Romanzo criminale
Leben zu machen. Genau, wie es Pischellos Vorstellungen entsprach: jeden Abend ein anderes Weib, Saufgelage, Koks, bis einem die Nase platzte, Autorennen auf der Autobahn, gegen die Fahrtrichtung. Es gab keine Perversion, die ihn nicht verlockte. Pischello war wirklich eigenartig. Wenn es mit ihm durchging, war er nicht mehr zu halten. Wie der junge Bufalo, jedoch sauberer und gerissener. Eines Abends hatten sie ihn mit einem Transvestiten erwischt. Fierolocchio nahm ihn auf die Schaufel. Hatte er keine Angst vor Aids? Pischello hatte die Pistole gezückt. Bufalo hatte ihm fest in die Augen geblickt. Pischello genierte sich, war jedoch entschlossen, nicht klein beizugeben. Der Transvestit gab ein ängstliches Quietschen von sich und wollte abhauen. Pischello schoss ihm ins Bein. Der Transvestit schrie auf und machte sich an. Bufalo ging zu Pischello und gab ihm einen Tritt in die Eier. Pischello blieb mit zusammengebissenen Zähnen stehen. Bufalo provozierte ihn.
– Wenn du ein Mann wärst, hättest du auf mich geschossen.
Pischello hatte die Pistole sinken lassen. Sie hatten dem Transvestiten Geld in die Taschen gesteckt und ihn vor dem Krankenhaus abgesetzt. Das blutverschmierte Auto hatten sie verbrannt. Es war nicht lustig gewesen. Bufalo hatte Fierolocchio überredet, der Gesellschaft beizutreten. Sie gaben Secco regelmäßig Geld. Pischello war der Kurier. Er ging aus und ein, wie es ihm beliebte. Er hatte seine Strafe abgebüßt. Ein Beispiel für gelungene Resozialisation, immer geschniegelt, immer höflich. Aber wie lange würde es noch dauern, bis er erwachsen wurde? Immer, wenn er Rossana sah, wurde ihm schlecht. Trotzdem vögelte er sie. Er hatte noch keine gefunden, die ihr im Bett das Wasser reichte. Dann wurde eines Tages die Drogenküche ausgehoben und Pippo Funciazza tauchte unter. Aus seinem Unterschlupf in Cinisi schickte er einen Jungen mit einer Botschaft. Er brauchte dringend zwei Kilo Stoff. Der Kurier war bereits benachrichtigt. Die Familie würde Bufalo über die Maßen dankbar sein, wenn es ihm gelänge, das Problem zu lösen. Bufalo kontaktierte Turco. Sie beschlossen, sich in zwei Kilometern Entfernung vom Flughafen Ronchi dei Legionari zu treffen. Der Junge zitterte vor Nervosität. Wenn Pippo auf die dritte Garnitur zurückgreifen musste, ging es ihm offenbar wirklich schlecht. Turco erschien pünktlich zur Verabredung. Er roch wohl den Braten, denn er sagte, er hätte zwar den Stoff, aber der Preis hätte sich verdoppelt. Der Junge antwortete, das sei Erpressung, und bat ihn nachzudenken. Es sei nicht ratsam, sich gegen sie aufzulehnen. Turco spuckte einen Batzen tabakgelben Schleims aus.
– Ich habe keine Angst, du Scheißitaker. Nehmt es oder lasst es bleiben.
Pischello machte eine Geste. Bufalo legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte fest zu. Er wusste, dass der Junge in der Tasche seines Trenchcoats eine Pistole mit Kugel im Lauf hatte.
– Ist gut. Wir akzeptieren. Wo ist der Stoff?
– Wo ist das Geld?
Bufalo machte dem Kleinen ein Zeichen. Der Kleine ließ das Schloss des Köfferchens aufspringen. Turco nickte, setzte ein breites triumphierendes Grinsen auf und forderte sie auf, ihm zu folgen. Der Stoff war im Auto, nur hundert Meter entfernt. Während sie zum Auto gingen, zog der Kleine Bufalo zur Seite.
– Warum hast du ja gesagt? Der Stoff ist viel zu teuer. Pippo wird sauer sein …
– Lass mich arbeiten, Trottel.
Turco machte den Kofferraum auf und holte zwei Säckchen
Brown sugar
heraus.
– Das Geld?
Bufalo zog seinen Revolver und verpasste ihm eine Kugel mitten auf die Stirn.
– Scheiße, ächzte der Kleine und ging kotzen.
Fierolocchio nahm die Säckchen. Bufalo wartete, bis der Kleine sich beruhigt hatte, drückte ihm die Säckchen und das Köfferchen in die Hand und sagte, er solle Pippo von ihm grüßen.
Später, als sie in die Toskana zurückfuhren, entschuldigte sich Pischello bei Bufalo.
– Wegen dieser Geschichte mit dem Schwulen.
– Schnee von gestern.
Zwei Tage später ließ Pippo Funciazza ausrichten, dass Dandi der Familie egal war. Bufalo lud sie alle in ein Luxusrestaurant ein. Zum ersten Mal, seit er aus der Irrenanstalt geflohen war, lachte er. Er trank fast eine halbe Flasche Veuve Cliquot und verkündete feierlich, dass der
dies irae
nah sei. Er wartete nur darauf, dass Conte Ugolino freigelassen wurde. Es konnte sich nur noch um Wochen, vielleicht auch nur um Tage handeln.
VI.
Kaum hatte Scialoja sein neues Büro
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