Romana Gold Band 13
Statis heiratete eine Unbekannte.
Später wurde in einem prächtig ausgestatteten Saal das Hochzeitsessen serviert und reichlich Champagner ausgeschenkt. Desmond, der als Trauzeuge fungiert hatte, hielt eine launige Ansprache, und auch Alex’ Dankesrede war meisterlich.
Dann nahm Ginger die Glückwünsche von Anna und Tante Katherina entgegen. Während sie sich auch von Maria gratulieren ließ, beobachtete sie die beiden älteren Frauen besorgt. Im Hinblick auf die Geschichte, die Anna ihr an Bord der Jacht erzählt hatte, kamen die Schwägerinnen erstaunlich gut miteinander aus.
„Warum so ernst, Liebling?“, flüsterte Alex ihr heiser ins Ohr. „Bist du müde?“
„Nein, gar nicht.“
„Schade, dabei würde ich so gern mit dir zu Bett gehen.“ Ginger zwang sich dazu, Alex anzusehen. Er sah in seinem silbergrauen Anzug ausgesprochen attraktiv aus. In seinen Augen lag eine Mischung aus Freude und etwas, das Ginger nicht deuten konnte. Desmond gesellte sich zu ihnen, weil er unbedingt die Braut küssen wollte. Das machte ihm Alex jedoch ziemlich schwer, indem er sich hartnäckig weigerte, seinen Arm von Gingers Taille zu lösen.
Alex unterhielt sich inzwischen angeregt mit Sylvia. Die hatte Ginger mit einem hasserfüllten Blick unwirsch gratuliert und dann ihre ganze Aufmerksamkeit sofort wieder Alex zugewandt. Ginger war das gleichgültig. Ihr war ohnehin zumute, als durchlebte sie einen Albtraum. Sie konnte nicht begreifen, wie sie es so weit hatte kommen lassen können. Ihre Trauer über Eves Tod und Alex’ unwiderstehliche Anziehungskraft hatten sie in einen tiefen Zwiespalt gestürzt. Hin- und hergerissen zwischen ihrer Verliebtheit in Alex und der Verpflichtung ihrer besten Freundin gegenüber war sie Opfer ihres ungestümen Temperaments geworden.
Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich noch einmal eingestand, was sie so lange auch sich selbst gegenüber geleugnet hatte. Sie liebte Alex, und sie hatte ihr Ehegelöbnis nicht abgelegt, weil er sie dazu genötigt hatte, sondern weil sie es im Grunde ihres Herzens wollte. Zwischen Liebe und Hass war nur ein schmaler Grat, und im Aufruhr ihrer ersten sexuellen Erfahrungen hatte sich Ginger so oft zwischen den beiden Extremen hin- und herbewegt, dass sie nun auf fatale Weise miteinander verschmolzen waren. Sie war mit einem Mann verheiratet, den sie liebte, obwohl sie ihn eigentlich hassen sollte.
Ginger sah sich unter der erlesenen Gästeschar um. Es war niemand dabei, den sie kannte. Auf Annas Drängen hatte sie versucht, Tom und Vera zu erreichen, das Pärchen, mit dem sie die letzten Jahre eine Wohnung geteilt hatte, aber die beiden waren verreist.
Eve hätte an der Feier ihre Freude gehabt: Luxushotel, Gäste aus der High Society und die kleine Ginger Martin als Braut eines der begehrtesten Junggesellen. Ginger dagegen fühlte sich in dieser Umgebung eher hilflos.
Sie sah hinüber zu Alex, und bei dem Gedanken an die bevorstehende Hochzeitsnacht wurde ihr flau. Trotzdem genoss sie es, seinen starken Arm um ihre Taille zu spüren. Es vermittelte ihr ein Gefühl der Geborgenheit, wie sie es seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr erlebt hatte.
Nach der Feier zog sich Ginger für die Hochzeitsreise nach Paris einen eleganten zartgelben Hosenanzug an. In einem Regen von Reis und Konfetti stieg sie in Alex’ Jaguar. Er nahm auf dem Fahrersitz Platz und strich sich dabei lachend eine Handvoll Reis aus dem Haar.
„Damit könnte man ja ein hungerndes Kind in der Dritten Welt verköstigen“, sagte er.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir das ein großes Bedürfnis wäre“, erwiderte Ginger unwillkürlich bissig.
Er sah sie verwundert an. „Du scheinst wirklich nicht viel über mich zu wissen“, sagte er leise. Er ließ den Motor an und fuhr in Richtung Flughafen, wo sie in seinen Privatjet umsteigen sollten.
Einen Moment glaubte Ginger, in seinen Augen eine Verwundbarkeit zu entdecken, die sie tief berührte, aber diese Vorstellung verdrängte sie schnell. Schließlich kannte sie Alex nur zu gut …
„Keine Sorge, Liebling, wir sind gleich da, und bald wirst du mich sehr viel besser kennen. Keine Verzögerungstaktik mehr. Dann wirst du mir ganz gehören“, fügte Alex vielsagend hinzu, und der besitzergreifende Blick, den er dabei über Gingers schlanke Figur gleiten ließ, machte sie verlegen.
Als sie wenig später im Flugzeug saßen, lehnte Ginger sich zurück und schloss die Augen. Wieder einmal machte sie sich
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