Romana Extra Band 3
er ihr in dem anthrazitgrauen Armani-Anzug gefiel. „Aber warum haben Sie Amelia mitgebracht?“
Mel berührte es unangenehm, dass Sarina mit einem deutlichen italienischen Akzent sprach, den sie anscheinend für ihr neues Image wiederentdeckt hatte. Sie wollte antworten, aber Dev kam ihr zuvor, indem er sie an die Hand nahm und in den eleganten Salon führte.
„ Ich stelle hier die Fragen, Sarina“, sagte er unverblümt. „Doch zuerst sollten wir uns hinsetzen.“
Mel begriff, dass ein harter Kampf bevorstand. Sarina gab sich zwar gelassen, aber ihre unterschwellige Angst, die sie schon immer vor Dev gehabt hatte, entging Mel nicht. Sarina war nicht dumm und wusste, dass sie Dev im Ernstfall nicht gewachsen war.
„Da sehen wir uns nun alle wieder“, fuhr er in verbindlichem Ton fort. „Das haben Sie sich zuzuschreiben, Sarina, weil Sie sich weigern, reinen Tisch zu machen. Vielleicht sind Sie dazu auch gar nicht in der Lage. Noch mehr Lügen … und Sie landen vor dem Richter. Sie kamen als junge, schöne, verheiratete Frau nach Kooraki , wo mein Großvater unter seiner Vernunftehe litt. Sie verführten ihn … ob aus Berechnung, Geldgier oder Geltungsbedürfnis, sei dahingestellt. Als er älter und schwächer wurde, pflegten Sie ihn und machten ihn völlig von sich abhängig.“
Mel wagte nicht, ihre Mutter anzusehen. Die Anschuldigungen waren einfach zu schwer.
Sarina schien das nicht zu empfinden. Sie machte ein hochmütiges Gesicht und sagte: „Sparen Sie sich die Mühe, Dev.“
„Oh, Mum.“ Mel konnte sich nicht länger zurückhalten. „Gib doch endlich auf.“
Sarina blickte sie an, als hätte sie nicht richtig gehört. „Misch dich nicht ein, Amelia. Ich habe dir alles gesagt.“
„Nein, denn ich kenne den Namen meines Vaters immer noch nicht.“
„Denken Sie sorgfältig nach, bevor Sie antworten. Meinen Großvater konnten Sie um den Finger wickeln … mich nicht. Ich verlange in Mels Interesse völlige Aufklärung.“
So viel Autorität war Sarina nicht gewachsen. Sie zögerte noch einen Augenblick und fragte dann: „Habe ich Ihr Wort, dass Sie nichts gegen mich unternehmen werden?“
Dev nickte. „Vorausgesetzt, dass Sie uns nicht wieder zum Narren halten.“
Dann begann Sarina, die geborene Schauspielerin, zu reden …
Erst zu Hause begriff Mel, wie sehr sie getäuscht worden war. Auch Dev war auffallend schweigsam. Er zog sein Jackett aus, lockerte die Krawatte und meinte dann: „Ich könnte jetzt einen Drink vertragen. Wie steht es mit dir?“
Mel hob abwehrend die Hand. „Nein, lieber nicht.“
„Nicht doch einen Gin Tonic?“ Dev ging in die kleine Küche und öffnete den Kühlschrank. „Jetzt kennen wir endlich den Namen deines Vaters: Karl Kellerman. Ich habe mir im Hotel das Telefonbuch von Queensland geben lassen. In Silverton wohnen sechs Kellermans … darunter K. und R. Kellerman.“
Mel wartete, bis Dev die Drinks gemixt hatte, nahm ihr Glas und trank einen großen Schluck. „Außerdem wissen wir, dass Mums Eltern nicht bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind und ich Großeltern mütterlicherseits habe. Doch sie heißen nicht Cavallaro, sondern Antonelli. Wie ist Mum bloß auf Cavallaro gekommen?“
„Das weiß der Himmel.“ Dev setzte sich neben Mel aufs Sofa. „Jedenfalls hast du Verwandte … von Vaters und Mutters Seite her.“
„Bestimmt wollen sie alle nichts mit mir zu tun haben.“
„Das kannst du nicht wissen. Sie würden dir wahrscheinlich eine ganz andere Geschichte erzählen als Sarina.“
„Ja, vielleicht. Aber dieser Karl Kellerman hat sich nicht gerade ehrenhaft verhalten. Kein Wunder, dass Mum den Halt verlor. Er hat sie fürchterlich betrogen.“
„Das werden wir herausfinden.“
Es stellte sich heraus, dass Silverton zu den kleinen Städten gehörte, die zur Zeit des Goldrauschs entstanden waren. Der Ort machte einen idyllischen Eindruck. Die Parks waren grün und gepflegt, die Mangobäume blühten und die Poincianas breiteten ihre Büschel wie kleine Sonnenschirme aus.
Mel hatte im Internet herausgefunden, dass es eine „Kellerman Corporation“ gab, die kurz vor ihrer Geburt als Familienunternehmen gegründet worden war. Die Firma florierte seit dreißig Jahren und zählte zu den wichtigsten Produzenten von Trockenobst und Fruchtkonzentraten.
Den Kellermans ging es also gut. Erst vor wenigen Jahren hatten sie eine hypermoderne Fertigungsanlage eingeweiht und bei der Gelegenheit die Bilder von drei leitenden
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