Romana Extra Band 4 (German Edition)
hätten verbluten können. Warum tun Sie das für mich?“
Er lächelte wehmütig. „Ich habe Ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt. Zwar habe ich noch kein Kind, es kommt allerdings in einigen Monaten zur Welt. Und deshalb habe ich Verständnis für das, was Sie getan haben, auch wenn ich es nicht billige. Es ist mir wichtig, dass Ihr Sohn alles hat, was er braucht.“
Das war immer noch nicht die ganze Wahrheit, doch der Rest war zu privat und zu schmerzlich. „Ich melde mich wieder“, versprach er und fuhr nach Hause zu Anita.
Es war Zeit, sich ihr endlich anzuvertrauen, sie sollte erfahren, was geschehen war. Dann würde er sie bitten, zu verstehen, warum er nicht zulassen konnte, dass sie sich emotional zu sehr auf ihn verließ.
Gio fand Anita schlafend auf dem alten Sofa in der Küche. Sie sah so jung und unschuldig aus. Dass er sie damals vor fünf Jahren derart tief verletzt hatte, belastete ihn sehr. Heftige Schuldgefühle überkamen ihn.
Aber war er nicht auf dem besten Weg, das Ganze zu wiederholen? Er konnte mit der Liebe nicht umgehen und versagte, wenn es schwierig wurde.
Wie gern würde er alles richtig machen! Bisher war es ihm allerdings nie gelungen. Das durfte ihm dieses Mal mit Anita nicht passieren. Es wäre jedoch besser, wenn sie sich gefühlsmäßig nicht zu sehr an ihn band. In jeder anderen Hinsicht würde er ihr alles geben, was sie brauchte, und noch viel mehr. Doch zu inniger Liebe war er wahrscheinlich nicht fähig.
Eine Erklärung schuldete er ihr aber.
Als sie sich bewegte, beugte er sich zu ihr hinunter und strich ihr behutsam das Haar aus der Stirn.
„Ciao, bella “, sagte er leise, und sie öffnete die Augen.
„Gio! Du bist zu Hause.“
Zu Hause, dachte er. Es klang wunderbar, war jedoch eine gefährliche Illusion. Er atmete tief durch.
„Ja. Heute war ich früher fertig. Kann ich dir etwas bringen?“
„Gern einen Tee.“
„Möchtest du auch etwas essen?“, fragte er, während er den Kessel aufsetzte.
Sie nickte. „Aber keinen Toast, davon habe ich vorerst genug.“
Er fand ein Päckchen Cracker mit Meersalz und reichte es ihr. „Was hältst du davon?“
Anita nahm einen Cracker und probierte ihn. „Ja, die sind wunderbar. Danke.“
Ihr fiel auf, dass Gio einen eleganten dunklen Anzug mit weißem Hemd und Seidenkrawatte trug. Warum auch nicht? Er war geschäftlich unterwegs gewesen. Offenbar war er in seiner Wohnung gewesen und hatte sich umgezogen. Wahrscheinlich hatte er noch mehr Sachen mitgebracht.
„Warst du heute erfolgreich?“
Er lehnte sich an den Küchenschrank und lächelte. „Ja. Ich konnte Bruno Andretti überreden, Camilla Ponti gegenüber auf sein Honorar zu verzichten.“
Er verstand es glänzend, andere zu überzeugen, das war ihr klar. Sie ließ den Blick über den perfekt sitzenden Anzug gleiten, der seine männliche Ausstrahlung betonte. Er war einfach viel zu attraktiv und unwiderstehlich, wie sie sich eingestand.
„Zieh dich um, wir müssen einkaufen fahren. Ich wollte eigentlich schon viel früher los, bin aber eingeschlafen. Nun mach schon“, forderte sie ihn auf. Dann trank sie den Tee, den er ihr hingestellt hatte, und aß noch einige Cracker.
Als sie vom Einkaufen zurückkamen, legte Anita sich im Wohnzimmer auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein, während Gio das Essen zubereitete. Es gab gebratenes Hähnchen mit Cherrytomaten, dazu Penne mit Olivenöl und Basilikum.
„Es schmeckt großartig“, lobte sie ihn. „Ich hatte keine Ahnung, dass du so gut kochen kannst.“
„Natürlich kann ich das. Dafür hat Carlotta gesorgt. Wir alle können kochen, meine Geschwister und ich.“
Schließlich räumte er das Geschirr weg, machte ihnen einen Tee und setzte sich neben sie auf das Sofa.
„Nein, setz dich mir gegenüber, und lass uns Schach spielen“, schlug Anita vor. „Ich brauche eine Herausforderung, um wach zu bleiben.“
Nachdem Gio zwei Spiele hintereinander verloren hatte, war er es leid und schob das Schachbrett mit den Figuren beiseite.
„Warum hast du keine Lust mehr?“, fragte sie.
„Weil ich mich nicht konzentrieren kann. Ich muss mit dir reden, Anita. Es gibt da etwas, was ich dir schon längst hätte erzählen müssen.“
Endlich, dachte Anita und lehnte sich zurück. Dann betrachtete sie seine ernste Miene und klopfte neben sich aufs Sofa.
„Komm her“, forderte sie ihn liebevoll auf. „Was es auch ist, wir werden damit fertig.“
Hoffentlich, sagte Gio sich, fürchtete jedoch,
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