Romana Gold Band 13
Er war so fröhlich, so unbeschwert, dass sie stets gern mit ihm zusammen war.
Aber konnte man das Liebe nennen? Woran erkannte man überhaupt Liebe?
Olivia erinnerte sich daran, wie sie bei der Erwähnung von Max’ Namen erschauert war, und das Blut schoss ihr heiß in die Wangen. Was empfand sie für Max? Sie hatte nur einen einzigen Tag vor Jahren mit ihm verbracht, und dennoch wurden ihr die Knie weich, wenn sie nur seinen Namen hörte.
Sei nicht so dumm! ermahnte sie sich ärgerlich. Das war die harmlose Schwärmerei eines Teenagers. Es hat nichts mit Liebe zu tun. Vergiss diesen Mann. Denk an Christos!
Erneut fragte sie sich, aus welchem Grund er und sein Vater so überraschend nach London gekommen waren. Es musste sich um etwas Wichtiges handeln und so geheim sein, dass Christos nicht darüber reden durfte. Aber sie hatte gespürt, dass er ungewöhnlich angespannt und gereizt gewesen war, als würde er darauf brennen, mit ihr zu sprechen, und es doch nicht wagen. Christos hatte großen Respekt vor seinem Vater, was Olivia ihm nicht verübeln konnte. Konstantin Agathios war ein Furcht einflößender Mann. Und, egal was Christos auch gesagt hatte, Olivia fiel es schwer zu glauben, dass seinem Vater ihr Wohl am Herzen lag. Sie hatte, im Gegenteil, das Gefühl, dass Konstantin Agathios sie nicht einmal besonders mochte und höchst unangenehm reagieren könnte, sollte sie ihn verärgern. Sein jähzorniges Temperament war unverkennbar. Kein Wunder, dass Christos ihn nicht verstimmen wollte.
Am nächsten Morgen hatte Olivia kaum ihr Büro betreten, als schon das Telefon läutete.
„Hallo? Grey-Faulton , Abteilung Public Relations, Olivia am Apparat“, meldete sie sich und erwartete halb, Christos’ Stimme zu hören.
„Rodney Fielding vom Daily Globe “, meldete sich eine Männerstimme. „Wir sind bemüht, Mr Faulton ausfindig zu machen, um von ihm eine Stellungnahme zu der Schiffshavarie vor der türkischen Küste zu erhalten.“
„Eines unserer Schiffe?“, fragte Olivia überrascht. „Ich bin mir sicher, dass wir in diesem Gebiet keine Schiffe haben.“
„Es handelt sich nicht um eins von Faultons eigenen Schiffen“, erklärte der Reporter, „sondern um die Agathios-Kera-Reederei . Eine ihrer Fähren ist gestern Morgen bei dichtem Nebel zwischen Griechenland und der Türkei mit einem Öltanker kollidiert. Haben Sie noch nichts davon gehört?“
„Nein“, antwortete Olivia entsetzt. „Sagten Sie, die Fähre sei gesunken?“
„Ja, heute Morgen. Die meisten Passagiere konnten gerettet werden, aber vier Menschen starben und ein gutes Dutzend erlitten Verletzungen, meist Verbrennungen … denn es gab eine Explosion auf dem Öltanker.“
Olivia hatte Mühe zu verarbeiten, was der Reporter am anderen Ende der Leitung ihr da in so knappem sachlichen Ton berichtete. Erst gestern Abend hatte sie mit Christos über mögliche Havarien und Umweltkatastrophen gesprochen. Gott sei Dank brauchte sie in diesem Fall keine Anschuldigungen abzuwehren, denn ihre Reederei war ja nicht beteiligt.
„Mr Faulton hat Sie noch nicht über den Vorfall informiert?“, fragte der Reporter nun.
„Nein, warum sollte er auch? Es betrifft unsere Reederei doch gar nicht …“
Der Reporter fiel ihr sofort ins Wort. „Aber Mr Faulton sitzt doch im Aufsichtsrat der Agathios Kera , oder nicht?“
Olivia schluckte. Das hatte sie völlig vergessen. Ja, sicher. Ihr Verstand arbeitete fieberhaft. „Er weilt augenblicklich jedoch in London und nicht in Griechenland, wo sich der Firmensitz der Agathios Kera befindet.“
„Die Reederei hat auch eine Geschäftsstelle hier in London, und nach meinen Informationen findet dort heute Morgen eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung statt, die sich mit dem Unglück befasst.“
„Wirklich?“ Olivia war zu überrascht, um ihre Unwissenheit zu verbergen. „Das ist mir neu. Hören Sie, ich kann Ihnen wirklich nicht weiterhelfen. Wie es aussieht, weiß ich nicht einmal so viel wie Sie. Ich habe meine Stelle hier erst gestern angetreten.“ Sie überlegte angestrengt. „Und warum rufen Sie überhaupt bei uns an? Warum nicht im Londoner Büro der Agathios Kera ?“
„Was meinen Sie, was ich seit vier Stunden versuche?“, erwiderte der Reporter bissig. „Dort kommt man nicht durch. Es würde mich nicht wundern, wenn sie die Telefonhörer beiseite gelegt hätten. In den letzten Wochen hat es die Reederei hart getroffen. Erst der Tod von Kera, dazu Max Agathios’
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