennoch hatte sie im letzten Moment einen Rückzieher gemacht.
Bei der Erinnerung an Enrico Mazzinis Dinnerparty am vergangenen
Weitere Kostenlose Bücher