Romana Extra Band 3
Physiklehrer und genoss in der Stadt großes Ansehen. Ich ging in seine Schule. Manchmal fuhr er mich in seinem Auto nach Hause … dieser vornehme Herr!“
Mel schwieg eine Weile und sagte dann: „Ich will nichts mehr hören, Mum. Nenn mir nur noch den Namen der Stadt, den Rest finde ich selbst heraus. Und rechne mich nicht zu deinen Feinden. Davon hast du genug. Freu dich lieber darüber, dass ich immer noch auf deiner Seite bin.“
„Du bist meine Tochter “, erinnerte Sarina sie hoheitsvoll. „Die Stadt heißt Silverton .“
„Aber du hast immer behauptet, deine Familie hätte in Sydney gelebt.“ Mel hatte das Gefühl, in immer dichteren Nebel zu geraten.
Sarina lachte verächtlich. „Sydney klang besser … das ist alles. Liebe tut weh, Amelia.“
„Alles tut weh!“, schrie Mel verzweifelt. „Liebe kann töten … genauso wie Verrat. Das war jedenfalls bei Mike der Fall. Mireille hat das Ganze angezettelt, aber du hast die Falle gestellt.“
Sarina sprang auf. Ein seltsames Lächeln lag auf ihrem schönen Gesicht. „Dafür wird Gott mich sicher strafen … falls es ihn gibt. Ich bin nicht stolz auf mich, Amelia. Ich bin nur mir selbst gegenüber verantwortlich.“
„Das kann jeder sagen, Mum, aber du sagst es so, als würde es dein Verhalten entschuldigen. Wahrscheinlich konntest du mich nicht lieben, weil ich die Tochter dieses Mannes war. Des Mannes, der dich verlassen hatte. Wie alt bist du heute? Dreiundvierzig? Vierundvierzig?“
„So ungefähr.“ Sarina wich Mels Blick aus. „Schönheit kann ein Fluch sein, Amelia … sowohl in der Jugend als auch später, wenn die Zeit ihre Spuren hinterlässt.“
„Davon kann bei dir kaum die Rede sein“, spottete Mel. „Du siehst fabelhaft aus, und du bist reich.“
Sarina ging zur Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. „Such nicht nach diesem Mann, Amelia“, warnte sie. „ Das kann ich dir wenigstens ersparen. Falls er noch lebt, stellt sich die Frage, ob er dich überhaupt kennenlernen will. Er war damals fast doppelt so alt wie ich und hat meine Jugend … ach was, mein ganzes Leben zerstört. Mein Vater hat ihm dabei geholfen.“ Sie sagte das, als würde sie die qualvolle Zeit noch einmal durchleben.
„Du hast deine Geheimnisse gut gehütet, Mum. Deine Familie lebte also in Silverton . Da hast du vermutlich auch Mike kennengelernt. Was ist mit meinen Großeltern?“
„Sie wurden bestraft.“
Mel näherte sich ihrer Mutter. „Wie bestraft?“
„Sie sind tot. Es war ein Verkehrsunfall.“
„Hast du dir das eben ausgedacht?“, fragte Mel misstrauisch. „Ich schwöre dir, ich werde alles nachprüfen. Es schmerzt mich, dass du so leiden musstest. Du warst noch fast ein Kind und hättest nicht schwanger werden dürfen. Trotzdem hättest du eine gute Mutter sein können, anstatt dich von mir abzuwenden.“
Sarina rührte sich nicht. „Wie sollte ich das, wo ich selbst so dringend Trost brauchte?“
Mel gab sich große Mühe, ihre Mutter zu verstehen. „Sag mir eins, Mum. Hast du Gregory geliebt oder nur für deine Zwecke benutzt?“
„Er konnte mir nicht widerstehen“, antwortete Sarina. „Ich habe starke Gefühle für ihn entwickelt, aber anfangs … ja, da habe ich ihn benutzt. Nach Mikes traurigem Ende hätte ich alles getan, um mich an den Männern zu rächen. Sie betrügen uns. Dev ist ein weit besserer Mann, als Gregory es je hätte sein können, aber auch er wird dich nicht heiraten, Amelia. Hör auf mich. Ich will dir nur helfen.“
„Zu spät, Mum. Dev und ich können nicht mehr voneinander lassen.“
„Bist du verrückt?“ Sarina sah ihre Tochter mit blitzenden Augen an. „Ich habe dich gewarnt. Am Ende werden deine Träume zerplatzen. Genau wie meine.“
9. KAPITEL
Rote Erdklumpen lösten sich aus den Hufen der Stute, auf der Mel über die weite Ebene jagte. Büschel wilder Blumen wirbelten durch die Luft. In der Ferne säumten kahle, lachsfarben schimmernde Hügel den Horizont. Gegen Mittag würden sie eine zimtbraune Farbe annehmen, dann ein dunkles Rot, um schließlich von der sinkenden Sonne in leuchtendes Gold getaucht zu werden.
Langsam legte sich Mels Erregung. Über ihr zog ein Adler seine Kreise, höher und immer höher. Auch ein Halsbandsittich begleitete ihren Ritt, umgeben von Scharen goldgrüner Loris. Mel war mit Koorakis wilder Schönheit vertraut. Sie trug sie in sich und wurde doch immer wieder von ihr überwältigt.
Die Stute strebte fast von selbst der schönsten Lagune zu,
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