Romana Extra Band 3
Wenn er nur wüsste, dass ihre Gefühle für ihn alles andere als beiläufig und modern waren. Sie hatte aus dem uralten Grund mit ihm geschlafen. Sie liebte ihn.
Lucas lächelte und stieß sachte mit seinem Glas an das ihre. „Danke, dass du mir heute so viel mit Isobel geholfen hast. Ich wüsste nicht, wie wir das ohne dich alles geschafft hätten.“
„Ihr hättet das sicher hingekriegt.“ Geschäftig durchforstete sie die Einkaufstüten auf dem Küchentisch. „Jetzt kümmere ich mich besser um Isobels Feenflügel.“
„Du kannst das gerne hier am Küchentisch machen“, bot er an und schaffte Platz.
„Ich will dir beim Kochen nicht in die Quere kommen.“ Sie könnte sich sicher besser konzentrieren, wenn sie nicht im selben Raum wie Lucas arbeitete.
„Keine Sorge. Ich störe dich nicht.“ Er lächelte verschmitzt. „Außerdem kann ich ein bisschen moralische Unterstützung brauchen. Meine Kochkünste sind nicht die besten. Gestern Abend habe ich Hamburger mit Salat gemacht und dabei das Essen verbrannt.“
„Was hast du verbrannt, die Hamburger oder den Salat?“
„Hey, ganz so dumm bin ich auch nicht.“ Lucas zog das Jackett aus und krempelte die Hemdsärmel hoch. „Und um dir das zu beweisen, werde ich heute Abend ein Meisterwerk kreieren. Dazu brauche ich eine Zeugin, und vielleicht ab und zu einen guten Rat.“
„Ich befürchte, da wendest du dich an die Falsche“, scherzte Penny. „Meine Kochkünste lassen auch zu wünschen übrig.“
Penny verteilte die Bastelutensilien auf dem Tisch. Während sie sich ans Werk machte, konnte sie nicht umhin, Lucas aus dem Augenwinkel zu betrachten. Er lockerte seine Krawatte. Penny sah seinen gebräunten Nacken und seine kräftigen Arme …
„Wie geht es Mrs Gordon?“, fragte sie, um sich abzulenken.
„Ganz gut. Ich habe heute früh im Krankenhaus angerufen. Sie hat die Nacht gut verbracht. Wahrscheinlich braucht sie nun doch keine Hüftoperation. Sie probieren es zuerst einmal mit Physiotherapie. Sie muss es allerdings in den nächsten Wochen langsam angehen lassen.“
Lucas öffnete den Kühlschrank und nahm frisches Gemüse heraus. „Ich fahre morgen Abend mit Isobel ins Krankenhaus. Komm doch mit.“
„Zu viel Besuch ist sicher zu anstrengend für sie.“
„Das werde ich abklären. Dann sage ich dir morgen Bescheid.“
Morgen wäre sie bereits wieder auf Arbuda, und sie würde Lucas und Isobel wahrscheinlich nie mehr wiedersehen.
„Wie läuft der Rückeignungsbefehl dieses Hauses auf Arbuda?“, fragte sie wie beiläufig. Sie musste sich daran erinnern, warum sie hier war und warum sie wieder abreisen musste. „Du hast viel telefoniert.“
„Es gab viel auszusortieren.“
„Hat Salvador den Räumungsbefehl schon abgeschickt?“
„Du hörst dich missbilligend an.“ Lucas blieb am Tisch stehen, und als Penny schwieg, hob er ihr Kinn sachte mit einem Finger an, damit sie ihn ansah.
„Da hast du recht“, sagte sie langsam. „Das habe ich dir auch schon gesagt.“
„Und ich habe dir gesagt, dass es sich hierbei um ein Geschäft handelt, Penny. Kein angenehmes, aber ein notwendiges Geschäft.“
Zornig zog sich Penny von ihm zurück. Sie war jedoch wütender auf sich selbst, weil sie sich trotz des ernsten Themas körperlich von Lucas angezogen fühlte.
„Aber wir waren uns ja einig, dass wir uns diesbezüglich nicht einig sind, nicht wahr?“
„Ich glaube, du nimmst an dieser Geschichte so Anteil, weil sie dich an deinen Vater erinnert“, vermutete Lucas.
Penny wurde blass. Wusste er, wie nahe er der Wahrheit kam? „Ich nehme Anteil daran, weil ich glaube, dass du einen Fehler machst.“
„Für jemanden, der … sagen wir … es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, bist du ganz schön moralisch, nicht wahr?“
Penny krauste die Stirn. „Ich habe mich entschuldigt“, murmelte sie. „Es war nicht meine Absicht zu lügen, und ich habe niemandem wehgetan.“
„Schau, Penny, es war der letzte Wille meines Vaters, und ich muss ihn ausführen.“
Wenn es hart auf hart kam, war Blut eben dicker als Wasser, dachte Penny grimmig. Wenn sie Lucas erzählen würde, was für ein Schurke sein Vater gewesen war, würde er ihr sowieso nicht glauben. Sie vergeudete also nur ihre Zeit.
Glücklicherweise kam in diesem Moment Isobel in die Küche gestürmt. „Was gibt es zum Abendessen, Daddy?“
„Nudelauflauf und gedünstetes Gemüse.“
„Und Pommes frites dazu?“
„Nein“, widersprach Lucas.
Isobel zog eine
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