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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Dann hatte der Pächter wieder aufgesperrt, noch buckliger und gezeichneter als zuvor. Die Wärter gingen in Gruppen hinein, beim Herauskommen kratzten sie sich zwischen den Beinen. Abend für Abend kurz vor der Sperrstunde blieb eine Hure vor der Bar stehen und kratzte ihre letzten Groschen für den letzten Grappa zusammen. Sommer, Frühling, Winter, Herbst ... Sonne und Schnee ... Jahreszeit um Jahreszeit hatte er beobachtet. Und geträumt. Den Geschmack des Weins spürte er bereits im Herzen. Freiheit ist wie ein Rausch. Vor der Tür zögerte Bufalo. Die Freiheit ist wie ein Rausch. Er schob den Vorhang zur Seite, als wollte er ins Innere spähen, dann ließ er ihn wieder zufallen. Er hatte keine Lust zu trinken. Er wollte die kurze Zeit, die man ihm gewährt hatte, bis ins Unendliche ausdehnen. Er wollte sich die Zeit zurücknehmen, die man ihm gestohlen hatte. Er wollte alle Zeit der Welt. Ein Urlaub ist nicht Freiheit. Was die Vergangenheit anbelangte, sollte alles so bleiben, wie er es sich vorgestellt hatte. In seiner Erinnerung. Auch der Rausch. Bufalo ging zum Mercedes zurück. Eine grenzenlose Müdigkeit verlangsamte seine Bewegungen.
    – Bring mich zu Secco, befahl er dem Zigeuner.
    Dann stellte er die Rückenlehne ein und schloss die Augen. Während der Fahrt wechselten sie kein einziges Wort. Der Zigeuner hatte eine Kassette mit Zigeunermusik eingelegt. Eingelullt von Geigen- und Gitarrenklängen, verführt vom klagenden Gesang leidenschaftlicher Frauen, fiel Bufalo bald in einen schweren, traumlosen Schlaf.
    Secco umarmte ihn und gab ihm spielerisch einen Kinnhaken.
    – Wie viel ist auf dem Konto?
    Secco nannte eine Zahl.
    – So wenig?
    Secco stimmte die übliche Litanei an. Bei alldem, was in der Zwischenzeit passiert war, grenzte es an ein Wunder, dass sie nicht am Hungertuch nagten. Dandi war zur Bestie geworden. Man konnte nicht mal mit ihm reden. Er kontrollierte bis auf die letzte Lira, mischte sich überall ein, dachte nur noch an die eigenen Geschäfte und ließ die anderen Abfall fressen. Es war schlimmer als zu Sardos Zeiten. Schlimmer als in grauer Vorzeit. Und wer sich auflehnte, endete wie der arme Scrocchiazeppi. Ein Diktator. Genau das war der Boss geworden. Wenn sie so weitermachten, würde alles, was sie aufgebaut hatten, den Bach runtergehen. Bufalo unterbrach ihn mit einer entschiedenen Geste.
    – Fünfzig in bar und ein paar saubere Dokumente.
    – Gehst du nicht zurück?
    – Nein.
    – Sie werden dich suchen.
    – Wie lange brauchst du, um mir das alles zu besorgen?
    – Zwei, drei Tage ...
    – Ist gut. In drei Tagen. Am
Fungo
. Schick mir den Zigeuner. Er ist mir sympathisch.
    Secco wischte sich einen Schweißtropfen von der Stirn.
    – Und ... Dandi?
    – Grüß ihn von mir. Sag ihm, dass ich Luft schnappen möchte. Ich will keine Probleme machen.
    – Umso besser.
    Secco spielte die Rolle des unbeteiligten Vermittlers, aber die Enttäuschung war ihm ins Gesicht geschrieben. Sein rötliches Gesicht mit dem Mündchen, das nicht größer als ein Hühnerarsch war, zuckte.
    – Noch was: Schick mir zwei Huren.
    Die Mädchen kamen am Nachmittag. Sie mussten lange klopfen, bevor Bufalo aufwachte. Er musterte die beiden vollbusigen Mädchen in Minirock und Netzstrümpfen. Sie sagten zu ihm, dass es keine Grenzen gäbe: weder was die Zeit noch was ihre Leistungen anbelangte. Bufalo zog ein paar Hunderter aus der Tasche und schickte sie nach Hause, nicht ohne sich für die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.
    – Aber man hat uns bereits bezahlt!
    – Ist schon recht.
    Allein zu Hause fühlte er sich am sichersten. Immerhin hatte er noch ein Zuhause. Er hatte eine Haushälterin, die von Secco bezahlt wurde. Im Kühlschrank waren frische Nahrungsmittel. Am Abend ging er auf die Polizeiwache, um seine Unterschrift zu leisten, dann ins erstbeste Kino. Eine Sexkomödie. Er schlief fast während der ganzen Vorstellung. Er schlief noch immer, als der Kartenverkäufer ihn unfreundlich rüttelte. Er schlief während der ganzen fünf Tage seines Freigangs. Er verließ die Wohnung nur, um seine Unterschrift zu leisten und das Paket entgegenzunehmen, das ihm der Zigeuner pünktlich und ohne Fragen zu stellen vor dem
Fungo
aushändigte. Er schlief, bis die Frist seiner Rückkehr abgelaufen war. Erst als die Fernsehnachrichten von der Flucht berichteten, fühlte er sich endlich frei.
IV.
    Auf einen eleganten Stock gestützt, dessen Knauf die Form eines Windhundes hatte, und mit einer Aureole

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