Romantic Christmas - Verlockung (German Edition)
»Ich bin kein Kind mehr.«
»Du kannst doch nicht dein ganzes Leben allein verbringen!« Trotz ihres barschen Tons schwang Verzweiflung in Kimberlys Stimme mit, denn sie fürchtete, ihre Tochter könnte niemanden mehr abbekommen. Dass Annie aus freien Stücken allein lebte, war ihr noch nie in den Sinn gekommen. »Professor Markson ist ein ganz wunderbarer Mensch. Du könntest es schlechter treffen.«
Eigentlich will sie damit sagen, dass mir im Grunde kaum eine Wahl bleibt, dachte Annie nicht ohne einen Anflug von Groll. Für ihre Mutter war sie ein beschädigtes und zerbrechliches Wesen, das Männer keines zweiten Blickes würdigten. »Kommt Caro auch?«
»Natürlich nicht!«, entgegnete Kimberly unwirsch. »Wir wollen doch, dass der Professor dich wahrnimmt. So gern ich Caro habe, aber sie stiehlt dir immer die Schau – selbst jetzt noch, wo sie verheiratet ist.«
Annies Kopf begann zu pochen – Caro war der einzige Lichtblick bei diesen rituellen Demütigungen. »Klar.«
»Ich erwarte dich um sieben für die Cocktails.«
»Vielleicht komme ich ein wenig später.«
»Arbeit?«
»Nein.« Wie sollte sie es nur formulieren? »Ich … ähm … habe eine ausgedehnte Führung im Nationalpark geplant.« Ihre Wohnung lag in der Nähe des Parks, aber ihre Eltern wohnten näher an San Francisco. Selbst mit einem schnellen Wagen würde sie für die Strecke über eine Stunde brauchen.
»Also wirklich, Annie! Du wusstest doch von diesem Essen.«
»Ich habe dich gebeten, keine Verabredungen mehr für mich zu treffen.« Besonders, da sie ohnehin nicht vorhatte, eine langfristige Beziehung einzugehen – oder gar zu heiraten. Überhaupt nicht. Und ganz gewiss nicht einen Mann, der eine Frau wie Caro erwartete und dann mit ihr vorliebnehmen musste. »Ich versuche, so früh wie möglich da zu sein, aber versprechen kann ich nichts.«
Nach ein paar spitzen Bemerkungen legte ihre Mutter schließlich auf. Erneut rieb Annie sich die Stirn und wanderte dann ins Badezimmer, das Handy noch immer umklammert. Nach diesem Telefonat brauchte sie dringend ein entspannendes Bad mit duftenden Salzen. Sie zog sich aus und während das Wasser einlief, setzte sie sich an den Wannenrand und massierte ihr müdes Bein.
Tut es noch weh?
Eine einfache Frage, wertfrei ohne jedwedes Mitleidsbekenntnis. Damit hatte er sie für sich eingenommen. Zudem hatte er einfach weiter mit ihr geflirtet, obwohl er doch wusste, dass sie unvollkommen war. Für ihn mochte es ohne Belang sein, doch ihr hatte es etwas bedeutet.
Nein, Angelica, das kannst du nicht! Dein Bein ist zu schwach.
Oft dachte sie, ihre Mutter wäre ins falsche Volk hineingeboren. Mit ihrem messerscharfen Verstand und ihrem Perfektionismus hätte sie eine gute Mediale abgegeben.
Nur bei ihr hatte Kimberlys Perfektionismus versagt.
Ihre Laune wäre bestimmt wieder in den Keller gesackt, hätte sie sich nicht erneut ihren Tagträumereien gewidmet. Wie es wohl wäre, Zachs wundervolle Lippen zu küssen? Dieser Mann war einfach sündhaft schön! Und wie er mit ihr geflirtet hatte … Wäre sie doch nur selbstbewusst genug, um zurückzuflirten! »Statt andauernd rot zu werden und vor Aufregung kein Wort herauszubringen«, murmelte sie.
Annie hatte schon genügend DarkRiver-Paare erlebt, um zu wissen, auf welchen Frauentyp dominante Gestaltwandler, zu denen Zach zweifelsfrei zählte, standen. Jede dieser Frauen war auf ihre Art besonders, aber vor allem strahlten sie Selbstsicherheit aus. Hielten mit ihren Meinungen nicht hinterm Berg und konnten auch austeilen. Männer wie Zach fühlten sich von klugen und starken Frauen nicht bedroht. Ganz im Gegenteil: Es reizte sie.
Und genau aus diesem Grund fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Schon nach der ersten Begegnung wusste sie, dass Zach nie sagen würde, dies oder jenes dürfte sie nicht tun. Er würde schlicht und ergreifend von ihr erwarten, dass sie mit ihm mithielt. Und das allein war Verlockung genug.
Die Badewanne meldete, dass sie voll war. Vor dem Einsteigen schnappte sie sich ihr Handy, das auf dem Kleiderhaufen thronte. Sie wollte ihre Cousine anrufen, denn die war Expertin in Sachen Männer.
Das Handy in Griffnähe, ließ sie sich mit einem Seufzer ins heiße Wasser gleiten. Nachdem sie zehn Minuten nur dagelegen und die Wärme genossen hatte, griff sie nach dem Apparat. In diesem Moment klingelte es. Wahrscheinlich wieder Mutter, dachte sie genervt. Ohne aufs Display zu achten, meldete sie sich und schaltete auf
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