Romana Extra Band 3
berittenen Cowboys, der einen widerspenstigen Stier in die entsprechende Richtung treiben wollte, zu unterstützen. Mel rief dem Mann eine Warnung zu, aber seine Peitsche sauste schon durch die Luft und traf den übereifrigen Bluey an der linken Schulter. Dieser schrie vor Schmerzen und löste damit bei den eingeschlossenen Tieren lautes Gebrüll aus.
Doch es kam noch schlimmer. Ein Stier brach plötzlich aus, ging mit gesenktem Kopf auf den unglücklichen Bluey los.
Mel erkannte die Gefahr sofort, in der auch sie schwebte, und reagierte instinktiv. Trotz ihrer Angst sammelte sie den erstbesten Ast auf und schlug damit auf den wütenden Stier ein, der daraufhin von Bluey abließ und angriffslustig den Kopf hob, während Mel wie erstarrt dastand.
Doch plötzlich tauchte Dev auf, stieß Mel unsanft zu Boden und warf sich dem gereizten Stier entgegen. Inzwischen hatten auch die anderen Männer die Gefahr erkannt und eilten ihm zu Hilfe. Der Vorarbeiter hatte sogar sein Gewehr angelegt, bereit, dem Tier die tödliche Kugel zu geben.
Zum Glück erwies sich das als überflüssig. Dev hatte die Aufmerksamkeit des Tiers erfolgreich auf sich gelenkt. Fast schien es, als besäße er hypnotische Kräfte, denn der Stier blieb regungslos stehen und ließ sich durch einen kräftigen Griff in den Nacken sogar zu Boden werfen.
Unter anderen Umständen, etwa bei einem klassischen Rodeo, hätte Mel die Szene begeistert verfolgt, aber hier waren Menschenleben in Gefahr.
Nachdem der Stier ins Hauptgehege bugsiert worden war, ging Bluey zum Erstaunen aller Anwesenden mit ausgestreckter Hand auf Dev zu. „Das war super, Boss!“, rief er voller Bewunderung. „Sie würden bei jedem Rodeo den ersten Preis gewinnen.“
Dev ignorierte jedoch die ausgestreckte Hand und sagte wütend: „Sieh mich an, Daniel.“
„Ja, Sir.“ Der bewundernde Ausdruck verschwand aus Blueys Gesicht. Er wurde puterrot und sah plötzlich sehr jung und verletzlich aus.
Dev konnte seinen Zorn kaum beherrschen. „Wie alt bist du?“, herrschte er den Jungen an.
Bluey räusperte sich verlegen. „Zweiundzwanzig, Boss“, stammelte er.
„Zweiundzwanzig!“, wiederholte Dev so laut, dass alle es hören konnten. „Dann lass dir sagen, dass du nicht viel älter wirst, wenn du so ein Kunststück noch einmal vorführst. Du hast durch deine Unbesonnenheit Mel und dich selbst in höchste Gefahr gebracht. Ihr hättet schwer verletzt werden können. Ist dir das klar? Ich weiß, dass du Mungo helfen wolltest, aber das war nicht nötig. Er kann sich selbst schützen … du nicht. Eigentlich müsste er dich mit seiner Peitsche tüchtig durchprügeln. Das wäre die richtige Lehre für dich.“
„Okay, Boss“, stotterte Bluey mit Tränen in den blauen Augen.
Das stimmte Dev milder. „Diesmal kommst du noch so davon“, erklärte er grimmig. „In Zukunft tust du die Arbeit, die man dir aufträgt. Natürlich ist es dir nicht verboten, deinen Kollegen zu helfen, aber sie sind alle weitaus erfahrener als du. Du musst noch viel lernen.“ Am Ende der Strafpredigt kniff er Bluey ins Ohr. „Geh und entschuldige dich bei Mel … obwohl sie ähnlich unüberlegt gehandelt hat.“ Und genauso mutig, ergänzte er im Stillen.
„Danke, Dev!“, rief Mel, die sich inzwischen aufgerappelt hatte. „Das habe ich gehört. Aber ich musste doch etwas tun.“
„Lassen Sie es gut sein, Miss“, raunte ihr der Mann zu, der ihr am nächsten stand. „Reizen Sie den Boss nicht noch mehr. Sie sehen doch … der Schreck ist ihm in die Glieder gefahren.“
Mel musste dem Mann recht geben. Sie wusste, dass Dev vor allem ihretwegen große Angst ausgestanden hatte. Hinzu kam die Erinnerung an Mike Nortons unglückliches Ende. Erst Mike und dann seine schöne Tochter?
Nein, das wäre zu viel gewesen.
Mel bemerkte zuerst, dass Blut durch Devs Hemd sickerte. Wie erstarrt blickte sie erst auf den dunklen Fleck und dann in Devs Gesicht. Er war inzwischen ruhiger geworden.
„Du bist verletzt“, sagte sie und knöpfte sein Hemd auf, ohne eine Antwort abzuwarten. Eine tiefe Wunde zog sich quer über seine Brust. „Das sieht nicht gut aus.“
„Keine Sorge“, erwiderte er ungeduldig. „Ich bin geimpft.“
„Das ist mir egal. Die Wunde muss behandelt werden. Und sag jetzt bitte nicht, das sei übertriebene Vorsicht.“
„Ich werde schon nicht verbluten“, versicherte er.
„Dann begleite mich wenigstens nach Hause, damit ich beruhigt bin.“
Seine blauen Augen leuchteten. „Und
Weitere Kostenlose Bücher