Romana Extra Band 3
Großmutter ließ Mike umbringen“, stellte sie traurig fest. „Bedeutet dir das gar nichts?“
Dev ließ eine Hand über ihre Wange gleiten. „Würde es stimmen, wäre ich untröstlich.“
„Dann bilde ich mir deiner Meinung nach alles nur ein?“
„Deine Vermutung ist falsch. Ihr hattet alle zu große Angst vor dem alten Mann. Die Stallburschen waren ja wie gelähmt.“
Mel nickte. „Das habe ich bemerkt. Was murmelte er eigentlich die ganze Zeit vor sich hin? Ich verstand immer nur ein Wort: Sarina. “
„Wahrscheinlich hat er dich mit deiner Mutter verwechselt. Er hat mir gesagt, dass er sterben wird.“
„Was für ein Glück!“, rief Mel erleichtert. „Er muss mindestens tausend Jahre alt sein. Wie oft ist er Sarina begegnet? Er zeigte sich nie in der Nähe des Hauses. Auch diesmal kam er sicher nicht, um für sein Verbrechen zu sühnen. Viel eher wollte er seinen Speer meiner listigen, treulosen Mutter ins Herz stoßen.“
„Tjungurra ist nach Kooraki gekommen, um dort sein Leben zu beenden“, wiederholte Dev. „Er könnte keinem Kind mehr wehtun … geschweige denn, irgendjemandem seinen Speer ins Herz stoßen. Die lange Wanderung in die Heimat hat ihm die letzten Kräfte geraubt.
„Du erlaubst ihm also, auf dem Gebiet der Ranch zu sterben?“
„Natürlich. Dies ist das Land seiner Vorfahren. Sie bewohnten es schon mehrere Zehntausend Jahre, als die Europäer auftauchten. Er wird niemandem Schaden zufügen. Seine Stammesbrüder werden ihm helfen, diese Erde zu verlassen. Auch ihn erwartet ein letztes Gericht, und er fürchtet, nicht zu den Sternen erhoben zu werden. Alle Aborigines leben mit dem Blick zum Himmel.“
„Tun wir das nicht auch?“, fragte Mel. „Wie oft haben wir dagelegen und zum Firmament hinaufgeschaut! Du hast mir Geschichten erzählt, von Orion, dem großen Jäger mit dem Juwelengürtel, von dem Wunder der Milchstraße mit ihren Myriaden von Sternen, auf denen die weiterleben, die schuldlos gestorben sind. Du hast mir das Kreuz des Südens erklärt … Alle Geschichten, die du von den Eingeborenen gehört hattest, waren dir vertraut. Ich erinnere mich noch gut an die Brosche deiner Mutter, auf der das Kreuz dargestellt war.“
Dev nickte. „Jeder Stern wurde durch einen anderen Edelstein vertreten – einen Diamanten, einen Saphir, einen Rubin und einen Smaragd. Es war Dads Verlobungsgeschenk.“
„Deine Eltern waren immer von Gregory und Mireille abhängig. Erik hätte euch alle von hier wegbringen müssen.“
„Dazu fühlte er sich als Erbe nicht berechtigt. Seine Loyalität galt an erster Stelle Grandpa und Kooraki .“
Mel nickte. „Und das hat ihn unglücklich gemacht … ihn, deine Mutter und deine Schwester. Du konntest dich aus allem heraushalten, obwohl es immer wieder zu Kämpfen mit deinem Großvater kam.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Keine Angst. Ich werde nicht noch einmal nach dem Grund für euren letzten Streit fragen.“
„Die Antwort würde dir nicht gefallen, Mel.“ Devs gute Laune schien verflogen zu sein. „Das Ganze war eigentlich unwichtig.“
„Darüber solltest du mich entscheiden lassen. Ich weiß, dass es auch um meine Mutter ging.“ Mel stand auf und griff nach ihren Jeans. „Verkauf mich bitte nicht für dumm.“ Sie zog die Hose an und schloss den Reißverschluss.
Dev nahm ihre Bluse in die Hand und spielte damit. „Du hast einen wunderschönen Körper, Mel.“
„Meine Bluse, bitte.“
Dev reichte sie ihr schweigend. Das Sonnenlicht ließ sein blondes Haar golden schimmern. Plötzlich fragte er: „Was hast du sonst noch aus deiner Mutter herausbekommen? Du verheimlichst mir doch etwas. Ich kenne dich.“
Mel spürte, wie die alte Bitterkeit in ihr hochstieg. „Du würdest nicht glauben, was sie alles zu mir gesagt hat.“
„Das käme auf einen Versuch an. Ich wusste doch, dass dich irgendetwas beschäftigt.“
Mel griff nach einer korallenroten Muschel, die halb im Sand vergraben war. „Mike Norton, diese Seele von Mensch, war nicht mein Vater.“
Dev war geschockt, auch wenn er nicht verwundert war. „Arme Mel“, meinte er mitleidig. „Ich verstehe deinen Schmerz, aber sprich weiter.“
Mel nahm sich zusammen. „Ich kann mich immer noch nicht an den Gedanken gewöhnen. Mum behauptet, sie sei von einem älteren Mann – einem ihrer Lehrer – schwanger geworden, als sie noch zur Schule ging. Du kannst dir vorstellen, wie schön sie damals gewesen sein muss. Der Mann nutzte ihre
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