Romana Extra Band 3
Schwärmerei aus, und ihre Familie, vor allem ihr Vater, wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Mum wurde verstoßen … jedenfalls behauptet sie das. Es fällt mir immer schwerer, ihr zu glauben. Sie hat mir ständig irgendetwas vorgemacht, aber das Leben scheint hart mit ihr umgegangen zu sein … Angeblich stammt sie aus Silverton . Kennst du die Stadt?“
Dev nickte. „Es ist eine kleine reiche Handelsstadt ganz im Norden von Queensland und bekannt für die Herstellung von Trockenobst. Maru Downs , wo Mike Norton arbeitete, liegt ganz in der Nähe. Höchstwahrscheinlich hat deine Mutter ihn dort kennengelernt.“
Mel stieß einen tiefen Seufzer aus. „Und ich dachte immer, Mums Familie sei in Sydney zu Hause, wo viele Italiener leben.“
„Sie stellen auch in Nordqueensland einen großen Anteil der Bevölkerung. Aus irgendeinem Grund muss es Sarina günstig erschienen sein, ihren Geburtsort von Silverton nach Sydney zu verlegen.“ Dev nickte. „Und deine Großeltern?“
„Laut Mum wurden beide bei einem Autounfall getötet. Sie hat ihnen keine Träne nachgeweint.“ Mel zögerte, Dev auch Sarinas Anschuldigungen gegen ihren Vater mitzuteilen. Es bestand immer noch die Möglichkeit, dass Sarina unter Verfolgungswahn litt.
„Dafür hat deine Mutter nun ein halbes Leben gebraucht … dir wenigstens so viel mitzuteilen.“
„Sie hätte auch weiter geschwiegen, wenn ich ihr nicht mit dem alten Tjungurra gedroht hätte“, gestand Mel. „An ihrer Reaktion war deutlich zu erkennen, dass sie von einer Verschwörung gegen Mike nichts wusste.“
„Falls es jemals eine gab“, meinte Dev, „aber das werden wir nie erfahren. Wir waren damals noch Kinder. Deshalb dürfen wir uns auch nachträglich nicht in die Sache hineinziehen lassen.“
„Dann frage ich mich, was uns bleibt.“
„Es gibt nicht für alles eine Antwort, Mel, doch das darf uns nicht pessimistisch stimmen. Grandpa begehrte Sarina über die Maßen. Ob er sie auch liebte, wissen wir nicht. Grandma kämpfte mit ihrem Hass, und Mike Norton ließ sich so bezaubern, dass er Sarina keine Fragen stellte. Wusste er, dass er nicht dein Vater war?“
„Das entzieht sich meiner Kenntnis.“ Mel sah traurig vor sich hin. „Mum rückt immer nur bruchstückweise mit der Wahrheit heraus. Ich weiß nur, dass Mike mich geliebt hat.“
„Natürlich hat er das“, bekräftigte Dev. „Ich war damals ein kleiner Junge, aber ich weiß noch, wie stolz er auf seine hübsche kleine Prinzessin war. Vielleicht hat deine Mutter ihm die Wahrheit gesagt … vielleicht auch nicht. Lüge und Wahrheit liegen bei ihr dicht zusammen.“
„Deshalb werde ich mich auf die Suche machen“, erklärte Mel entschlossen.
„Du willst nach Silverton fahren?“
„Ja.“
„Dann begleite ich dich … Falls Sarina dort gewohnt hat, müsste sie jemand kennen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie nach der Trennung von ihrer Familie einen falschen Namen benutzt hat.“
„Mich auch nicht.“ Mel dachte an die vielen Widersprüche, in die sich ihre Mutter verwickelt hatte. „So jung ein Kind zu bekommen und von der Familie verstoßen zu werden … Vielleicht hat sie das für immer gezeichnet. Sie fand kein Mitleid und konnte später keins empfinden. Soll ich sie dafür verurteilen?“
„Ehe du zu nachsichtig mit ihr bist, solltest du daran denken, wie sie meinen Großvater manipuliert hat“, erinnerte Dev sie. „Sie hat ihre Schönheit voll eingesetzt, ohne Grandpas Ehe zu respektieren. Die meisten Menschen würden Grandma recht geben, obwohl sie viel falsch gemacht hat.“
„Unter anderem rief sie den alten Kurdaitcha zu Hilfe“, wiederholte Mel zu Devs Ärger.
„Das sind Annahmen, weil er plötzlich wieder aufgetaucht ist.“
„Um zu sterben?“ Mel bezweifelte nicht, dass Tjungurras Ende nah war, aber sie vermutete noch einen anderen Grund für seine Rückkehr.
„Das hat er jedenfalls gesagt …“
„… und du hast es akzeptiert.“ Mel betrachtete wieder die Lagune. „Warum solltest du dich auch gegen deine Großmutter stellen? In jedem Fall ist es für eine Strafe zu spät. Tjungurra würde keinen Tag im Gefängnis überleben.“
„Gut, dass du das weißt.“
Mel dachte eine Weile nach und fragte dann: „Du bist also bereit, mit mir nach Silverton zu fliegen?“
„Überallhin, wenn es dich irgendwie weiterbringt.“
„Ich muss Lüge und Wahrheit voneinander trennen, ehe ich weitergehen kann“, sagte Mel ernst. „Das verstehst du
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