Romana Extra Band 4 (German Edition)
Gio mit Luca nach Florenz, und sie vermisste ihn sehr. Er wollte mit seinem eigenen Wagen zurückkommen, sobald er fertig war.
Doch dann rief er sie an und verkündete: „Es wird spät heute Abend. Camilla Ponti hat mich um eine Unterredung gebeten.“
„Wie bitte?“ Sie war bestürzt, weil er offenbar darauf eingegangen war. „Willst du dich wirklich mit ihr treffen?“
„Ja. Keine Sorge, sie wird mir nichts tun. Sie will sich wohl entschuldigen.“
„Oder dich dazu überreden, sie nicht wegen Körperverletzung anzuzeigen.“
Sekundenlang schwieg er. „Ich lasse mich überraschen“, antwortete er dann. „Jedenfalls wird es später. Es tut mir leid. Kommst du zurecht?“
„Natürlich, Gio. Vielleicht fahre ich zu Lydia und Massimo und übe schon einmal den Umgang mit einem Baby.“
Er lachte. „Das klingt gut. Ich rufe dich an, sobald ich mich auf den Weg mache. Pass auf dich auf, bella “, beendete er das Gespräch.
Anschließend verabredete Anita sich mit Lydia. Es wurde schließlich ein wunderschöner Abend zu dritt, denn Isabelle gesellte sich auch noch zu ihnen, während Massimo zu Luca hinüberging, der seine Kinder hütete.
Leo war ein bezauberndes Baby, aber Anita konnte nicht abschalten und dachte immer wieder darüber nach, was Gio wohl machte. Als er um zehn noch nicht angerufen hatte, fuhr sie nach Hause und versuchte, ihn zu erreichen. Es schaltete sich jedoch sogleich die Mailbox ein, und sie hinterließ keine Nachricht. Sie hatte kein Recht, ihn zu fragen, wo er blieb, denn sie war nicht seine Frau.
Schließlich ging sie ins Bett, konnte allerdings vor lauter Angst, dass ihm vielleicht etwas zugestoßen war, nicht einschlafen.
„Signore Valtieri, ich danke Ihnen, dass Sie bereit sind, mit mir zu reden.“
„Signora Ponti, nehmen Sie Platz“, empfing Gio sie in seinem Büro und schüttelte ihr die Hand, ehe er auf den Sessel wies. „Ich nehme an, Sie möchten sich entschuldigen.“
„Ja, was passiert ist, tut mir schrecklich leid. Ich brauche aber auch Ihre Hilfe und habe sonst niemanden, an den ich mich wenden kann.“
Schockiert betrachtete er die völlig aufgelöst wirkende Frau, die ihm am Schreibtisch gegenübersaß und verzweifelt die Hände zusammenpresste. Sie war in derselben schlimmen Verfassung wie vor einigen Wochen.
„Ich weiß nicht, ob ich Ihnen überhaupt helfen kann.“
„Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie Marco ausrichten könnten, dass ich seine Hilfe brauche. Er weigert sich, mit mir zu sprechen.“
„Das überrascht mich nicht. Eigentlich ist bei unserem Treffen ja alles gesagt worden. Warum Sie mir trotzdem aufgelauert und mich angegriffen haben, ist mir unerklärlich. Mir ist bewusst, dass Sie mich nicht verletzen wollten. Aber dass die Sache dann eskalierte und ich hätte verbluten können, ist in gewisser Weise auch Ihre Schuld. Also, warum sollte ich Ihnen jetzt helfen?“
Sekundenlang schloss sie die Augen, und ihr rann eine Träne über die Wange. Ist sie eine gute Schauspielerin, oder ist es echt? überlegte er.
Als Signora Ponti ihn wieder ansah, erkannte er den Schmerz in ihren Augen. Nein, sie machte ihm nichts vor, sie schien am Rande eines Abgrunds zu stehen, wie Gio sich entsetzt eingestand.
„Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich bereue, was ich Ihnen angetan habe“, erklärte sie leise. „Ich habe plötzlich rotgesehen und die Nerven verloren und wollte Sie für das bestrafen, was Sie mir angetan hatten.“
„Aber ich habe mich absolut korrekt verhalten. Sie hatten meinem Mandanten gegenüber keinerlei Ansprüche mehr, und das war von Anfang an klar.“
„Mir nicht. Mir war nur klar, dass ich alles versuchen musste. Haben Sie Kinder, Signore Valtieri?“
Was für eine seltsame Frage, dachte er und bekam Herzklopfen. „Nein“, erwiderte er. Dass es nur die halbe Wahrheit war, ging die Frau nichts an.
„Dann können Sie auch nicht verstehen, was es bedeutet, ein Kind so sehr zu lieben, dass man zum Äußersten bereit ist, um ihm zu helfen, auch zum Lügen, Betrügen und Stehlen.“ Sie nahm ein Foto aus der Handtasche und schob es in seine Richtung. „Das ist mein Sohn.“
Erst um kurz vor eins in der Nacht hörte Anita ihn zurückkehren. Sie wartete jedoch vergebens darauf, dass Gio ins Schlafzimmer kam. Als sie die Ungewissheit nicht mehr aushielt, stand sie auf, schlüpfte in ihren Morgenmantel und suchte ihn.
Er saß in dem dunklen Wohnzimmer auf dem Sofa und blickte zum Fenster hinaus.
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