Romana Gold Band 15
kennenzulernen“, sagte sie wahrheitsgemäß. Und fügte schmeichelnd hinzu: „Ist ihr Englisch ebenso gut wie Ihres?“ Sie wollte weiter aus dem Fenster schauen, doch ihr Blick wurde magisch von ihm angezogen, und verwirrt nahm sie wahr, dass er amüsiert war.
„Fast so gut. Aber dieses Vergnügen werden Sie wohl eine Weile verschieben müssen. Meine Mutter kommt nur selten auf die Finca. Sie zieht das Haus in Jerez vor.“
Das Lächeln auf ihrem Gesicht verschwand. Je eher sie Kontakt mit Johnnys Großmutter aufnahm, umso eher würde sie eine Mitstreiterin an ihrer Seite haben. Eine Mitstreiterin gegen den Mann, von dem von Minute zu Minute klarer wurde, dass er ein Gegner war. Ebenso enttäuschend wie diese Tatsache war es, dass er überhaupt keine Schwierigkeiten hatte, das strampelnde Baby zu handhaben. Im Gegenteil, es gefiel ihm, dass die kleinen Hände sein Haar durcheinanderwirbelten, und es schien ihm nichts auszumachen, dass sich auf seinen Knien nasse Flecken gebildet hatten.
Sie verfluchte ihn leise! Warum hatte er sie nicht in Ruhe lassen können? Johnny und sie waren gut zurechtgekommen, bis er seine arrogante Nase in ihre Angelegenheiten gesteckt hatte. Die Adoption wäre bald erledigt gewesen, das wusste sie, auch wenn Molly sie gewarnt hatte.
Molly Armstrong war die zuständige Dame vom Jugendamt. Eine kleine, energische Frau, zu der Cathy über die vielen Besuche und Berichte hinweg eine fast freundschaftliche Beziehung entwickelt hatte. Molly war diejenige gewesen, die Cathy in ihrer Panik nach Campuzanos erstem Auftauchen angerufen hatte und die sich trotz ihres vollen Terminkalenders Zeit für ein langes Gespräch am nächsten Morgen genommen hatte. Cathy badete gerade Johnny.
„Probleme?“, hatte Molly gefragt und Cathy das in ein großes Handtuch gewickelte Baby abgenommen, damit sie in der Küche Kaffee machen konnte. „Erzähl mir alles, aber langsam. Nicht so überdreht wie gestern am Telefon.“
Während sie ihren Kaffee tranken, hatte Cathy von Javier Campuzano berichtet, wobei sie allerdings ausließ, dass sie ihre wahre Identität ihm gegenüber verschwiegen hatte und er sie für die leibliche Mutter hielt. Zwar fühlte sie sich nicht sonderlich wohl dabei, aber wenn er erfuhr, dass die wahre Mutter Johnny einfach aufgegeben hatte, würde er nichts unversucht lassen, um das volle Sorgerecht für seinen Neffen zu erhalten.
„Du und Señor Campuzano, ihr seid beide in gleichem Maße mit dem Kind verwandt“, hatte Molly mit schief gelegtem Kopf gesagt. „Er könnte beantragen, dass er das Kind regelmäßig sehen und bei der Erziehung mitbestimmen kann.“
Genau das hatte Campuzano auch behauptet, aber Cathy wusste, dass er die totale Kontrolle wollte. Er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, sobald er die Wahrheit über Johnnys Mutter erfuhr.
„Und wenn das Baby bei seiner leiblichen Mutter wäre?“, hatte Cathy gefragt und gehofft, dass sie nicht so schuldbewusst aussah, wie sie sich fühlte. „Hätte die Familie des Vaters dann auch irgendwelche Rechte?“
„Tja, ich hatte dich vorgewarnt“, Molly hatte verständnisvoll gelächelt, „dass die Adoption vielleicht nicht durchgeht. Dass das Jugendamt davon ausgeht, dass die leibliche Mutter direkt nach der Geburt nur verstört war und sie später wieder ihr Kind annimmt. Das wird sich mit der Zeit herausstellen, und in der Zwischenzeit solltest du das Sorgerecht haben.“
Cathy konzentrierte sich darauf, das Baby anzuziehen, und versteckte das Gesicht hinter ihren langen Haaren. Sie fühlte sich verlogener als je zuvor in ihrem Leben.
„Ja, natürlich hat die Familie des Vaters bestimmte Rechte“, fuhr Molly fort. „Ein Kind braucht die Liebe und Fürsorge der ganzen Familie.“ Das war jedoch genau das, was Cathy nicht hören wollte.
Und deshalb hatte sie nachgegeben, hatte zugestimmt, nach Spanien zu fahren. Sie brauchte nur der Familie zu zeigen – was keine leichte Aufgabe sein würde –, dass sie eine fürsorgliche und gute Mutter war.
Cathy war so in ihre Gedanken versunken, dass sie weder bemerkt hatte, dass Javier sie beobachtete, noch hatte sie gehört, was er sagte. „Wie bitte?“, fragte sie verwirrt.
„Wir sind fast da. Sie können das Haus von hier aus erkennen“, wiederholte er übertrieben geduldig. „Ich hätte gedacht, es würde Sie interessieren, wo Ihr Sohn die meiste Zeit seiner Jugend verbringen wird.“
Dieser Mensch war unmöglich. Als ob über Johnnys Zukunft bereits
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